NTT digitalisiert 3000 historische Handschriften der Vatikan-Bibliothek
Ihre Schätze machen sie zu einer der bedeutendsten Bibliotheken der Welt: 80.000 Handschriften liegen im Vatikan. Werke, die die Menschheitsgeschichte seit dem 2. Jahrhundert nach Christus beschreiben. Jetzt werden 3000 Handschriften vom japanischen IT-Konzern NTT digitalisiert und bald im Internet nachzulesen sein.
Zwar ist die Vatikanische Bibliothek erst vor knapp 600 Jahren von Papst Nikolas dem Fünften eingerichtet worden. Ihre unermesslichen Schätze an Büchern und Dokumenten reichen aber bis in das zweite Jahrhundert unserer Zeitrechnung zurück. Werke, deren Zerstörung durch Alterung, Benutzung oder gar durch ein Feuer ein unwiederbringlicher Verlust wäre. Denn bislang sind die 80.000 Handschriften mit insgesamt rund 40 Millionen Seiten nicht digitalisiert und damit für die Nachwelt noch nicht aufbereitet.
Das soll sich nun ändern. Der Vatikan hat den japanischen IT-Konzern NTT beauftragt, die ersten 3000 Handschriften einzuscannen und aufzubereiten. Eine Arbeit, die vier Jahre dauern wird. Die ersten 256 Handschriften wurden bereits digitalisiert und stehen auf der Homepage der Vatikanbibliothek zur Verfügung. Allerdings stammen dies aus einer Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg.
Erfassung von 3000 Handschriften dauert vier Jahre
NTT Data hat sich zunächst verpflichtet, für die ersten vier Jahre des Digitalisierungsprozesses die Kosten in Höhe von voraussichtlich 18 Millionen Euro zu übernehmen. NTT steht es allerdings frei, Sponsoren zu finden. Wer später in der Digitalen Bibliothek die Dokumente liest, wird dann auf jeder Seite das oder die Logos der Sponsoren finden.
Die Digitalisierung der Vatikanischen Bibliothek läuft gegenwärtig mit einer Testphase an. Unter ständiger Aufsicht durch die Bibliothekare werden zunächst 3000 Handschriften digitalisiert. Die ausgewählten Dokumente befassen sich mit Amerika vor der Kolonialisierung sowie mit Ländern des Fernen Ostens wie China und Japan.
Zu den Dokumenten gehören nach Angaben des L’Osservatore Romano Schriften wie ein aztekisches präkolumbianisches Manuskript vom Ende des 16. Jahrhunderts, das in der Nähe von Puebla in Mexiko geschrieben wurde, und die Urbino-Bibel mit den 73 in kufischer Schrift geschriebenen Koranfragmenten, die 1946 in die Vatikanbibliothek gekommen sind.
Die Digitalisierung der empfindlichen Werke erfolgt in den Räumen der Vatikanischen Bibliothek, sagte der NTT-Firmenchef Toshio Iwamoto. Dazu werden – wie auch für die weiteren Arbeiten – spezielle Scanner eingesetzt, die jegliche Beschädigung der Dokumente ausschließen sollen. Das besonders geschulte Personal arbeitet mit speziellen Handschuhen und muss Schmuck und Uhren ablegen, um auch den geringsten Kratzer zu vermeiden.
Die fünf eingesetzten Scanner nutzen für den Scannvorgang ein Licht, das Helligkeitsschäden an den Dokumenten vermeiden soll. Die Fenster der Bibliothek bleiben während der Arbeiten geschlossen, die Vorhänge zugezogen. Damit sollen Staub und Außenlicht abgehalten werden.
Den Zugang zu den digitalen Dokumenten finden Interessenten künftig über die Website des Vatikans. Nach den derzeitigen Planungen sollen die ersten Dokumente dort in der zweiten Hälfte dieses Jahres einzusehen sein.
50 Personen scannen 43 Trillionen Bytes
Das Einscannen der ersten 3000 Dokumente soll 2018 abgeschlossen sein. Dabei werden 50 teils italienische, teils japanische Fachleute insgesamt 43 Trillionen Bytes zu bewältigen haben.
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