Von bunten Fenstern, Plasmonen und Diamant-Halbleitern
Ein Forschungsteam berichtet über Plasmonen in bordotiertem Diamant. Das ermöglicht zahlreiche neue technologische Entwicklungen.
Diamanten sind für ihre außergewöhnliche Härte und optische Klarheit bekannt. Jetzt haben sie eine neue Seite offenbart: Ihre plasmonischen Eigenschaften. Forschende der Case Western Reserve University und der University of Illinois Urbana-Champaign haben entdeckt, dass mit Bor dotierte Diamanten Elektronenwellen erzeugen, die Licht und elektrische Felder im Nanometerbereich beeinflussen können. Diese Entdeckung ebnet den Weg für neue Entwicklungen in der Biomedizin, der Optik und der Quantenkommunikation.
Inhaltsverzeichnis
Diamant als Material der Zukunft
Diamant gilt seit langem als ein Material mit einzigartigen physikalischen Eigenschaften. Es ist nicht nur das härteste bekannte natürliche Material, sondern auch ein hervorragender elektrischer Isolator. Doch durch die Dotierung mit Elementen wie Bor kann Diamant zu einem elektrisch leitfähigen Halbleiter werden.
Das Forschungsteam hat nun eine spannende neue Eigenschaft bordotierter Diamanten entdeckt: Sie können Plasmonen erzeugen. Plasmonen sind Wellen von Elektronen, die durch Lichteinwirkung angeregt werden. Diese Eigenschaft macht mit Bor dotierte Diamanten zu einem potenziellen Schlüsselmaterial für Anwendungen in der Nanotechnologie, Quantenoptik und Sensorik.
Plasmonen bilden eine Brücke zwischen Licht und Materie
Plasmonen spielen eine zentrale Rolle bei der Manipulation von Licht auf Nanometerebene. Traditionell sind sie vor allem bei Metallen wie Gold oder Silber bekannt. Die neuen Erkenntnisse zeigen jedoch, dass auch bordotierte Diamanten diese Eigenschaft besitzen, jedoch mit einem entscheidenden Vorteil: Sie bleiben optisch klar.
„Diamant strahlt weiterhin, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne“, erklärt Giuseppe Strangi, Professor für Physik an der Case Western Reserve. Diese Transparenz ermöglicht den Einsatz in hochpräzisen optischen Geräten und Quantenbauelementen, wo andere Materialien aufgrund ihrer Trübheit an Grenzen stoßen.
Von mittelalterlicher Kunst zur modernen Wissenschaft
Die Erforschung plasmonischer Materialien ist keine neue Disziplin. Schon im Mittelalter erzeugten Metallnanopartikel in Buntglasfenstern faszinierende Farben. Diese Partikel, die Plasmonen erzeugen, sorgten dafür, dass Gold rubinrot und Silber leuchtend gelb erschien. Heute inspirieren solche Wechselwirkungen zwischen Licht und Materie moderne Fortschritte in der Nanotechnologie und Quantenoptik. Bordotierte Diamanten knüpfen an diese Tradition an und bieten gleichzeitig zahlreiche neue Möglichkeiten.
Besonders in Bereichen wie der biomedizinischen Bildgebung und der Entwicklung hochempfindlicher Biosensoren verspricht das Material neue Möglichkeiten. Auch in der Quantenkommunikation und bei solarbetriebenen Geräten könnten diese Diamanten neue Maßstäbe setzen. Bor, ein chemisches Element, das im Periodensystem neben Kohlenstoff steht, verleiht dem Diamantgitter durch die Schaffung elektronischer Lücken seine leitfähigen Eigenschaften. Gleichzeitig bleibt der Diamant chemisch stabil, biologisch verträglich und transparent – Eigenschaften, die ihn für spezielle Anwendungen ideal machen.
Ein Durchbruch mit langer Vorgeschichte
Die Synthese von Diamanten bei niedrigem Druck wurde erstmals 1968 von John Angus an der Case Western Reserve durchgeführt. Er war auch der Erste, der die elektrische Leitfähigkeit von bordotierten Diamanten dokumentierte. Die aktuellen Forschungen, geleitet von Giuseppe Strangi und Mohan Sankaran, knüpfen an dieses Erbe an und erweitern unser Verständnis darüber, wie Diamant in hochmodernen Technologien genutzt werden kann. „Das Verständnis dafür, wie Dotierung die optische Reaktion von Halbleitern wie Diamant beeinflusst, revolutioniert unser Wissen über diese Materialien“, erklärt Sankaran.
Diese Entdeckungen wären ohne die enge Zusammenarbeit internationaler Teams nicht möglich gewesen. Forschende aus den USA, Luxemburg, Frankreich und Schweden haben ihr Fachwissen gebündelt, um die einzigartigen Eigenschaften von bordotierten Diamanten zu untersuchen. Hauptautor der Studie ist Souvik Bhattacharya, Doktorand an der University of Illinois. Weitere Mitwirkende stammen unter anderem von der Universität Luxemburg und der Universität Marseille.
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