Sicherheitsgurt mit Sensoren warnt bei Übermüdung und Sekundenschlaf
Ein weltweit einzigartiges Sicherheitssystem soll in Zukunft die Atmung und die Herzfrequenz von Autofahrern überwachen. Dank der in einen Sicherheitsgurt eingebauten Sensoren kann die Technik den Fahrer sogar vor dem gefährlichen Sekundenschlaf schützen.
Harken heißt der neue Sicherheitsgurt, den Ingenieure des Biomechanics Institutes (IBV) in Valencia in Spanien entwickeln. Harken steht für „Heart and respiration in-car embedded nonitrusive sonsors“. Das System, dessen Entwicklung die EU finanziell unterstützt, soll herstellerübergreifend in allen Fahrzeugtypen eingesetzt werden können.
Bislang wurden solche Fahrassistenzsysteme immer von einzelnen Herstellern entwickelt und vor allem in den Modellen der Premiummarken verbaut. So misst Audi inzwischen das Lenkverhalten des Fahrers und bildet bei Auffälligkeiten im Display eine Kaffeetasse ab. Auch Mercedes, Volvo und Lexus haben solche Assistenten mittlerweile in vielen Modellen serienmäßig.
Das System misst Atmung und Herzfrequenz
Das neuartige Sicherheitssystem besteht aus drei Hauptkomponenten: Einem Sensor im Sitzbezug, der die Atmung erfasst, einem Sensor im Sicherheitsgurt, der die Herzfrequenz misst, und einer Einheit, die die Signale der Sensoren in Echtzeit analysieren kann. Sobald das System Unregelmäßigkeiten bei Atmung und Herzfrequenz registriert, weist es den Autofahrer auf die Gefahr hin.
Wenn der Autofahrer einschläft, wird das vom System genauso erkannt, wie ein Unfall oder gar ein Herzstillstand des Fahrers. In diesem Fall sendet das System selbständig einen Notruf an die nächstgelegene Notrufzentrale.
Direkte Überwachung der Körperfunktionen
Harken ist das weltweit erste Sicherungssystem, das direkt die Körperfunktionen des Fahrers überwacht. Alle bisherigen Systeme beschränken sich auf die Erfassung etwa verlangsamter Reaktionen oder auffälligem Lenkverhaltens.
Entwickelt wird das System In Valencia gemeinsam mit einem Konsortium von Zulieferern aus Spanien, Portugal und Deutschland sowie der Universität Manchester und dem EII-Forschungsinstitut in Tallinn in Estland. Aus Deutschland ist an der Entwicklung der Faserspezialist Alatex aus dem westfälischen Emsdetten beteiligt. Alatex stellt unter anderem Sicherheitsgurte her.
Ob ein System, das laufend die wichtigsten Daten des Fahrers erfasst, von den Autofahrern akzeptiert wird, ist fraglich, wenn man sich die Empörung bei der Einführung der Gurtpflicht in Deutschland in Erinnerung ruft.
Zum 1. Januar 1976 wurde die – noch straffreie – generelle Gurtpflicht auf Vordersitzen in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt. Der Gurtpflicht voraus ging eine aufwendige Kampagne unter dem Motto „Klick – erst gurten, dann starten“, mit der die weit verbreitete Ablehnung vermindert werden sollte. Einen durchschlagenden Erfolg hatte aber erst die Einführung des Bußgeldes von 40 Mark für Fahren ohne Gurt im Jahr 1984. Dadurch stieg die Anschnallquote von 60 Prozent auf 90 Prozent. Inzwischen ist es für rund 95 Prozent aller Autofahrer eine absolute Selbstverständlichkeit, erst zu gurten und dann zu fahren.
Über 2,4 Millionen Verkehrsunfälle im Jahr 2013
Die Zahl erschreckt: 2.414.011 Straßenverkehrsunfälle erfasste die Polizei bundesweit im vergangenen Jahr. Die Zahl der Unfälle stieg dabei zum Vorjahr um einen halben Prozentpunkt an. Damit war das Jahr 2013 das unfallreichste Jahr seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Fast 1,5 Millionen Menschen werden in der Europäischen Union jedes Jahr bei Verkehrsunfällen verletzt. Für über 26.000 Menschen endete dabei im vergangenen Jahr die Teilnahme am Straßenverkehr tödlich.
Insgesamt ist die Zahl der Verkehrstoten in Europa allerdings rückläufig. Im Vergleich zu 2012 verringerte sie sich im letzten Jahr um 8 Prozent, nachdem sie bereits zwischen 2011 und 2012 um 9 Prozent gesunken war.
Trotz der gestiegenen Zahl an Unfällen starben auf deutschen Straßen 2013 so wenig Menschen wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1953: Insgesamt waren 3339 Verkehrstote zu beklagen, 261 Personen oder 7,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zum bisher schwärzesten Jahr der Unfallstatistik 1970 mit 21.332 Todesopfern ist das sogar ein Rückgang um über 80 Prozent.
EU-Verkehrskommissar Siim Kallas sieht angesichts dieser Zahlen dennoch keinen Grund sich zurückzulehnen, denn immerhin sterben auf Europas Straßen jeden Tag gut 70 Menschen. „Vielmehr müssen wir unsere gemeinsamen Bemühungen auf allen Ebenen fortsetzen, um die Straßenverkehrssicherheit in Europa weiter zu verbessern.“ Und deshalb fördert die EU die Entwicklung des neuen Sicherheitsgurtes.
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