Smarter Schulranzen weiß, was drin sein muss
Wenn den Gymnasiasten Karolin und Christoph Unterrichtsmaterial fehlt, können sie das allenfalls mit dem Ausfall ihrer Elektronik erklären. Was der Lehrer wohl für eine bisher unbekannte Ausrede halten würde. Aber die Beiden hätten Recht. Warum? Das erfahren Sie hier.
Die beiden haben selbst eine mikroelektronische Schaltung entwickelt, die kontrolliert, ob sie alle für den jeweiligen Schultag benötigten Bücher, Hefte und sonstigen Hilfsmittel eingepackt haben. Schlau, was? Und es gibt noch mehr Jugendliche, die technisch versiert sind.
Für einige von ihnen haben sich ihre Erfindungen jetzt bezahlt gemacht: Vier Teams haben elektronische Schaltungen entwickelt oder modellhaft angedacht, die Menschen im Alltag unterstützen. Neben der elektronischen Einpackhilfe siegten ein intelligentes Fahrrad, mit Elektronik gespickte Kleidung und ein Vibrationsalarm, der Menschen daran erinnert, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Karolin Lohre (17) und Christoph Sieland (16) vom Städtischen Gymnasium Steinheim haben für ihren intelligenten Schulranzen im jährlich ausgetragenen Wettbewerb „Invent a Chip“, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit dem Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) ausschreibt, den zweiten Platz erreicht und 2000 Euro gewonnen.
Erster Platz für intelligente Kleidung
Auf den ersten Platz kam das Projekt „Intelligente Kleidung“ von Olaf Dünkel (17), der das Ganztagsgymnasium Osterburken besucht. Er gewann 3000 Euro. Eine Elektronik, die wie eine Armbanduhr getragen wird, erinnert Menschen daran, ausreichend viel zu trinken. Dieses Projekt von Bianca Hartmann (15), Franziska Raimer (15) und Sara Wallinger (15) vom Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching, genannt „Active H2O“, belegte den mit 1000 Euro dotierten dritten Platz.
Einen Sonderpreis und 2000 Euro erhielt der 15-jährige Berliner Max Hentges von der John-F.-Kennedy-Schule für ein elektronisches Fahrradzubehör, das die Umweltbelastung misst und den technischen Zustand des Zweirads überprüft.
„Ich bin das Mathe-Buch“
Vergessliche Schüler werden auf den intelligenten Ranzen geradezu fliegen, wenn es ihn denn mal zu kaufen gibt. Der Inhalt wird anhand des elektronischen Stundenplans zusammengestellt. Jedes Buch und alle anderen Utensilien sind mit RFID ausgestattet, einer elektronisch auslesbaren Kennung. Das Lesegerät, das sich im Ranzen befindet, sendet elektromagnetische Wellen aus, die in den RFIDs Strom erzeugen. Dieser versorgt winzige Sender, die ihre Kennung aussenden, sodass sie vom Lesegerät empfangen werden können. „Ich bin das Mathe-Buch“ ist so eine Botschaft.
Sensoren warnen vor UV-Strahlen
Zum Sieger-Projekt sagt Gewinner Olaf Dünkel: „Über Sensoren werden beispielsweise Temperatur und Luftfeuchtigkeit oberhalb und unterhalb der Kleidung ermittelt oder der aktuelle UV-Index gemessen.“ Gefüttert wird die elektronische Schaltung zudem mit dem Hauttyp, der ausschlaggebend dafür ist, wie viel ultraviolette Strahlung der Sonne sie aushält. Die intelligente Kleidung soll dann selbstständig die notwendigen Maßnahmen ergreifen, etwa Lüftungsschlitze öffnen, und warnen, wenn die maximale Zeit erreicht ist, die der Besitzer unbeschadet in der Sonne verbringen kann.
„Active H2O“ ist eine Art Wecker, der Menschen per Vibrationsalarm daran erinnert, dass sie das nächste Glas Wasser trinken müssen. „Es gibt sehr viele Menschen, die deutlich zu wenig trinken, weil sie es im Alltagsstress vergessen“, sagen die Erfinderinnnen.
Das intelligente Fahrrad erhielt den Sonderpreis, weil es das Projekt mit der größten Industrierelevanz ist. Umweltbelastung und Zustand des Rades werden „über Entfernungssensoren, Gas- und Partikelsensoren sowie Spannungs- und Stromsensoren realisiert“, sagt der Schüler.
Uni-Workshop zur Vorbereitung
Mit einem dreitägigen Workshop an der Leibniz-Universität Hannover bereiteten Experten die Jugendlichen auf ihre Erfindungsaufgabe vor. Zwölf Teams hatten sich dafür qualifiziert, 2700 Bewerbungen gab es. Der Sieg bei „Invent a Chip“ wird für die Jugendlichen auch mit der Aufnahme ins Auswahlverfahren für ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie Kontakten zu Industrie und Hochschulen und Einladungen zu Projektpräsentationen auf Messen honoriert.
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