Mit GPS und JDAM jede Bombe präzise ins Ziel steuern
Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing hat Ende Mai einen Auftrag der US Air Force im Wert von mehr als drei Milliarden US-Dollar für die Produktion so genannter Joint Direct Attack Munitions (JDAM) erhalten. Dabei handelt es sich um Nachrüstgeräte, die auf Bomben aufgesetzt werden, um sie treffsicher zu machen. JDAM ermöglicht die individuelle Steuerung jeder einzelnen Bombe mittels GPS.
Jahrzehntelang wurden Bomben in Zielnähe schlicht und einfach abgeworfen. Manchmal trafen sie – meistens jedoch nicht. Das war sogar noch im ersten Irak-Krieg (1990/91)so. Inzwischen gibt es Steuermöglichkeiten für jede einzelne Bombe. Und die Präzision hat ein ganz erstaunliches Maß erreicht.
Koordinaten können sogar nach Abwurf der Bomben noch eingegeben werden
Bei dem JDAM-Gerät können die Ziel-Koordinaten vor der Beladung des Flugzeugs mit Bomben, während des Fluges manuell im Flugzeug selbst oder per Funk selbst nach dem Abwurf der einzelnen Bombe eingegeben werden.
Weitere Daten wie die Windgeschwindigkeit, die Geschwindigkeit des Flugzeugs beim Bombenabwurf, die Temperatur und andere Parameter, die auf den Flug der Bombe ins Ziel Einfluss haben können, werden ebenfalls per Funk überspielt.
Ein typischer Fall ist, dass der so genannte Weapons Operator an Bord des Bombers nach Angaben vom Boden oder von anderen Flugzeugen, Satelliten oder auch Schiffen die einzelnen Ziele erst sehr spät, häufig erst nach dem Abwurf eingibt. Der Flug der Bombe ins Ziel wird GPS-gesteuert und über kleine Bewegungen des Leitwerks der Bombe bewirkt. Voraussetzung ist allerdings stets, dass ein GPS-Signal verfügbar ist.
Langer Weg bis zur heutigen Treffsicherheit
Die Arbeiten an einer GPS-Steuerung einzelner Bomben laufen schon seit den frühen 1990er-Jahren. Damals stand noch eine Kombination von Trägheitsnavigation (INS) und GPS im Mittelpunkt. Ziel war von Anbeginn an eine hohe Treffsicherheit der Bomben in Verbindung mit tragbaren Kosten je Bombe für das Zusatzgerät.
Neben der geforderten Treffsicherheit aus Abwurfhöhen von bis zu 20.000 m muss die Bombensteuerung auch in der Lage sein, gegebenenfalls einem sich bewegenden Ziel – etwa einem Fahrzeug – zu folgen. Die Alternative zur GPS-Steuerung war – und ist auch heute noch – die so genannte Cruise Missile. Bei diesem Marschflugkörper handelt es sich allerdings um eine extrem teure Waffe, deren Einsatz vielfach aus Kostengründen nicht zu rechtfertigen ist.
Bei jeder Entwicklungsstufe der GPS-Steuerung sind vom militärischen Auftraggeber kleinere Stückzahlen an Zusatzgeräten erworben worden. Eine Einführung, die einen wesentlichen Teil des gesamten Bombenbestands abdeckt, zeichnet sich erst in jüngster Zeit durch den genannten Großauftrag an Boeing ab.
Hohe Treffsicherheit aber auch hohe Kosten
Bei der nun georderten neuesten Version wird eine Treffgenauigkeit auf fünf Meter garantiert. Für den schlechtesten Fall, dass nämlich das GPS-Signal zeitweilig ausfällt oder gestört wird, gilt immer noch eine Treffgarantie von 30 m. Eine noch größere Treffsicherheit lässt sich bislang nur mit Radar-Illuminierung des Ziels erreichen.
Das aber setzt voraus, dass das Ziel gut sichtbar ist, was bei Nebel, Wolken, Qualm und Nacht sowie geschickter Tarnung des Ziels auch mit relativ guten Radar-Zielgeräten keineswegs immer der Fall sein muss. Bei Testserien mit JDAM-bestückten Bomben arbeitete das jeweilige Gerät in mehr als 95 Prozent aller Fälle einwandfrei.
Hoch ist allerdings auch der Preis je Einheit. Bei dem Großauftrag für Boeing errechnet sich ein Preis von rund 25.000 US-Dollar je JDAM-Gerät – ohne die Bombe selbst.
Zufrieden ist die US Air Force auch immer noch mit einem alten Hase aus dem Hause Boeing: ihr ältester Bomber B-52 soll noch weitere Jahrzehnte im Einsatz bleiben.
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