Hörgeräte-Technik entwickelt sich rasant
Immer mehr Menschen nutzen Geräte mit Dialogsteuerung. Das ergab eine repräsentative Befragung des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens TNS Infratest. Doch Sprachbedienung erfordert einen entsprechend gut ausgebildeten Hörsinn, der bei Bedarf mit ausgefeilter Hörtechnologie unterstützt werden muss. Und die brachte der Bundesverband der Hörgeräte-Industrie in diesem Jahr mit auf die IFA.
„Hören ist Hightech“, sagte Hans-Peter Bursig, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Hörgeräte-Industrie. „Deswegen sind wir auch zum zweiten Mal auf der IFA.“ Laut Bursig mache die Entwicklung von Hörsystemen rasante Fortschritte. „Aktuelle Hörgeräte sind mit Modellen, die beispielsweise vor drei Jahren entwickelt wurden, nicht mehr vergleichbar.“ Die Produkte der Industrie seien heute nicht nur in der Lage, eine Hörminderung durch Hightech auszugleichen, sondern bieten durch die Verknüpfung via Bluetooth mit Konsumelektronik wie Telefonen, Fernsehern und PCs einen spürbaren Mehrwert.
Auch die Leistungsfähigkeit sei beeindruckend. „Die Rechenleistung eines digitalen Hörsystems ist mit der von modernen PCs vergleichbar“, erklärte Bursig. „Im PC werden jedoch Netzteile mit einer Leistung von bis zu 1000 W eingesetzt. Moderne Hörgeräte kommen mit 1 mW aus. Das entspricht einem Millionstel der Leistungsaufnahme eines PCs.“
Ein guter Hörsinn ist auch in anderen Bereichen wichtig, denn immer mehr Menschen bedienen Geräte mit Dialogsteuerung, wie Navigationssysteme, Telefone oder auch PCs und Fernseher. Solche Geräte werden durch Sprache und Gehör bedient. Laut der Umfrage von TNS Infratest und dem Bundesverband der Hörgeräte-Industrie unter mehr als 1000 Personen geht jeder zweite Befragte davon aus, dass zukünftig noch mehr Geräte so bedient werden.
Moderne Hörgeräte mit TV, Handy und Co. vernetzbar
Sprache ist die einfachste und natürlichste Form der Kommunikation, daher vereinfachen Sprachtechnologien vieles. „Sprachsteuerung muss aber auch entsprechend intuitiv umgesetzt werden, damit sie eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung findet“, erklärte Jakov Cavar, Senior Director Technology, TNS Infratest. „Moderne Hörgeräte sind mittlerweile wahre Hightechwunder und lassen sich via Drahtlos-Anbindung einfach mit Produkten wie Flachbildfernsehern, Hi-Fi-Anlagen, Mobiltelefonen oder Tablet-PCs verbinden. Damit müssen Nutzer von Hörgeräten nicht auf Dialogsteuerung verzichten.“
Hörverlust setze schleichend ein, erläuterte Bursig. „Betroffene bemerken ihn oft erst nach vielen Jahren.“ Geräusche wie PC-Lüftergeräusche oder das Kühlschrankbrummen, die früher als störend empfunden wurden, werden nicht mehr wahrgenommen. Radio und TV laufen lauter als früher, in Gesprächen wird öfter nachgefragt. Die Betroffenen können sich jahrelang durch solche Kniffe behelfen, doch irgendwann bemerken sie, dass es ohne Hilfe nicht mehr geht.
„Die Technik ist anspruchsvoll“, so Bursig. „Es ist ein Dreiklang aus Lautsprecher, Mikrofon und Filtertechnologie auf engstem Raum und auf hohem Niveau.“ Hörgeräte müssen Audioinformationen aufbereiten, die wichtigen von unwichtigen Informationen trennen, d. h. menschliche Stimmen aufarbeiten und Störgeräusche ausblenden.
Zahl der Schwerhörigen nimmt zu
In Deutschland leiden bereits über 10. Mio. Menschen unter eingeschränktem Hörvermögen. Und laut demografischem Wandel mit immer älteren Bürgern werden es in Zukunft noch deutlich mehr sein. Ab 50 Jahre hat jeder Dritte Probleme damit, in allen Frequenzbereichen gut zu hören.
Doch die Entwicklung schreitet nicht nur in technischer Hinsicht voran, sondern geht auch unter modischen Aspekten neue Wege. Hersteller wie Siemens Widex, Phonak und Otiocon versuchen mit frischen Farben und ausgefallenen Designs die Akzeptanz zu erhöhen und Hörgeräte vom Nimbus des Altersmakels befreien. „Hörminderung kann jeden Menschen treffen“, so Bursig, „auch junge Menschen.“
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