RFID optimiert Lager und Logistik
Selbstständig Daten sendende Funkchips, passende Lesetechnik und Software für das Übermitteln der Daten an weiterverarbeitende Systeme: Mit Informationen aus RFID-Lösungen lässt sich die Qualität in Logistik und Produktion deutlich verbessern. Die Messe Euro ID zeigt nächste Woche in Berlin aktuelle Trends und Produkte.
Millionen von Gütern bewegen Logistiker täglich über Flug-, Bahn- und Straßennetze, durch Läger und Fabrikationshallen. Nur mit automatischer Identifikationstechnik – Stichwort: RFID (Radio Frequency Identification) – können heutzutage äußerst eng getaktete Prozesse reibungslos funktionieren.
Aufgrund des erwiesenen Nutzens wächst das Marktsegment stabil. Bis 2014 steige der weltweite RFID-Markt nach Auskunft von Michael Liard vom US-Marktforscher ABI Research voraussichtlich auf 8,25 Mrd. $ an. Die jährliche Wachstumsrate liege in den kommenden fünf Jahren bei rund 14 %.
RFID hat eine hohe technische Reife erreicht
Lösungen auf Basis von Funkchiptechnik haben inzwischen eine hohe technische Reife erreicht, auch die Anwendungsexpertise in den Unternehmen ist auf hohem Niveau. Das sorgt für eine wachsende Durchdringung industrieller Prozesse mit AutoID-Technik.
Beispiel Brammen: Zur automatisierten Identifikation von Brammen (Stahlblöcken) führte ThyssenKrupp RFID-Technik entlang einer Lieferkette von Brasilien über Umschlaghäfen nach Europa und USA ein. Dadurch werden in dem Werkstoff- und Technologiekonzern die Verladezeiten der 25 t schweren Brammen deutlich verkürzt und Verwechslungen vermieden.
„Uns war schnell klar, dass eine automatisierte Identifikation per RFID enorme Kosten- und auch Qualitätsvorteile bringen würde“, erläutert Loïc Feinbier, verantwortlich für die Bereitstellung RFID-basierter Logistiklösungen bei ThyssenKrupp, und führt weiter aus: „Der Verzicht auf das manuelle Auslesen der Etiketten, wie es Kennzeichnungen via Barcode oder Klarschrift früher erforderten, hat kostspielige Verlade- und Liegezeiten deutlich reduziert. So kommen beispielsweise die Geschwindigkeitsvorteile der Magnetkräne in den Häfen erst jetzt voll zur Geltung.“ Zugleich sei das mit einer manuellen Zuordnung verbundene Verwechslungsrisiko heute ausgeschlossen.
RFID erhöht Kranauslastungen und -geschwindigkeiten
Kranauslastungen und -geschwindigkeiten konnten erhöht, Liege- und Ladezeiten deutlich verkürzt und Logistikkosten damit gesenkt werden. Zudem weiß das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt ganz genau, wo sich eine einzelne Bramme auf dem Transportweg befindet, kann entsprechend präziser planen und Kundenaufträge zuverlässiger erfüllen.
Die erforderliche Technik ist vergleichsweise einfach. Bei dem sogenannten „Flag-Tag“ des Anbieters S+P Samson GmbH wird der Teil des Etikettes, der den RFID-Transponder enthält, um 90° abgeknickt, so dass eine senkrecht vom Metall abstehende, 4 cm lange Flagge entsteht.
Dieser Kniff ermöglicht es, den optimalen Abstand zwischen RFID-Chip und dem metallischen Brammenkörper einzuhalten. Dann funktioniert die Kommunikation zwischen RFID-Lesegerät am Kran und RFID-Tag reibungslos. Die passive Lösung – der Transponder benötigt keine eigene Energieversorgung – bewirkt trotz metallischer Brammenoberfläche das exakte Erfassen der jeweiligen Identität des Stahlkörpers – per Funk, aus einer Distanz von bis zu 8 m, und nicht zuletzt vollkommen unterbrechungslos während des Verladevorganges.
Auch in vielen anderen Branchen gehört die drahtlose Identifikationstechnik auf Funkbasis inzwischen zum Betriebsalltag.
RFID-Lesegeräte erlauben Reichweiten bis zu 8 Metern
Ebenfalls innovativ sind die Hersteller von Lesegeräten. So liefert der finnische Hersteller Nordic ID leistungsstarke und kompakte RFID-Leseeinheiten. Das aktuelle Produkt Morphic erlaubt Reichweiten von bis zu 8 m, was bei Auslesesituationen in weiträumigen Hochregallagern den Einsatz von Leitern oder Gabelstaplern und damit Zeit spart.
Herstellerangaben zufolge handelt es sich um den kleinsten Hochleistungs-RFID-Mobilcomputer mit Windows CE, der auf dem Markt erhältlich ist. Seine Antenne ist nicht starr montiert, sondern lässt sich bei Bedarf ausklappen. Weil sich das Lesegerät zudem auch für GSM-Telefonie und SMS nutzen lässt, ist es für den Einsatz im mobilen Außendienst geeignet.
Timo Krauss, Geschäftsführer der Berliner Gebit Solutions, geht noch einen Schritt weiter und prognostiziert: „Lesegeräte der neuen Generation werden preiswerter, ästhetischer, leistungsfähiger und können mit internetfähigen Mobiltelefonen kommunizieren.“ Gebit bietet eine RFID-Software mit zentraler Datenbank und Auswertungsfunktionen an, die alle Endgeräte und Lesepunkte verbindet.
In einem Pilotprojekt bei s.Oliver wurden die Bestände der beteiligten Filialen einmal wöchentlich mit mobilen Handhelds erfasst. So konnten Bestandsdifferenzen aufgedeckt, sofort korrigiert und fehlende Ware direkt nachgeordert werden. Gerade bei Unternehmen, die stark auf automatische Nachversorgung setzen, ist dies ein entscheidender Vorteil. Die Leserate von bis zu 3500 Teilen pro Stunde und Person bewies in der Testphase bei s.Oliver die Effizienz von RFID.
Ein Beitrag von: