Fotografie 21.08.2013, 09:00 Uhr

WLAN-Kameras: Völlig losgelöst im Netz

Im Zeitalter der Vernetzung von Geräten und des Cloud-Computing bieten auch immer mehr Kameras die Möglichkeit zur kabellosen Bild- und Datenübertragung per WLAN – entweder von Gerät zu Gerät oder per Hotspot direkt ins Internet. Auf der Berliner Messe IFA (6. bis 11. September) ist demnächst eine Vielfalt dieser Kameras zu bestaunen.

Smartphone an Kamera: Nicht nur die Übertragung der Fotos aufs Handy funktioniert per WLAN, auch die Steuerung der Kamera. 

Smartphone an Kamera: Nicht nur die Übertragung der Fotos aufs Handy funktioniert per WLAN, auch die Steuerung der Kamera. 

Foto: Samsung

Der neue Kommunikationstrend bei Fotokameras zieht sich durch alle Klassen, angefangen vom professionellen Topmodell über Superzoom-Bridge-Kameras bis zu kleinen Kompakt-Knipsern und robusten „Outdoor“-Modellen. „Jeder, der gerne fotografiert, braucht WLAN in der Kamera“, ist Andreas Wahlich, Chef der Digital Imaging-Sparte von Samsung in Deutschland, überzeugt. Und Marketing-Manager Stefan Müller von Fujifilm erklärte jüngst bei der Vorstellung der neuesten spiegellosen Systemkamera X-M1, die jetzt anders als die beiden ersten Fuji-Modelle mit WLAN ausgestattet ist: „WLAN ist Trendthema.“

Umfang der WLAN-Funktionen unterschiedlich

Die WLAN-Kameras für den Einsatz in kabellosen Datennetzwerken sind mit integrierten Funkmodulen entsprechend dem Standard IEEE 802.11 ausgestattet. Die Möglichkeit zum kabellosen Datentransfer, für Smartphones und Tablet-PCs schon selbstverständlich, bringt auch Fotografen Vorteile. „Einmal eingerichtet, lässt sich die WLAN-Verbindung zwischen Kamera und Netzwerk auf Knopfdruck herstellen“, beschreibt Wahlich von Drahtlospionier Samsung den Idealfall. „Das geht schneller und bequemer als eine Kabelverbindung.“

Dabei fällt der Umfang der WLAN-Funktionen von Kameras unterschiedlich aus. Manche kommunizieren nur mit Smartphone oder Tablet, andere Kameras können sich über WLAN-Hotspot direkt mit dem Internet verbinden.

Die einfachste Variante der kabellosen Bildkommunikation ist die Datenübertragung von Gerät zu Gerät, etwa für den Fototransfer zu Smartphones oder Tablet-PCs. Dort können die Fotos schon vor der Aufnahme auf dem größeren LCD-Monitor kontrolliert werden. Die aufgenommenen Bilder von der Kameraspeicherkarte lassen sich dann später oder – wie bei aktuellen Modellen von Samsung gleich nach der Aufnahme – auf dem eigenen Mobilgerät speichern. Ausgewählte Bilder kann der Fotograf per WLAN auch jederzeit zu Mobilgeräten anderer Empfänger übertragen, seien es Freunde, Verwandte oder auch Geschäftspartner.

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Schließlich können die Bilder auch zur Präsentation auf entsprechenden TV-Geräten, zum Sichern auf den heimischen PC oder an einen Drucker im WLAN geschickt werden.

Immer häufiger direkte Geräteverbindung per NFC-Technologie

Neben der normalen WLAN-Funktion findet sich bei neueren Geräten immer öfter die Möglichkeit zur direkten Geräteverbindung per NFC-Technologie (Near Field Communication). Sie kann lästige Netzwerksuche, Konfigurationen von Voreinstellungen und Passworteingabe überflüssig machen. „Es reicht, die Kamera einfach an das jeweilige Gerät zu halten. Den Rest erledigt die NFC-Technologie“ beschreibt Juliane Homuth, Sony Product-Managerin Digital Imaging, den aktuellen Stand der Technik am Beispiel der neuen Sony RX100 II.

Solche Lösungen sind ein weiterer wichtiger Schritt zur allgemeinen Akzeptanz der neuen Art der Bildkommunikation, denn das Prozedere zur Einrichtung der gewünschten Verbindungen gestaltet sich mit vielen Kameras oft längst noch nicht so einfach wie das Fotografieren selbst. Das ist ein Punkt, an dem praktisch alle Hersteller noch arbeiten (sollten).

Die Anbieter von WLAN-Kameras stellen auch kleine Apps für Smartphones oder Tablets zur Verfügung, nach deren Installation auf dem Gerät nicht nur die Bildkontrolle auf dem Monitor möglich ist, sondern vielfach auch die kabellose Fernsteuerung der Kamera.

Aus der Ferne steuern

Aktuelle anspruchsvolle Kameras wie die neue Panasonic Lumix GX7 erlauben es, fast alle Einstellungen, die auch an der Kamera selbst vorzunehmen sind, aus der Ferne zu steuern. Das reicht vom Fokussieren auf ein bestimmtes Motivdetail durch Antippen mit dem Finger auf dem Touchscreen über die Wahl der Belichtungssteuerung und -korrektur bis zu den neuerdings so beliebten digitalen Verfremdungseffekten in der Kamera. Über WLAN-Hotspot ist mit den WLAN-Kameras auch die direkte Verbindung ins Internet möglich. Auf diesem Wege können sich manche Kameras selbst direkt bei Accounts von Facebook, Twitter, flickr, Picasa oder ähnlichen Diensten einloggen, um die Bilder dort öffentlich zu präsentieren.

Fast alle Anbieter von WLAN-Kameras haben für ihre Fotografen zudem eigene Angebote zum Bilder-Upload eingerichtet, die nach Registrierung kostenlos zur Verfügung stehen.

Speichern in der Cloud

Eine weitere Option ist die Speicherung der Bilder auf einem geschützten persönlichen Speicherserver in der „Cloud“, etwa bei einem Dienst wie Strato HiDrive. Die zur Verfügung stehende Auswahl ist aber oft noch auf ein oder zwei Dienste beschränkt, mit denen die Kamerahersteller zusammenarbeiten.

Die Samsung-Kameras mit Android-Betriebssystem wie die Galaxy NX lassen sich zudem mit den entsprechenden Apps nicht nur für die Bildübertragung und fernbedient nutzen, sondern erlauben es auch, sie selbst wie ein Smartphone z. B. für das Browsen im Internet und den E-Mail-Versand zu nutzen.

Der Trend zu WLAN-Kameras wird sich noch verstärken. Bei Canon hat schon jede dritte neue Kompakte WLAN, bei Pionier Samsung sind schon fast alle Modelle von der Kompakten bis zur Systemkamera damit ausgestattet. „WLAN-Technologie wird in Kameras der Mittel- und Oberklasse bald zum Standard gehören“, sind sich Guthmann, Heiko Jacobs, Produktmanager Kompaktkameras bei Canon, und Panasonic-PR-Mann Michael Langbehn einig.

Der Aufpreis für die drahtlose Funktionalität wird dabei kein Hindernis sein. „Der Mehrpreis für eine Kamera mit WLAN-Funktion und dem damit meist auch verbundenen etwas größeren Touchscreen-Monitor dürfte etwa bei 20 € liegen“, schätzt Jacobs. So sieht denn auch Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer des Photoindustrieverbands, in „Mobile Imaging ein zentrales Zukunftsthema“ für seine Branche.   

Ein Beitrag von:

  • Horst Gottfried

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