Fortschritte in Fukushima 06.11.2014, 13:56 Uhr

1331 abgebrannte Brennelemente aus Block 4 geborgen

Aus dem Reaktorblock 4 im japanischen Atomkomplex Fukushima Daiichi sind alle abgebrannten Brennelemente geborgen und in ein ebenerdiges Kühlbecken umgelagert worden. Ein wichtiger Schritt, denn dieser Reaktorblock war stark einsturzgefährdet. Doch es warten noch eine Menge weiterer Probleme auf die Betreiberfirma Tepco.

Fukushima-Reaktor 4: Tepco ist es gelungen, alle 1331 abgebrannten Brennelemente zu bergen. 

Fukushima-Reaktor 4: Tepco ist es gelungen, alle 1331 abgebrannten Brennelemente zu bergen. 

Foto: Tepco

Tepco, die Betreiberfirma des am 11. März 2011 havarierten japanischen Atomkomplexes Fukushima Daiichi, meldet Vollzug: Alle 1331 abgebrannten Brennelemente aus dem besonders gefährlichen Block 4 sind geborgen und in ein ebenerdiges Kühlbecken umgelagert worden. Dies entspricht etwa 400 Tonnen Uran. „Im Dezember holen wir dann die neuen Brennelemente heraus. Ende des Jahres wird die Arbeit beendet sein“, verkündet Teruaki Kobayashi von Tepko. 202 neue Brennstäbe befanden sich im Reaktor, als der Tsunami losbrach. Von diesen sind 22 schon geborgen.

Block 4 war stark einsturzgefährdet

Als der Tsunami am 11. März 2011 den Atomkomplex Fukushima Daiichi mit voller Wucht traf, befand sich Block 4 in Revision, alle 1533 Brennelemente steckten in Lagerbecken. Genau diese mit den stark strahlenden Stäben vollgeladenen großen Wasserbecken, bereiteten den Experten lange Zeit große Sorgen. Denn diese befinden sich außerhalb des Sicherheitsbehälters oben im Reaktorgebäude. Und dieses Reaktorgebäude war durch eine Explosion derart beschädigt, dass es schon durch ein leichtes Erdbeben zum Einsturz gebracht werden könnte.

Verformtes Brennelement ähnelt einer spitzen Klammer

Besonders problematisch: Einige der Stäbe waren sehr stark deformiert. Eines der Brennelemente weist eine Verformung auf, die nach Angaben von Tepco der Silbe „ku“ der Hiragana-Silbenschrift ähnelt und damit etwa einer spitzen Klammer entspricht.

Fukushima-Reaktor 4: verformtes Brennelement, aufgenommen am 27. Dezember 2013. 

Fukushima-Reaktor 4: verformtes Brennelement, aufgenommen am 27. Dezember 2013.

Quelle: Tepco

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Der WDR-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar durfte vor wenigen Wochen im ansonsten streng abgeschirmten Atomkomplex drehen. „Ich habe in das Abklingbecken von Block 4 geguckt und konnte sozusagen die Brennstäbe zählen, die dort lagern“, berichtete er der Tagesschau. „Tepco hat eine riesige Konstruktion mit einem gigantischen Kran gebaut. Und mit einer eigens entwickelten Abschirmhülse werden diese Brennstäbe nun nach und nach herausgezogen.“

Dach der provisorischen Schutzhülle von Block 1 angehoben

Jetzt liegt der Focus auf Reaktorblock 1. Aktuell hat Tepco einen Teil der Dachkonstruktion der provisorischen Schutzhülle angehoben, die nach der Havarie in aller Eile um den Reaktorblock hochgezogen wurde. Dann sprühten Arbeiter in Vollschutz-Anzügen Tausende Liter einer Flüssigkeit hinein, die radioaktiven Staub bindet. So soll verhindert werden, dass der Wind den Staub aufwirbelt und davonträgt.

Tepco meldet, dass es in der Umgebung keinen Anstieg der Radioaktivität gegeben hat. Der Rückbau der provisorischen Schutzhülle und die Aufräumarbeiten werden sich wohl bis ins Jahr 2016 hinziehen. Wenn alles nach Plan verläuft, könnten die Brennelemente aus Block 1 ab 2017 aus dem Lagerbecken geholt werden.

Fukushima-Reaktor 1: Derzeit werden einzelne Dachteile von Reaktor 1 abgehoben, um in den Reaktor vorzudringen und die Brennelement in Lauf der nächsten Jahre bergen zu können.

Fukushima-Reaktor 1: Derzeit werden einzelne Dachteile von Reaktor 1 abgehoben, um in den Reaktor vorzudringen und die Brennelement in Lauf der nächsten Jahre bergen zu können.

Quelle: Tepco

Die Arbeiten in Fukushima Daiichi können wegen der Wucht der Ereignisse keine Lösung von der Stange sein. So sieht Block 2 rein äußerlich noch am besten aus, weil ihn keine Explosion zerfetzt hat. „Wir versuchen die Kontamination zu reduzieren, aber die Roboter, die in dieser Umgebung arbeiten können, müssen wir erst noch entwickeln“, sagt Teruaki Kobayashi. Denn Menschen können sich in dieser Strahlenhölle nicht aufhalten.

Wie es wirklich in den Reaktorblöcken 1 bis 3 aussieht, weiß kein Mensch. In allen drei Reaktorblöcken kam es nach dem Erdbeben und dem folgenden Tsunami zu Kernschmelzen. Niemand weiß daher, wo genau diese Schmelzmasse aus Hunderten von Brennelementen, Stahl und Beton eigentlich liegen. Bis heute müssen diese Reaktoren Tag für Tag mit Tonnen von Wasser gekühlt werden, damit sie nicht wieder außer Kontrolle geraten.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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