Projekt Medici 22.03.2016, 07:55 Uhr

Landminen: Suchgerät aus Bochum soll kolumbianische Bauern schützen

Ingenieure aus Bochum wollen nicht länger zusehen, wie jährlich Tausende Kolumbianer von Landminen verstümmelt werden. Sie entwickeln deshalb im Projekt Medici ein mobiles Suchgerät, das selbst Minen aus Plastik finden soll. Wie es funktioniert, lesen Sie hier. 

Die Entwicklung des neues Geräts zur Detektion von Landminen benötigt hoch kontrollierte Bedingungen. Die Bochumer Ingenieure arbeiten deswegen in einem Raum, der elektromagnetische Wellen absorbiert. 

Die Entwicklung des neues Geräts zur Detektion von Landminen benötigt hoch kontrollierte Bedingungen. Die Bochumer Ingenieure arbeiten deswegen in einem Raum, der elektromagnetische Wellen absorbiert. 

Foto: Damian Gorczany/RUB

Schätzungsweise 100.000 Landminen sind über nahezu alle 32 Bezirke Kolumbiens verteilt – meist gelegt von Rebellengruppen, um Lager und Kokafelder vor Regierungstruppen zu schützen. Doch Opfer der Bomben, die nicht töten, sondern verstümmeln, sind meist Bauern und ihre Familien, die in der Nähe von Feldern und Wäldern wohnen. Über 9000 Opfer beklagte das Land in den Jahren 2000 bis 2012.

Landminen sind mit Metalldetektoren nur schwer zu finden

Das kolumbianische Militär hat Schwierigkeiten beim Entschärfen der Landminen. Denn mit den gängigen Metalldetektoren lassen sich die Minen, die Rebellengruppen oft aus Alltagsgegenständen zusammenbauen, kaum aufspüren – dafür alle möglichen anderen Gegenstände.

Bei einem Besuch auf einem Trainingsgelände des Militärs in Tolemaida durften die RUB-Forscher hautnah erleben, wie schwer die Minensuche im kolumbianischen Urwald ist. Für das ungeübte Auge sind die Sprengfallen kaum zu erkennen.

Bei einem Besuch auf einem Trainingsgelände des Militärs in Tolemaida durften die RUB-Forscher hautnah erleben, wie schwer die Minensuche im kolumbianischen Urwald ist. Für das ungeübte Auge sind die Sprengfallen kaum zu erkennen.

Quelle: Christoph Baer/RUB

Stellenangebote im Bereich Elektrotechnik, Elektronik

Elektrotechnik, Elektronik Jobs
Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Product Compliance Officer (m/w/d) Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG
Putzbrunn Zum Job 
Stadtwerke Weimar Stadtversorgungs-GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur (m/w/d) Fernwärme Stadtwerke Weimar Stadtversorgungs-GmbH
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Elektrotechnikingenieur/-techniker (m/w/i) für die Prüfung von Messsystemen IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Propan Rheingas GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Senior Energieberater (m/w/d) Propan Rheingas GmbH & Co. KG
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur (w/m/d) mit Schwerpunkt Tunnelbetrieb Die Autobahn GmbH des Bundes
STOPA Anlagenbau GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker (m/w/d) Elektrotechnik / Automatisierungstechnik für Inbetriebnahme Außendienst (Elektrotechniker, Maschinenbauingenieur o. ä.) STOPA Anlagenbau GmbH
Achern-Gamshurst Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur (w/m/d) Elektrotechnik Die Autobahn GmbH des Bundes
Hamburg Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Versorgungstechnik/ Maschinenbau oder Elektrotechnik Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Broadcast Solutions GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur* in Vollzeit (m/w/d) Broadcast Solutions GmbH
Steinmeyer Mechatronik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steinmeyer Mechatronik GmbH
Dresden Zum Job 
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Senior Project Engineer - Capital Investments (all genders) AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts-Firmenlogo
Ingenieurin (m/w/d) TGA Elektrotechnik Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts
Hamburg Zum Job 
Vermögen und Bau Baden-Württemberg - Amt Ulm-Firmenlogo
Diplom-Ingenieur (FH/DH) bzw. Bachelor (w/m/d) der Fachrichtung Elektrotechnik, Versorgungstechnik, Gebäudeklimatik, Gebäude- und Energietechnik Vermögen und Bau Baden-Württemberg - Amt Ulm
Stadt Karlsruhe-Firmenlogo
Elektroingenieur*in - Fachbereichsleitung Elektro- und Maschinentechnik Stadt Karlsruhe
Karlsruhe Zum Job 
Stadtwerke Potsdam GmbH-Firmenlogo
Bauleiter (m/w/d) Realisierung Stadtwerke Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
degewo AG-Firmenlogo
TGA-Ingenieur / Projektmanager Technische Gebäudeausrüstung Sanierung (w/m/d) degewo AG
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Vertriebsingenieur (m/w/d) für den Bereich Key Account Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Universität Augsburg-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (m/w/d) Universität Augsburg
Augsburg Zum Job 
HENN GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in | Technische Ausrüstung Elektrotechnik / HLSK HENN GmbH
München Zum Job 

