Telekom will Unternehmen vor gefährlichen Drohnen schützen
Die Telekom will in ein neues Geschäftsfeld vordringen und künftig Drohnenabwehrsysteme anbieten. Dazu sucht der Konzern Kooperationen mit Anbietern wie Airbus, Rohde & Schwarz und Dedrone, die solche Systeme entwickeln. Die Telekom will noch dieses Jahr die Technik vorstellen.
Drohnen sind längst zum Werkzeuge für Kriminelle und Spione geworden: Die Fluggeräte werden bereits eingesetzt, um Teststrecken auszuspähen, auf denen neue Autos erprobt werden, um Drogen und Waffen in Gefängnisse zu schmuggeln oder um Atomkraftwerke und Industrieanlagen auszuspähen. Für Flughäfen werden Drohnen zu einer wachsenden Gefahr. Und in Monaco ist die Plage von Paparazzi, die mit Drohnen Prominente ausspähen, so groß, dass das Fürstentum ein Drohnenabwehrsystem installiert.
Jetzt will die Deutsche Telekom nach einem Bericht der Welt am Sonntag schon bald einen wirkungsvollen Drohnenschutz anbieten, ihn allerdings nicht selbst entwickeln.
„Wir wollen noch in diesem Jahr ein Angebot vorstellen“, sagte ein Sprecher der Telekom gegenüber der Welt. Um sich einen Überblick zu verschaffen, hat die Telekom kürzlich eine Reihe von Drohnenjägern auf den Flugplatz Tannheim südlich von Ulm zum Drohnenabwehr-Wettstreit eingeladen. Darunter waren Dedrone aus den USA, Droneshield aus Australien, Squarehead Technology aus Norwegen, und aus Deutschland Rohde & Schwarz sowie Airbus DS Electronics and Border Security (EBS).
Signale verraten den Standort des Steuergeräts
Im Vordergrund steht jeweils eine raffinierte Elektronik, die anfliegende Drohnen erkennt und an Hand der Steuersignale den Standort des Steuermanns ermittelt. Der wird dann von Sicherheitskräften ermittelt und außer Gefecht gesetzt. Das Münchner Unternehmen Rohde & Schwarz etwa überwacht das Signalaufkommen in den Frequenzbändern, in denen Drohnensteuerungen arbeiten. An Hand einer umfangreichen Bibliothek an Drohnensteuersignalprofilen lassen sich diese Signaltypen entdecken und klassifizieren.
Das System identifiziert Drohnen, die sich im Anflug befinden, bereits in einer Entfernung von einem Kilometer. Ein Peilsender ermittelt den Standort des Steuergeräts. Die Münchner bieten auch die Möglichkeit an, die Steuersignale zu stören, sodass die bedrohliche Drohne die Orientierung verliert und abstürzt.
Rohde & Schwarz hat diese Technik erstmals im Juni 2015 in Schloss Elmau beim G7-Gipfel und im April 2016 in Schloss Herrenhausen eingesetzt. Dort führte US-Präsident Barak Obama am Rande seines Besuchs der Hannover Messe politische Gespräche.
Abwehr von Drogenschmugglern
Dedrone hat ein ähnliches System entwickelt und am 31. Oktober in der Commerzbank-Arena von Eintracht Frankfurt vorgestellt. Der Fußball-Club will sich ähnlich wie Bayern München vor Drohnen-Angriffen schützen. „Das BKA hält es grundsätzlich für möglich, dass Fußballstadien als Ziel für Drohnen gelten“, sagte Patrick Meyer, Geschäftsführer der Commerzbank-Arena, während der Vorstellung im Stadion dem Hessischen Rundfunk. „Wir haben jetzt noch keine konkreten Anhaltspunkte für so etwas, aber wir müssen auf jeden Fall voraus sein, um so etwas in Zukunft zu verhindern.“
Immerhin ist das Dedrone-System so leistungsfähig, dass es von der Polizei beim öffentlichen Wahlkampfduell von Hillary Clinton und Donald Trump in Las Vegas eingesetzt wurde. Auch das Dedrone-System Dronetracker erkennt anfliegende Drohnen auf einen Kilometer Entfernung. 200 Kunden sollen den Dronetracker bereits einsetzen. Eingesetzt wird es bereits routinemäßig im Suffolk County Gefängnis im US-Bundesstaat New York.
Der Schmuggel von Drogen, Mobiltelefonen oder gar Waffen mit Drohnen bleibt jetzt nicht mehr unbemerkt. Sobald das System eine anfliegende Drohne erkennt, werden die Häftlinge eingesperrt, sodass sie das Schmuggelgut nicht bergen können. Das übernehmen die alarmierten Wärter. Gleichzeitig wird der Steuermann der Drohne gesucht.
Besonders leistungsfähig ist auch das Drohnenabwehrsystem von Airbus. Es kann anfliegende Drohnen bereits in einer Entfernung von fünf bis zehn Kilometern entdecken. „Es identifiziert die Drohnen anhand der Daten von Radarsystemen, Infrarotkameras und Funkpeilgeräten“, sagte Thomas Müller, Leiter des Bereichs Electronics von Airbus Defence and Space, bei der Vorstellung des Systems. „Als Spezialist auf dem Gebiet der Verteidigungselektronik besitzen wir alle erforderlichen Technologien und Integrationskenntnisse, um ein schnell einsetzbares Schutzsystem mit einer extrem niedrigen Falschalarmrate herzustellen.“
Das Airbus-System kann ebenfalls die Position des Piloten lokalisieren und übernimmt gleichzeitig die Steuerung der Drohne. „Da die Störtechnologie flexible Sende- und Empfangstechniken besitzt, sind auch anspruchsvollere Funktionen möglich, wie etwa die Klassifizierung der Fernsteuerung und das GPS-Spoofing. Dadurch kann nicht nur effektiv und zielgerichtet gestört, sondern sogar die Drohnensteuerung übernommen werden“, so Müller.
Deutlich rabiater ist die Lösung, die Boeing entwickelt hat: eine mobile Laserkanone. Sie kann Drohnen mit einem 2-KW-Laserstrahl in 15 Sekunden vom Himmel holen.
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