Leuchtstoffe von Tailorlux als Echtheitsnachweis
Für Produktpiraten wird es eng: Ein Unternehmen aus Münster bietet Herstellern für ihre Ware einen neuen optischen Sicherheitscode an, gegen den Nachahmer keine Chance haben. Dafür werden winzige Leuchtstoffe in das Original eingearbeitet. Beschienen mit Licht einer bestimmten Frequenz beginnen die Pigmente zu leuchten. Das Farbspektrum ist für jedes Teil charakteristisch.
Ruckzuck ist die Dichtung des neuen Duschthermostaten defekt. Der Wasserkocher beginnt nach wenigen Wochen zu qualmen, um gleich danach den Geist endgültig aufzugeben. Und ein Medikament, das stets die Leiden linderte, hat plötzlich gar keine Wirkung mehr: Alle Produkte sind Fälschungen, die sich von den Originalen kaum unterscheiden. Die legalen Produzenten tun sich oft schwer, die Fälschung zu beweisen. Sie werden in Regress genommen.
Millionen verschiedene Codes sind möglich
Muss aber nicht sein. Tailorlux, ein junges Unternehmen in Münster, das aus der dortigen Fachhochschule hervorgegangen ist, stellt winzige Farbpartikel her, die sich in die Oberflächen von Produkten integrieren lassen.
Werden sie mit Licht einer bestimmten Frequenz beleuchtet lumineszieren sie, senden also ein charakteristisches Lichtspektrum aus, das sich mathematisch beschreiben lässt. So lassen sich echte Produkte von Fälschungen unterscheiden. „Millionen von differenzierbaren Kennzeichnungen sind möglich“, sagt Carsten Otte, bei Tailorlux zuständig für das operative Geschäft. Jedes Produkt erhält seinen eigenen optischen Code.
Fälschen lässt er sich nicht, beteuert Otte. Da er keine Daten speichert wie etwa ein elektronischer Code lässt sich die optische Variante von Außen nicht manipulieren. Und einen Nachbau der Partikel und deren charakteristische Mischung hält er für ausgeschlossen.
Pigmente schützen Druckfarben
Eine Reihe von Unternehmen schützen sich bereits mit den Pigmenten aus Münster vor Nachahmern. So integriert der Zahnarzt Dr. Bernd Johnki sie in seine Erfindung, einen Prothesenabzieher.
Die Printcolor Firmengruppe bietet die Einarbeitung der Sicherheitspigmente in Druckfarben oder Tinten an, die Jokari-Krampe GmbH aus Ascheberg-Herbern kennzeichnet ihre Abisolierwerkzeuge mit den Pigmenten, um Plagiaten und ungerechtfertigten Reklamationsansprüchen entgegentreten zu können.
Die lumineszierenden Elemente basieren auf Seltenen Erden, das sind spezielle Metalle, die auch in der Elektronik verwendet werden. Da die Münsteraner allerdings nur Mengen im Nanobereich benötigen fällt diese Nutzung kaum ins Gewicht. Die Pigmente sind immun gegen Angriffe von Säuren und Laugen, bis zu einer Temperatur von 1800°C stabil und reagieren nicht mit anderen Stoffen.
Selbst nach einer mechanischen Zerstörung der Produkte oder einem Brand lassen sich die Pigmente noch nachweisen. „Generell ist die Kennzeichnung praktisch unbegrenzt haltbar und damit so dauerhaft wie das Produkt selbst“, so Otte.
Prüfung per Handy prinzipiell möglich
Weil die Pigmente in geringer Konzentration in das Produkt eingearbeitet werden – es reichen 100 bis 500 Partikel auf eine Million Teilchen des Basismaterials – hat das Fälschungsschutzsystem keinen Einfluss auf die Materialeigenschaften.
Die Tailorlux-Wissenschaftler können sich vorstellen, dass künftig jedermann nachprüfen kann, ob ein Produkt gefälscht ist. Dazu könnten in Zukunft leicht modifizierte Smartphones mit einer speziellen App reichen, so Andre Bleise, Leiter Anwendungstechnik bei Tailorlux.
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