„Von 2000 gefundenen Objekten ist nur eines eine Mine“, sagt Christoph Baer. Der Ingenieur der Ruhr-Universität Bochum arbeitet deswegen mit seinem Team an einem Handheld-Gerät, das mit einem Bodenradarverfahren auch aus Plastikteilen zusammengebastelte Minen zuverlässig erkennen soll.

Bochumer Ingenieure setzen auf Bodenradarverfahren

Herzstück des neuen Geräts ist ein Bodenradarverfahren, das unter anderem in der Archäologie zum Einsatz kommt. Es besteht aus drei Hauptkomponenten: einer Antenne, einem Radar und einem System zur Positionsbestimmung. Die Antenne – eine Eigenentwicklung der Ingenieure – strahlt die vom Radar erzeugten Signale im Frequenzbereich von 500 MHz bis 4 GHz in den Boden ab und erfasst sie wieder, nachdem sie von Objekten reflektiert wurden. Ein System zur Positionsbestimmung ermittelt gleichzeitig kontinuierlich, an welcher Position sich das Messgerät in Bezug zum Boden befindet.

Um aus Plastikteilen zusammengeschusterte Minen zu charakterisieren, messen die Forscher die Stärke und den Zeitpunkt der Reflexion elektromagnetischer Wellen an den Minen.

Um aus Plastikteilen zusammengeschusterte Minen zu charakterisieren, messen die Forscher die Stärke und den Zeitpunkt der Reflexion elektromagnetischer Wellen an den Minen.

Quelle: Damian Gorczany/RUB

Minensucher sollen Sprengsätze mit dem Gerät dann auf den ersten Blick erkennen können. „Derjenige, der das Radargerät in der Hand hält, soll sofort ein Bild sehen können“, erklärt Forscher Jan Barowski. Das Problem: In Wirklichkeit punktförmige Objekte sehen auf Radarbildern zunächst wie gekrümmte Linien aus. Deswegen nutzen die Forscher eine Software, um die Linien in Echtzeit in Punktobjekte umzurechnen.

Computer simuliert Radarsignale unterschiedlicher Minen

Damit das Gerät unterschiedliche Minenformen erkennen lernt, hatten die Forscher verschiedene Modell-Minen aus Gegenständen des alltäglichen Lebens zusammengeschustert. Diese Eigenbauten bildeten sie dann im Computer nach und simulierten das spezifische Radarsignal. Mit den charakteristischen Mustern gefüttert soll das Suchgerät im Alltag viele der sogenannten improvised explosive devices der Rebellengruppen von anderen Objekten im Boden unterscheiden können.

RUB-Ingenieur Christoph Baer montiert die selbst gebaute Antenne für eine Messung. 

RUB-Ingenieur Christoph Baer montiert die selbst gebaute Antenne für eine Messung.

Quelle: Damian Gorczany/RUB

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das Projekt „Humanitarian Microwave Detection of Improvised Explosive Devices in Columbia“ (Medici) zunächst für 24 Monate. In dieser Zeit, so schätzen die Forscher, werden sie allerdings nicht bis zum Prototyp kommen. Dafür benötigen sie noch einmal zwei bis drei Jahre. Team Medici hofft deswegen auf eine Anschlussfinanzierung. „Alle Minen müssen gefunden werden, denn es geht um humanitäre Minensuche“, sagt Baer. „Und deswegen ist es auch klar, dass es in unserem Projekt keine Patente geben wird.“ Profit wollten die Forscher aus ihrer Arbeit auf keinen Fall schlagen. „Es geht darum, zu helfen.“

Ein elektronisches Gerät, das über Sensoren sogar Waffen riechen kann, hat das israelische Unternehmen Tracense entwickelt.

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.