Schnellschreiben geht mit zehn Fingern genauso gut wie mit sechs
Sind 10-Finger-Schreiber tatsächlich die schnellsten Tipper? Nein, hat eine Studie aus Finnland herausgefunden. Abenteuerlichste Verrenkungen können genauso schnell sein. Allerdings haben die Schreiber mit zehn Fingern einen großen Vorteil: Sie schauen mehr auf den Bildschirm.
Liebe Ingenieure, sie müssen keinen Kurs für das Tippen mit zehn Fingern belegen, um Höchstleistungen beim Schreiben auf der Tastatur zu erzielen. Das haben Wissenschaftler der Aalto Universität in Helsinki herausgefunden. „Wir waren überrascht zu sehen, dass Leute, die das 10-Finger-System gelernt hatten, im Schnitt genauso schnell tippen konnten wie die, die nie einen solchen Kurs belegt hatten und nur ungefähr sechs Finger benutzten“, sagt die deutsche Doktorandin Anna Feit von der Universität des Saarlandes.
Sie hatte schon 2013 damit experimentiert, wie man besonders schnell Texte über die Tastatur eines Klaviers eingeben kann. Jetzt war sie daran beteiligt zu untersuchen, ob die klassische Schreibmaschinentechnik des blinden Tippens mit zehn Fingern des selbst beigebrachten Techniken modernen Tablet- und Smartphone-User überlegen ist.
Die Forscher hatten das Tippverhalten von 30 Leuten unterschiedlichen Alters und Könnens untersucht. Um die Bewegungen der Finger zu erfassen, benutzten sie ein sogenannten optisches Motion Capture System. Sie brachten dabei reflektierende Markierungen auf den Fingern an und installierten zwölf Hochgeschwindigkeitskameras, um die Position der Marker aufzunehmen. Ähnliche Systeme finden auch in der Filmproduktion Verwendung.
Was macht einen schnellen Tipper aus?
Die Daten des Motion Capture Systems zeigen: Nicht die Anzahl der Finger bestimmt die Tippgeschwindigkeit. Es sind andere Faktoren. Schnelltipper haben beispielsweise gelernt, ihre Hände an derselben Stelle zu halten und beim Tippen nur die Finger zu bewegen.
Sie benutzen außerdem durchweg denselben Finger für einen bestimmten Buchstaben, sind sich dessen aber meist nicht bewusst. „Wenn man die Leute fragt, welche Finger sie zum Tippen benutzen, können sie nicht antworten. Es passiert unbewusst“, erklärt Wissenschaftlerin Daryl Weir. „Die Kameraaufnahmen zeigen es uns und wir können zum ersten Mal genau bestimmen, welche Finger welche Taste drücken.“
Zehn Finger werden bei Photoshop nicht gebraucht
Die Forscher konnten vier verschiedene Techniken für die linke Hand und sechs für die Rechte identifizieren. Manche Probanden benutzten nur einen oder zwei Finger pro Hand, andere benutzten Techniken ähnlich dem 10-Finger-System. Manche Teilnehmer benutzten immer die Feststelltaste anstatt der Umschaltaste. Andere drückten mit beiden Daumen gleichzeitig die Leertaste. Bei allen identifizierten Techniken gab es langsame und flotte Teilnehmer.
„Das 10-Finger-System wurde zum Tippen von einfachem Text auf Schreibmaschinen entwickelt. Es ist nicht mehr vorteilhaft, wenn man Tastenkombinationen in Photoshop eingibt oder die Tastatur zur Steuerung von Computerspielen nutzt und dabei oft eine Hand auf der Maus hat“, sagt Feit. Trotzdem betonen die Forscher, dass das 10-Finger-System Vorteile gegenüber selbsterlernter Technik haben kann, wenn man es richtig lernt. Teilnehmer, die nie einen Kurs zum Tippen belegt hatten, schauten ungefähr doppelt so oft auf ihre Finger und die Tastatur.
Und wie ist das Schreiben mit dem Daumen auf der eingeblendeten Tastatur eines Smartphones? Selbst daran wird schon geforscht. So haben Ingenieure des Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken eine zweigeteilte Tastatur entwickelt, die sich optimal mit den Daumen bedienen lässt.
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