Lautsprecher der Zukunft 27.01.2021, 07:01 Uhr

Revolution beim Sound: Papier-Lautsprecher von der Rolle gedruckt

Geht es nach den Forschern des Instituts für Print- und Medientechnik der Technischen Universität Chemnitz, gibt es künftig Lautsprecher nur noch aus Papier. Und die sollen besonders eindrucksvoll klingen. Bereits 2015 haben die Wissenschaftler den Druck auf Einzelbögen entwickelt, aktuell ist ihnen nun der „Rolle-zu-Rolle-Druck“ gelungen.

Papierbahn als Ring mit bedruckter Elektronik

Forscher der TU Chemnitz haben eine Papierbahn mit Elektronik bedruckt. Die Lautsprecher erzeugen eine Urwald-Illusion.

Foto: TU Chemnitz / Jacob Müller

Im Jahr 2015 haben die Forscher der Technischen Universität (TU) Chemnitz ihr „T-Book“ herausgebracht. Dabei handelt es sich um einen großformatigen Bildband, der mit aufgedruckter Elektronik ausgestattet ist. Sobald man beginnt, in diesem besonderen Buch eine Seite umzublättern, ertönen wie von Zauberhand Klänge. Denn im Inneren des Blatt Papiers befindet sich ein Lautsprecher.

„Das T-Book war und ist ein Meilenstein in der Entwicklung gedruckter Elektronik, doch die Entwicklung geht kontinuierlich weiter“, erklärt Arved C. Hübler, Professor der Printmedientechnik an der TU Chemnitz. Er hat gemeinsam mit zahlreichen Wissenschaftlern in den vergangenen 20 Jahren diesen Technologietrend vorangetrieben. Nicht nur deshalb gewinnt dieser Trend weltweit zunehmend an Bedeutung.

Aktive Schicht bringt Papier zum Klingen

Im ersten Schritt war es den Wissenschaftlern gelungen, klangvolle Papierlautsprecher in einer halbautomatischen Einzelbogenfertigung zu produzieren. Das funktioniert so: Man bedruckt entweder herkömmliches Papier oder Folien mit zwei Schichten eines leitfähigen organischen Polymers, die als Elektroden dienen. Zwischen diese beiden Schichten fügen die Forscher eine weitere Schicht hinzu: eine piezoelektrische Schicht, die als aktives Element dient. So wird es möglich, das Papier oder die Folie schwingen zu lassen. Die Luftverdrängung sorgt dafür, dass laut und deutlich Sound entsteht. Beide Seiten des Lautsprecherpapiers lassen sich problemlos auch farbig bedrucken.

Neue Audioanlage fürs Auto funktioniert ganz ohne Lautsprecher

Stellenangebote im Bereich Elektrotechnik, Elektronik

Elektrotechnik, Elektronik Jobs
BG ETEM-Firmenlogo
Dipl.-Ing. (Uni/TU/TH), M. Sc./Eng. (m/w/d) im Bereich Fachkompetenzcenter Elektrische Gefährdungen BG ETEM
Deutsche Rentenversicherung Bund-Firmenlogo
Teamleiter*in Bauprojekte Elektrotechnik (m/w/div) Deutsche Rentenversicherung Bund
GIBY GmbH-Firmenlogo
Service Techniker (m/w/d) für Telekommunikationsnetze GIBY GmbH
Leipzig Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH)-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Elektrotechnik Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH)
Bad Nauheim, Gießen Zum Job 
NKT Group GmbH-Firmenlogo
Prüfingenieur mobile Prüfeinrichtung (m/w/d) NKT Group GmbH
NKT Group GmbH-Firmenlogo
Junior Site Manager (m/w/d) NKT Group GmbH
Köln, Berlin Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
(Junior) Consultant Funktionale Sicherheit (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
Consultant OTA - Connected Cars (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Automatisierungsingenieur (m/w/d) für Dynamic Crossflow-Filter ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
ATLAS TITAN Mitte GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik (m/w/d) Schwerpunkt Automatisierungstechnik ATLAS TITAN Mitte GmbH
Braunschweig Zum Job 
ATLAS TITAN Mitte GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Leitungsbau Schutztechnik (m/w/d) ATLAS TITAN Mitte GmbH
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
SPITZKE SE GVZ Berlin Süd-Firmenlogo
Bauleiter Elektrotechnik (m/w/d) SPITZKE SE GVZ Berlin Süd
Großbeeren Zum Job 
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
Embedded Anwendungs-Softwareentwickler (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH-Firmenlogo
Projektleiter*in Elektrotechnik, Elektroingenieur*in oder Techniker*in (m/w/d) Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH
Karlsruhe Zum Job 
WBS Training AG-Firmenlogo
Technische Trainer:in Automatisierungstechnik - CAD/CAM-Programmierung (m/w/d) WBS Training AG
remote (deutschlandweit) Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/i) für Röntgen-, Isotopen- und optische Messsysteme IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Senior Ingenieur Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (m/w/d) ILF Beratende Ingenieure GmbH
Bremen, Berlin, Hamburg, München, Essen Zum Job 

