Virtuelle Realität 18.10.2018, 07:00 Uhr

VR-Handschuh DextrES: Realitätsnahe Berührungen leicht gemacht

Ein nur 8 Gramm leichter VR-Handschuh verleiht Anwendern ein realitätsnahes Gefühl für Gegenstände. Er verbraucht kaum Strom, da er die Bewegungen passiv bremst, statt sich aktiv zu bewegen.

Auf dem Foto ist ein VR-Handschuh zu sehen, der auf dem Boden steht.

Momentan braucht DextrES noch dünne Kabel zur Stromversorgung. Künftig soll der VR-Handschuh jedoch durch Batterien versorgt werden, um den Bewegungsradius weiter zu vergrößern.

Foto: ETH Zürich

Bei der virtuellen Realität (Virtual Reality, VR) erzeugen Computer in Echtzeit eine künstliche, interaktive Umgebung. Im Idealfall sprechen VR-Systeme mehrere Sinne an. Datenbrillen, Großbild-Leinwände oder 3D-Projektionen erzeugen optische Illusionen. Datenhandschuhe sind hier nicht nur Eingabegeräte zur Steuerung.

Sie geben dem Anwender auch eine taktile Rückmeldung, haben in der Praxis aber mehrere Nachteile: Denn zur Stromversorgung sind Kabel oder Drähte erforderlich, was die Bewegungsfreiheit stark einschränkt. Mitunter kommen sperrige Exoskelette oder hydraulische Komponenten zum Einsatz. Das kostet viel Energie.

Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) haben den Prototypen eines VR-Handschuhs entwickelt, der solche Schwächen umgeht. DextrES, so der Name ihrer Entwicklung, wiegt nur 8 Gramm. Bei einer Spannung von 200 Volt und mehreren Milliwatt Leistung liefert DextrES eine Haltekraft von bis zu 40 Newton. Wie kann das funktionieren?

Weniger Gewicht, mehr Haptik

Um Gewicht zu sparen und gleichzeitig die Haptik zu optimieren, arbeiteten die Entwickler mit 2 Millimeter dünnem Baumwollgewebe. Über die Finger laufen elastische Metallbänder, getrennt von Isolatoren. Berühren User virtuelle Objekte, entsteht eine Potenzialdifferenz. Die Metallbänder werden zusammengezogen, und eine Kraft entsteht. Ändern die Anwender ihre Bewegung, wird die Spannung unterbrochen, und die Kraft verschwindet. Offen ist derzeit, wie präzise der neue VR-Handschuh sein muss, um Nutzern ein realistisches Gefühl von Berührungen zu vermitteln. Denn die menschliche Haut verfügt über unterschiedliche, hochsensible Sensoren. Hier sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Stellenangebote im Bereich Elektrotechnik, Elektronik

Elektrotechnik, Elektronik Jobs
CS CLEAN SOLUTIONS GmbH-Firmenlogo
Mitarbeiter für die Steuerungstechnik Software (m/w/d) CS CLEAN SOLUTIONS GmbH
Ismaning bei München Zum Job 
über Judith Michel Personalberatung-Firmenlogo
Account Manager (m/w/d) Messtechnik über Judith Michel Personalberatung
Nordrhein-Westfalen Zum Job 
Ziehm Imaging GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker Elektrotechnik als Service Lifecycle Engineer (m/w/d) Ziehm Imaging GmbH
Nürnberg Zum Job 
Fresenius Kabi Deutschland GmbH-Firmenlogo
Instandhalter Prozesstechnik - API Herstellung Fischöl (m/w/d) Fresenius Kabi Deutschland GmbH
Friedberg Zum Job 
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH-Firmenlogo
Projektleiter*in Elektrotechnik (m/w/d), Elektroingenieur*in oder Techniker*in (m/w/d) Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH
Karlsruhe Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Mitarbeiter Elektroanlagen (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg-Firmenlogo
Projektingenieur*in (m/w/d) für Elektro- Fernmelde- und IT-Technik / Verantwortliche Elektrofachkraft VEFK Betriebstechnik Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Magdeburg Zum Job 
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Torqeedo GmbH-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Produkttests Torqeedo GmbH
Weßling Zum Job 
HVB Ingenieurgesellschaft mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Bereich Elektrische Energieanlagen in der Infrastruktur HVB Ingenieurgesellschaft mbH
Wandlitz Zum Job 
KLN Ultraschall AG-Firmenlogo
Konstruktionsingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) zur Vertriebsunterstützung KLN Ultraschall AG
Heppenheim Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Technische Universität Darmstadt-Firmenlogo
Professur (W3) für Umformtechnologie Technische Universität Darmstadt
Darmstadt Zum Job 
Heidrive GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektrotechnik (m/w/d) Heidrive GmbH
Kelheim Zum Job 
Heidrive GmbH-Firmenlogo
Elektroniker oder Mechatroniker im Versuch und Prüffeld (m/w/d) Heidrive GmbH
Kelheim Zum Job 
FlowChief GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur:in SÜD oder OST-Deutschland (m/w/d) FlowChief GmbH
Raum Süd-, Ostdeutschland Zum Job 
FlowChief GmbH-Firmenlogo
Techniker:in Automatisierung (SCADA) (m/w/d) FlowChief GmbH
Wendelstein Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Software-Ingenieur (m/w/d) Elektrotechnik im Bereich Steuerungssoftware für mobile Arbeitsmaschinen Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
WBS Training AG-Firmenlogo
Technische:r Trainer:in für EPLAN (m/w/d) WBS Training AG
deutschlandweit (remote) Zum Job 

