Kluge Fensterscheiben wechseln ihre Tönung
Mit einer neuartigen Beschichtung für Glasscheiben kann der Hausbewohner selbst die Helligkeit, Farbtemperatur und Durchsichtigkeit der Fenster bestimmen. US-Forscher haben eine Struktur entwickelt, die in die Scheibe integriert oder nachträglich aufgebracht wird.
Setzt sich die neue Art des Fenster-Tunings durch, dann hätte die Gardine keine andere Funktion mehr als reine Dekoration zu sein. Die Polymer-Struktur, die entweder zwischen zwei Glasträger oder auch später auf das bereits eingebaute Fenster aufgebracht wird, verändert sich mit den Bedürfnissen der Bewohner. Das kluge Fenster kann blickdicht werden, wenn Privatsphäre erwünscht wird, es kann mehr oder weniger Licht durchlassen und sogar die Farbtemperatur wechseln.
Grundlage ist die Anzeigetechnik für elektronisches Papier
Seit drei Jahren basteln Wissenschaftler der University of Cincinnati gemeinsam mit Forschern von Hewlett Packard, Merck und der Universität von Taiwan am Tuning für Fenster, für das inzwischen auch ein Patent angemeldet ist. Grundlage für die Entwicklung sind die Anzeigetechniken, wie sie für elektronisches Papier verwendet werden, um das Aussehen von Tinte oder Farbe auf Papier nachzubilden. Auf diese Technik war das Wissenschaftlerteam bereits spezialisiert und wollte sie nun im größeren Maßstab verwenden, um damit ganze Fensterflächen abzudecken.
Dafür haben die Forscher zwischen zwei Glasträger eine Wabenstruktur aus Elektroden und Polymer-Knotenpunkten geschaffen. „Im Prinzip hat jede Farbe eine eigene Ladung“, erklärt Sayantika Mukherjee, der Leiter des Forschungsteams. „Wir legen eine Spannung an, die die verschiedenen Farben anzieht oder abstößt und in unterschiedliche Positionen bringt.“ Die Technik kann auch nachträglich auf bereits eingebauten Fenstern appliziert werden.
Blickdichtes Fenster lässt immer noch 90 % Licht durch
Im Vergleich zu herkömmlichen Gardinen, bei denen man sich meist zwischen dem Bedürfnis nach Privatsphäre oder dem Wunsch nach Licht entscheiden muss, kann das kluge Fenster nun beides gleichzeitig bedienen. Wird das Fenster milchig und damit blickdicht geschaltet, lässt es immer noch mindestens 90 Prozent des natürlichen Lichtes durch.
Auch die Farbtemperatur kann reguliert werden und zwischen warmem und kaltem Licht wechseln und so die Atmosphäre im Raum entscheidend verändern. Darüber hinaus seien auch weitere Konfigurationen möglich, sagen die Wissenschaftler. So könne zum Beispiel an heißen Sommertagen das sichtbare Licht hineingelassen, aber die Infrarot-Strahlung und die Wärme herausgefiltert werden. Im Winter dagegen wäre auch die Wärmestrahlung im Haus willkommen. Das neuartige Fenster könne, so die Forscher, überdies sehr preiswert hergestellt werden.
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