Bogenfertigung war zu ineffizient

Das Verfahren hatte allerdings einen Nachteil: Die Herstellung in einzelnen Bögen begrenzte den Produktionsprozess hinsichtlich der Wahl des Formates. Hinzu kommt, dass dieses Verfahren sehr viel Zeit benötigt. Die Forscher selbst stellten deshalb die Effizienz dieses Verfahrens infrage und fingen im Mai 2017 an, einen neuen Weg zu erforschen. Er sollte in eine möglichst kostengünstige Massenproduktion münden.

Das Ziel lautete: rollengedrucktes Lautsprecherpapier. Die Wissenschaftler wollten das Verfahren der Bogenherstellung zu einer Rollenfertigung hin transformieren. „Forscher aus den Bereichen Printmedientechnik, Chemie, Physik, Akustik, Elektrotechnik und Wirtschaft, die aus sechs Nationen stammen, entwickelten eine kontinuierliche, hochproduktive und sichere Rollenproduktion von Lautsprecherbahnen“, sagt Projektleiter Georg C. Schmidt. Dafür nutzten sie nicht nur das bereits bekannte Rolle-zu-Rolle-Druckverfahren (R2), sondern entwickelten auch noch neue Techniken. Dazu zählen Inline-Technologien, wie die Laminierung funktionaler Schichten.

Lautsprecher lassen sich meterweise drucken

Diese neuen Techniken ermöglichen es, Elektronik geschützt und unsichtbar in Papier einzubetten. Innerhalb dieses Forschungsprojektes ist es gelungen, erstmalig eine sogenannte Inline-Polarisation der peizoelektrischen Polymerschichten zu erreichen und den Inline-Prozess der gedruckten Funktionsschichten komplett zu überwachen. Mit diesem Forschungserfolg ist es künftig möglich, meterlange Lautsprecher-Installationen in Form von Bahnen oder Kreisen zu fertigen.

„Bei unserem T-RING-Prototyp wurden eine knapp vier Meter lange Bahn mit 56 Einzellautsprechern zu sieben Segmenten verbunden und zum Kreis geformt, was eine 360-Grad-Surround-Sound-Installation möglich macht“, erklärt Schmidt. Und dabei wiegt die Lautsprecherbahn inklusiver gedruckter Verschaltung nur 150 Gramm. Zu 90% besteht sie aus herkömmlichem Papier, das sich beidseitig farbig bedrucken lässt. „So sind nun günstige Infotainment-Lösungen etwa in Museen, auf Messen und in der Werbebranche möglich. In öffentlichen Gebäuden ist beispielsweise eine sehr homogene Beschallung langer Strecken wie Korridore möglich. Aber auch die Prozesstechnik selbst könnte für andere Bereiche interessant werden, zum Beispiel zur Fertigung von Inline-Messsystemen für Industrie 4.0“, wirft Schmidt einen Blick in die Zukunft.

Politik leistet Unterstützung für die Wissenschaft

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Projekt „T-Paper“ im Rahmen der Fördermaßnahme „Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+“ von 2017 bis 2020 mit 1,37 Millionen Euro gefördert. Das Team der Wissenschaftler hat ihre finalen Projektergebnisse jüngst in der Fachzeitschrift „Advanced Materials“ veröffentlicht.

Mehr zum Thema Druckmöglichkeiten:

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.