Geringer Stromverbrauch durch neues Wirkprinzip

Trotz offener Fragen steht ein Vorteil außer Frage. Momentan benötigt DextrES noch dünne Kabel zur Stromversorgung. Der VR-Handschuh soll aber bald von Batterien versorgt werden. Der kabellose Modus schafft dann noch mehr Bewegungsfreiheit, unabhängig vom Einsatzgebiet.

Warum der VR-Handschuh so wenig Strom verbraucht, erklären die Forscher mit dem neuen Wirkprinzip. Der DextrES-Prototyp übt nur eine Kraft aus, die die Finger- und Handbewegungen bremst, bleibt selbst jedoch in Ruhe. In bisher erhältlichen Virtual-Reality-Handschuhen bewegen sich die Komponenten dagegen aktiv, um sensorische Eindrücke zu vermitteln. Und das verbraucht mehr Strom.

Zahleiche Anwendungen in Medizin oder Technik

Entwickler der ETH und der EPFL denken bei der Anwendung nicht nur – besonders naheliegend – an Gamer. Auch Chirurgen könnten schwierige Eingriffe simulieren und dabei ein taktiles Feedback vom Handschuh erhalten. Auch bei der Schmerztherapie haben sich VR-Systeme bewährt. Nicht zuletzt lässt sich der Gerätemaßstab soweit vergrößern, dass auch virtuelle Fuß- oder Beinkleidung denkbar wäre: ein Beitrag zur Krankengymnastik von morgen. Weitere Anwendungen sind möglich.

An der Spitze der Innovation

Der neue VR-Handschuh wird nach der Markteinführung wahrscheinlich zu erschwinglichen Preisen zu haben sein. Das lässt zumindest der Blick in die Geschichte der VR-Handschuhe vermuten. Bereits 1977 präsentierte das Electronic Visualization Laboratory seinen drahtgebundenen Sayre Glove als einfaches Modell, um mechanische Bewegungen in elektrische Signale umzuwandeln. 1982 folgte ein Modell mit Sensoren, um die Fingerbiegung zu nutzen. Von AT&T Bells Labs kam 1983 der Digital Data Entry Glove mit Biegesensoren an den Fingern, Tastsensoren auf den Fingerspitzen und Sensoren für die Position im Raum. Über mehrere Zwischenschritte eroberte 1986 der VPL Dataglove zum stolzen Preis von 9.000 US-Dollar internationale Märkte. Einer der ersten erschwinglichen VR-Handschuhe für Gamer war der ab 1989 für unter 100 US-Dollar vertriebene Nintendo Power Glove. Er diente zur Steuerung von Aktionen beim Gaming, um beispielsweise eine Waffe abzufeuern.

Erst Jahre später kam die Möglichkeit, etwas zu fühlen, mit hinzu. Das Start-Up Gloveone stellte 2015 einen VR-Handschuh mit taktilem Erlebnis vor. Zehn miniaturisierte Motoren simulieren über Schwingungen haptische Eindrücke. Hier muss jedoch der Akku nach 4 Stunden Laufzeit neu geladen werden. Der Preis lag zur Einführung bei 230 US-Dollar. DextrES setzt diesen Entwicklungsweg fort und verspricht noch bessere Sinnesreize bei geringerem Stromverbrauch.

Weiterführende Links:

Ein Beitrag von:

  • Thomas Kresser

    Thomas Kresser macht Wissenschafts- und Medizinjournalismus für Publikumsmedien, Fachverlage, Forschungszentren, Universitäten und Kliniken. Er ist geschäftsführender Gesellschafter von ContentQualitäten und Geschäftsführer von DasKrebsportal.de. Seine Themen: Wissenschaft, Technik, Medizin/Medizintechnik und Gesundheit.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.