Konkurrenz zu GPS 15.12.2016, 14:14 Uhr

Galileo geht mit acht Jahren Verspätung in Betrieb

Es ist geschafft: Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo ist am heutigen Tag mit acht Jahren Verspätung in Betrieb gegangen. Galileo ist im Gegensatz zum amerikanischen GPS rein zivil und deutlich genauer. Mit Galileo wissen autonome Autos auf den Meter genau, wo sie gerade sind.

Am 17. November startete eine Ariane 5 der ESA mit vier Galileo-Satelliten ins All. Jetzt sind auch diese vier Satelliten einsatzbereit, Galileo nimmt an diesem Donnerstag seinen Betrieb auf.

Am 17. November startete eine Ariane 5 der ESA mit vier Galileo-Satelliten ins All. Jetzt sind auch diese vier Satelliten einsatzbereit, Galileo nimmt an diesem Donnerstag seinen Betrieb auf.

Foto: Stephane Corvaja/ESA

Mit 18 von geplanten 30 Satelliten wird Galileo heute freigeschaltet. Auch wenn es bislang nur wenige Geräte auf dem Markt gibt, die mit Galileo navigieren können, ist Galileo ein Durchbruch. Neben dem amerikanischen GPS, das vor allem für das US-Militär aufgebaut wurde und seit gut 20 Jahren im Dienst ist, gibt es nun ein rein ziviles Navigationssystem, das dazu auch noch wesentlich genauer ist.

Während GPS die Standortdaten auf Basis von jeweils drei Satelliten berechnet, nutzt Galileo die Koordinaten von jeweils vier Satelliten. Während zivile Nutzer bei GPS Abweichungen 15 m in Kauf nehmen müssen, liefert Galileo in der Gratisvariante auf 4 m genaue Koordinaten. Kommerzielle Nutzer können die Position im Zentimeter-Bereich genau bestimmen.

Zwei Galileo-Navigationssatelliten sind fast am Ziel: Etwa vier Stunden nach dem Start erreichen sie ihre Umlaufbahn in 23.222 Kilometern Höhe. Dazu werden die In-Orbit Validation-Satelliten gleichzeitig von der Fregat-Trägereinheit getrennt. Quelle: 

Zwei Galileo-Navigationssatelliten sind fast am Ziel: Etwa vier Stunden nach dem Start erreichen sie ihre Umlaufbahn in 23.222 Kilometern Höhe. Dazu werden die In-Orbit Validation-Satelliten gleichzeitig von der Fregat-Trägereinheit getrennt. 

Foto:

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Für die Steuerung von Automobilen, Zügen, Flugzeugen, Schiffen, Fahrrädern oder Drohnen wäre das ein unglaublicher Fortschritt und eine große Unterstützung insbesondere bei autonomen Systemen. So experimentiert auch die Deutsche Bahn bereits mit autonom fahrenden Zügen. Die Autohersteller tun das sowieso, sind aber noch damit beschäftigt, die Kamera- und Sensortechnik zu optimieren.

Galileo ist großer Fortschritt für die Rettungsdienste

Ideal ist Galileo aber auch für die Rettungsdienste. So lassen sich in der See- und Bergrettung Verunglückte viel genauer orten und hoffentlich auch schneller retten. Das Besondere: Die Rettungsdienste können über Galileo Verbindung zum havarierten Schiff auf See oder dem Verunglückten in den Bergen herstellen und über die Verbindung in Gegenrichtung Informationen übermitteln.

Das Galileo-System beruht auf einer Konstellation von 30 Navigationsatelliten im Vollausbau. 

Das Galileo-System beruht auf einer Konstellation von 30 Navigationsatelliten im Vollausbau.

Quelle: DLR

Zudem überträgt Galileo die Signale für das demnächst vorgeschriebene automatische Notrufsystem eCall. Verunglückte Autos und Lkw rufen so automatisch die Rettungsdienste und übertragen die Koordinaten der Unfallstelle.

Mit Galileo dürfte den Europäern in der Konkurrenz mit den USA wirklich ein Durchbruch gelungen sein in Sachen Präzision und Nutzbarkeit. Davon sind offenbar nicht nur die Mitgliedsstaaten der EU überzeugt. An Galileo beteiligen sich auch asiatische Länder, allen voran die Schwergewichte China, Indien und Südkorea.

Start der Ariane 5 am 17. November 2016 in Kourou auf Französisch Guyana: Es waren die ersten vier Galileo-Satelliten, die mit einer Ariane-Rakete ins All gebracht wurden. Zuvor hatten die russische Trägerrakete Sojus 14 Satelliten in ihre Umlaufbahn geflogen.

Start der Ariane 5 am 17. November 2016 in Kourou auf Französisch Guyana: Es waren die ersten vier Galileo-Satelliten, die mit einer Ariane-Rakete ins All gebracht wurden. Zuvor hatten die russische Trägerrakete Sojus 14 Satelliten in ihre Umlaufbahn geflogen.

Quelle: Stephane Corvaja/ESA

Der Grund liegt auf der Hand: Gerade die Unternehmen Chinas und Südkoreas produzieren so viele elektronische Endgeräte für den europäischen Markt, dass sie nicht umhin kommen, beispielsweise die Smartphone-Navigation auf Galileo umzustellen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Samsungs Galaxy, Huawais Mate und Apples iPhone 2018 mit Galileo-Navi auf dem Markt kommen werden.

Auch Russland beteiligt sich an Galileo, trotz des eigenen Navigationssystems Glonass. Hinzu kommen kleinere Länder wie Israel, Marokko- Saudi-Arabien und die Ukraine. Fazit: Galileo hat die Chance, neben GPS zum zweiten Standard in Sachen Navigation zu werden.

Nur 11 von 18 Satelliten derzeit im Einsatz

Doch bis Galileo auf den Zentimeter genau Orientierung gibt, wird es noch etwas dauern. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass aktuell vier Satelliten gleichzeitig am Himmel verfügbar sind, ist noch gering. Nur elf der 18 Satelliten sind derzeit in Betrieb. Das ist zu wenig, um rund um die Uhr und an jedem Ort den Dienst schon anbieten zu können.

Ein Galileo-Satellit in seiner Umlaufbahn: Seit dem heutigen Tag steht das europäische Satellitensystem Galileo für Navigationsaufgaben zur Verfügung. 18 von geplanten 30 Satelliten kreisen derzeit um die Erde.

Ein Galileo-Satellit in seiner Umlaufbahn: Seit dem heutigen Tag steht das europäische Satellitensystem Galileo für Navigationsaufgaben zur Verfügung. 18 von geplanten 30 Satelliten kreisen derzeit um die Erde.

Quelle: ESA / Carril.

Derzeit fliegen zwei der 18 Satelliten in einer falschen Umlaufbahn, einer ist defekt und wohl nicht mehr einsetzbar. Vier weitere Satelliten müssen noch aktiviert werden. In zwei Jahren könnte das ganz anders sein. Bis dahin will die ESA weitere Satelliten in ihre Umlaufbahn bringen, so dass dann 24 Satelliten zur Verfügung stehen. Ab dann ist Galileo voll einsatzfähig.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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