In den Bildern dieser 360-Grad-Kamera können Sie spazieren gehen
Die nächste Revolution im Kino: Diese 360-Grad-Filmkamera erreicht eine so große Tiefenschärfe, dass man nachträglich am Schneidetisch an jeder Stelle Szenen einbauen kann. Möglich machen das Hunderte von Linsen, die nicht nur Lichtintensität und Lichtfarbe erfassen, sondern auch erkennen, aus welcher Richtung das Licht einfällt. Das erhöht die Tiefenschärfe enorm.
Erfunden hat die Kamerakugel das amerikanische Start-up Lytro mit Sitz im kalifornischen Mountain View. Die Lytro Immerge hat als 360-Grad-Filmkamera die Virtual Reality gleich inklusive. Das an ein kugeliges UFO erinnernde Gerät besteht aus Hunderten von Kameralinsen, die auf fünf breiten Ringen kreisförmig angeordnet sind. Diese Linsen messen nicht nur eintreffende Lichtmenge und Lichtfarbe, sondern können erkennen, aus welcher Richtung das Licht einstrahlt.
Freies operieren mit der Tiefenschärfe
Diese Lichtfeld-Technik hat Lytro schon in seiner Fotokamera Illum eingesetzt und nun für das ganz große Kino weiterentwickelt. Diese Technik erlaubt es dem Filmemacher, völlig frei mit der Tiefenschärfe zu operieren.
Sie erlaubt Schärfenverlagerungen von der hintersten zur vordersten Bildebene, was für das Kino ein völlig neues Seherlebnis verspricht. Zuvor völlig verwaschene Flächen oder gar das gesamte Motiv können nach der Bildaufnahme per Software in der Postproduktion noch in die Schärfenebene gezogen werden.
Betrachter geht im Bild spazieren
Der Clou: Der Betrachter kann sich in den 360-Grad-Sequenzen völlig frei bewegen. Laut Lytro-Chef Jason Rosenthal ist das Bild auf einem Raum von einem Kubikmeter scharf. Mit einer Virtual-Reality-Brille bestückt geht der Betrachter förmlich in der Rundum-Szenerie spazieren.
Die Lytro Immerge ist speziell mit VR-Spezialisten wie Vrse, Wevr und Felix & Paul entwickelt worden. Die Kamera ist sogar imstande, schon während der Aufnahme Realfilm und computergenerierte Animation zu mischen.
Lichtfeld-Technik erzeugt Daten-Tsunami
Es liegt auf der Hand, dass bei 360-Grad-Rundum-Aufnahmen, die auch noch die Information über die Tiefe der Szenen enthalten, eine riesige Menge an Videodaten anfallen. Deshalb wird Lytro zur Immerge-Kugelkamera einen Server zum Speichern der Aufnahmen gleich mitliefern.
Auch dieser Server kapituliert recht schnell vor dem Daten-Tsunami, nach etwa einer Stunde Filmmaterial ist der Speicher voll. Ein professioneller Dreh mit der Kamerakugel erfordert also für einen effektiven Drehtag einen ganzen Serverpark.
„VR wird der neue Trend in der Filmproduktion“
Selbstverständlich stellt der Hersteller der Kamerakugel auch eine eigene Bearbeitungssoftware zur Verfügung, die mit allen gängigen Videobearbeitungsprogrammen wie Nuke, Final Cut Pro, Avid Media Composer oder Adobe Premiere kompatibel ist. Außerdem gehört zum Lieferumfang eine Software für die Wiedergabe der Lichtfeldaufnahmen etwa auf einer VR-Brille. „VR wird der neue Trend in der Filmproduktionen“, glaubt Lytro-Chef Jason Rosenthal.
Einfache Steuerung per Tablet
Würde die Kugelkamera von Hand bedient, wären der Kameramann oder die Kamerafrau irgendwann immer im Bild. Die Kamera kann deshalb nur auf einem Stativ oder einem fahrbaren Dolly betrieben werden. Für eine Befestigung unter einer Drohne ist sie laut Lytro zu schwer. Die Steuerung der Immerge soll laut Hersteller denkbar einfach sein. Aufnahmen in Bewegung und spektakuläre Kamerafahrten können per Tablet vom Kameramann oder Kamerafrau aus der Ferne kontrolliert werden.
Anfang 2016 soll die Lytro Immerge für Filmprofis erhältlich sein. Einen exakten Preis für die Kugelkamera wollte Lytro-Chef Rosenthal bisher nicht verraten. Klar ist aber, das die neue VR-Kamera mit mehreren Hunderttausend Dollar zu Buche schlagen wird. Die Immerge soll aber rasch weiterentwickelt werden und innerhalb der nächsten drei Jahren auch für Otto Normalverbraucher erschwinglich werden. Dann gibt es endlich Opas 70. Geburtstag in 3D und später beim Schnitt in die Karibik versetzt.
Wem das zu viel ist, der kann ja die Geburtstagsfeier zumindest in 360-Grad-Fotos festhalten. Ist doch auch schon was.
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