Premiere für den digitalen Klingelbeutel
Es ist soweit, die Kirche wird digital. Zunächst einmal bei der Kollekte. Vorbei die Zeit des Herumkramens in der Geldbörse nach Münzen. Einfach die EC- oder die Kreditkarte auf ein Display am Klingelbeutel halten und Geld spenden. Kontaktlos und mittels Funkchip. Sogar ohne lästige PIN-Eingabe.
Entwickelt hat den ersten digitalen Klingelbeutel die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). „Kollekten gehören zum Gottesdienst, seit „der Apostel Paulus mit den aufmunternden Worten ‚einen fröhlichen Geber hat Gott lieb‘ die Gemeinde in Korinth um Geldsammlungen für die Christen in Jerusalem gebeten hat“, sagte Markus Dröge, Bischof der EKBO, bei der Vorstellung des digitalen Klingelbeutels in Berlin.
Zusätzliches Angebot zur Barspende
Die Höhe der elektronischen Spende wird an einem Rädchen am Griff des Klingelbeutels eingestellt. Aus Sicherheitsgründen ist bei 25 Euro Schluss. „Der digitale Klingelbeutel ist ein zusätzliches Angebot zur Barspende“, betonte Konsistorialpräsident Jörg Antoine. „Der Umgang mit der Kollekte wird damit für die Gottesdienstbesucher wie für die Kirchengemeinden vereinfacht.“
Technisch basiert der digitale Klingelbeutel auf den schon lange etablierten Standards des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, die auch in den Terminals im Handel eingesetzt werden. Auf ein Display im Griff des traditionell anmutenden Beutels kann die EC- oder Kreditkarte einfach für den elektronischen Spendenvorgang aufgelegt werden. Weiterhin kann jeder seine Kollekte aus Münzen einfach dort hinein werfen. Oder er kann am Haltegriff seine elektronische Spende einstellen und digital abrechnen. „Uns war wichtig, dass diese Lösung schnell ist“, betont Kraetschmer. Der Gottesdienst sollte nicht durch ständige PIN-Eingaben bei der Kollekte gestört werden.
Fahrtkosten, Einzahlungsgebühren und Verwaltung
„Es gab für die Entwicklung zwei Treiber: Einerseits die zunehmende Bedeutung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in der Gesellschaft. Andererseits die zunehmenden Schwierigkeiten, Bargeld bei Banken abzugeben. Gerade im ländlichen Bereich gibt es erhebliche Herausforderungen: lange Wege zu den Annahmestellen, Fahrtkosten, Einzahlungsgebühren und Verwaltung – all das schmälert jeden Kollektenbetrag empfindlich“, so Fabian Kraetschmer von der IT-Abteilung der EKBO, die den Prototypen des digitalen Klingelbeutel jetzt öffentlich präsentiert hat.
Soviel ist klar: Für die Kirchen und ihre angeschlossenen Sozialeinrichtungen sind die sonntäglichen Geldsammlungen eine extrem wichtige Geldeinnahme. Bei der EKBO sind es nach Angaben von Kirchensprecher Hagen Pietzker rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr.
Prototypen kommen aus dem 3D-Drucker
Ganz weltlich gibt sich die Evangelische Kirche auch mit Blick auf eine eventuelle Vermarktung ihres digitalen Klingelbeutels, den sie jetzt europaweit zum Patent angemeldet und mit einem Gebrauchsmusterschutz versehen hat. Ebenso bei der technischen Realisation: Die jetzt präsentierten Prototypen stammen allesamt aus dem 3D-Drucker.
Maßgeblich unterstützt wurde die EKBO beim Projekt von der Digital Wolff GmbH aus Berlin sowie vom Berliner 3D-Designer Eric Dechandt mit seiner Ideenschmiede Überdurck3D.
Für den IT-Entwickler Fabian Kraetschmer ist der digitale Klingelbeutel nur der erste Schritt zu einem System, das mit einer „Kollekten-App und Stationen für bargeldlose Spenden im Ausgangsbereich der Kirchen“ später bundesweit zum Einsatz kommen könnte.
Einführung bundesweit ab Dezember
Nun geht es aber erst einmal in eine intensive Testphase mit dem digitalen Klingelbeutel. Zunächst wird sich die Synode der Landeskirche auf ihrer Tagung im Herbst mit dem Thema befassen. Und im Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte geht der elektronische Klingelbeutel dann in den Härtetest eines realen Gottesdienstes. Wenn der gut überstanden wird, dann soll er ab Dezember bundesweit in den ersten Gemeinden eingeführt werden. Pünktlich zu Weihnachten, wenn die Kirchgänger besonders spendenfreudig sind.
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