Gemüseanbau in japanischen Hightech-Fabriken
Eine wachsende Zahl japanischer krisengeplagter Elektronikkonzerne wandeln derzeit ihre brachliegenden Fabriken um und züchten dort Salat, Gemüse sowie Obst. Die Technologie dieser Hightech-Pflanzenfabriken weckt auch zunehmend im Ausland Interesse. Da auf Pestizide verzichtet werden kann, stellt diese Anbauweise den Bio-Anbau in den Schatten.
Seit die Konkurrenz aus China und Südkorea den japanischen Elektronikkonzernen bei Smartphones, Halbleitern und Fernsehern zunehmend den Rang ablaufen, suchen sie nach neuen Wegen zum Überleben. Ziel ist es dabei nicht nur die vorhandenen eigenen Fabrikanlagen zu nutzen, sondern auch neue Anwendungsgebiete für ihre Technologien zu finden. Fujitsu musste 2009 drei Halbleiterfabriken schließen. Dort baut der Konzern jetzt in den staubfreien Reinräumen, in denen einst die Hightech Produkte entstanden, mit einer Belegschaft von 30 Leuten erfolgreich Salatköpfe an.
Reinräume werden zu Treibhäusern
Die Salatköpfe wachsen in einem fensterlosen Raum in wassergetränkten Kästen, die über ein computergesteuertes Leitungssystem mit Dünger und Nährstoffen beträufelt werden. Alle Mitarbeiter müssen Schutzkleidung und Mundschutz, wie in einem Labor tragen. Damit wird sichergestellt, dass keine Keime in die Fabrik kommen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Treibhäusern handelt es sich hier um ein luftdicht isoliertes System. Die hermetische Isolation verhindert, dass Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge eindringen können. Damit lässt sich auch der Kohlendioxidgehalt in der Luft um das Vier- bis Fünffache anheben, was das Wachstum der Pflanzen stark fördert. LED-Lampen sorgen für eine gleichmäßige Beleuchtung der Pflanzen, die für ihre Photosynthese ausreicht.
Lange Haltbarkeit
Diese Anbauweise ermöglicht es Fujitsu auch das Kalium-Niveau zu reduzieren. Dadurch eignet sich der Salat auch für ältere Menschen mit Nieren-Krankheiten. Da der Salat in einem keimfreien Umfeld wächst, hält er auch länger und kann bis zu zwei Monate im Kühlschrank gelagert werden. „Weil die Salatköpfe so lange frisch bleiben, haben wir einen Wettbewerbsvorteil beim Export “, erläutert Akihito Sato, Manager der Fujitsu-Anlage. Fujitsu will zunächst mit einer Produktion von 3500 Köpfen am Tag beginnen. Ziel ist es bis 2016 die Produktion im Wert von derzeit 1,5 auf dann vier Millionen Dollar im Jahr zu steigern.
Immer mehr Anlagen geplant
Andere Elektronikkonzerne in Japan sind Fujitsus Beispiel bereits gefolgt. So will Toshiba Gemüse in einer früheren Floppy Disc-Anlage in der Nähe von Tokio anbauen.
Panasonic will Ende dieses Jahres mit dem Verkauf von computergesteuerten Treibhäusern für den Anbau von Spinat beginnen. Und Sharp startete im vergangenen Jahr mit Labortests für den Erdbeeranbau in einer Indoor-Anlage in Dubai. Dabei nutzt der Konzern die neuesten Beleuchtungs- und Luftreinigungstechniken.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Angefangen hat die Entwicklung mit einer Salatfabrik in Kawauchi in der Nähe des Atomkraftwerks Fukushima. Nachdem die Bauern ihre Landwirtschaft wegen der radioaktiv belasteten Böden aufgeben mussten, kam man auf den Gedanken dort eine der größten Pflanzenfabriken des Landes aufzuziehen, die inzwischen rund 8000 Salatköpfe pro Tag hervorbringt.
Tokio subventioniert
Die Regierung in Tokio unterstützt diese Entwicklung seit kurzem auch finanziell, weil sie darin einen Weg sieht, die verkrustete japanische Landwirtschaft zu modernisieren und sogar zu revolutionieren. Die Durchschnittsgröße eines landwirtschaftlichen Betriebs in Japan ist 25-mal kleiner als die eines deutschen Betriebs. Verfügbare Hightech-Fabriken, wie die geschilderte von Fujitsu, haben sich in den zurückliegenden Jahren auf 380 vervierfacht, wie aus Regierungsstatistiken hervorgeht.
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