Passabler Klang auch für schmale Geldbeutel
der richtige Sound. Zwar ist ein PC keine Hi-Fi-Anlage. Dennoch verschaffen schon recht preiswerte PC-Aktiv-Boxen ein akzeptables Klangerlebnis.
Ehemals als teure Krönung der Lautsprechertechnik im Hi-Fi-Bereich erfolglos annonciert, gehören preisgünstige Mini-Aktiv-Boxen heute zum Standardangebot jedes Computer- und Elektronikmarktes. Die Multimediawelle bescherte die entsprechende Nachfrage. Doch bislang schien die Klangqualität unwichtig. Hauptsache, es war zu hören, was auf der CD-Rom gespeichert ist.
Multimedia im Computer belebte bislang das klassische Hi-Fi-Angebot an Lautsprechern und wirbelte gewachsene Strukturen kräftig durcheinander. Kleine und magnetisch abgeschirmte Lautsprecher mit eingebauten Verstärkern wurden zum Standard.
Festzuhalten ist: Preisdruck kostet Qualität. Der Sound ist nicht der einer High-Fidelity-Anlage. Schon für den Preis einer aktuellen CD kann man ein Paar aktive Lautsprecher bekommen. Im Vergleich zu teuren Hi-Fi-Lautsprechern brachten die Computer-Systeme einen Preisrutsch nach unten in bis dahin nie für möglich gehaltene Dimensionen. So günstig wurden bisher nicht einmal passive Boxen angeboten. Über den Klang der kleinen Plastik-Kisten schweigt man sich meistens aus.
Wir wollten es genau wissen und haben Scenic S 9775302 Aktiv-Boxen gekauft. Der Preis über den Vertreiber Staples: DM 24,95. Regulär werden gleich aussehende Multimedia-Aktiv-Boxen im Computer- und Elektronik-Handel zwischen 40 DM und 70 DM angeboten.
Soviel vorweg: Zu diesen Preis gibt es an den anthrazitfarbenen Plastikböxchen nichts zu mäkeln. Auch für das doppelte Geld kann man damit noch zufrieden sein. Wenn auch Baßwiedergabe, Auflösung und Durchzeichnung des Klanges zu Wünschen übrig lassen. Wichtig: Die Klangfehler nerven nicht.
Gretchenfrage: Preis oder Qualität Die Frage ist also – warum soll man ein Paar Hi-Fi-Boxen für rund 1000 DM kaufen, wenn kleine Aktiv-Lautsprecher für ein Viertel des Preises (Testsieger Philips DSS 330) oder sogar für nur 25 DM ebenfalls passablen Klang bieten? Wir haben deswegen die Multimedia-Boxen mit einem guten passiven Lautsprechersystem, dem Elac CL 82i verglichen. Klanglich und von der Verarbeitung her wird diese 1038 DM teure Referenz von allen Testgeräten nicht erreicht.In Mehrwege-Boxen wird das Signal in einer Frequenzweiche passend zu dem Übertragungsbereich der Lautsprecherchassis aufgeteilt – bei Zweiwege-Boxen in Tief/Mittel- und Hochtonbereich. Bei aufwendigen Entwicklungen wie dem Terratec Subsession wurde jedes Lautsprechersystem vom Tief- über den Mittel- bis zum Hochtonteil mit separaten Kabeln an die Verstärker angeschlossen. So lassen sich gegenseitige Beeinflussungen der Signale ausschließen und die Klangmöglichkeiten der Lautsprechersysteme voll ausschöpfen. Man nennt das „Bi-Wiring“ bei Zweiwege-Boxen, „Tri-Wiring“ bei Dreiwege-Boxen. Vorteilhaft sind kleine Gehäuse. Auch in Kunststoff sind sie aufgrund der Form und Abmessungen schon stabil. Testsieger Philips und das Yamaha-System YST MS 55 D USB weisen diese recht stabilen Gehäuse auf. Kompakte Kunststoffgehäuse erzeugen beim Mitschwingen nur geringe Klangverfärbungen, wie das Scenic-Boxenpaar zeigt. Trotz der Defizite in einzelnen Frequenzbereichen beeinflußt die Box die Klangfarbe nicht wesentlich.Um ganz sicher zu sein, werden Lautsprechergehäuse versteift, weil bei großer Lautstärke und einem Hub der Baßmembranen um 5 mm schon ein Zehntel dieses Hubes ausreicht, um mit 10fach größerer Gehäusefläche noch einmal genau denselben Schalldruck unkontrolliert abzustrahlen. Das soll nicht sein, ist aber nicht völlig auszuschließen. Das Terratec-Subsession-System und die Elac-Boxen sind so verarbeitet. Bei perfektionistischen Ansprüchen führt die Forderung nach absolut „toten“ Gehäusen zu unbezahlbaren Konstruktionen.Im Hörvergleich klingt ein guter Lautsprecher klar und offen. Mit Leichtigkeit gibt er die komplizierteste Musik wieder Klangfarben sind natürlich zu hören. Die Wiedergabe darf weder lästig noch vordergründig sein. Bässe müssen bei allen Lautstärken straff und sauber kommen. Vor allem das Scenic-Boxenpaar hatte hier Schwierigkeiten. Die Bässe waren zu flach. Aber auch beim Testsieger Philips und dem Yamaha-System war der Baß etwas wummrig. Einzig die Terratec-Lautsprecher konnten es mit der Elac-Referenz aufnehmen.Je weniger man von dem Lautsprecher selbst hört, desto besser: Mit klanglich richtigen und guten Aufnahmen vergißt man schnell, daß ein Lautsprecher spielt, und das Hören wird zur Freude.REINHARD FRANKOptimaler Sound kostet viel Geld, wie die 2 Mio. DM teure Hi-Fi-Anlage auf der IFA zeigte. Passabler Multimedia-Sound ist erheblich preisgünstiger.
Ein Beitrag von: