Kernenergie 17.12.2018, 09:37 Uhr

80 Jahre Kernspaltung: Der Faktencheck zum Jahrestag

Vor genau 80 Jahren, am 17. Dezember 1938, entdeckten Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner die Kernspaltung. Ihre Entdeckung revolutionierte die Ingenieurwissenschaften und die Physik.

Man sieht das Kernkraftwerk Grohnde bei Hameln in Niedersachsen.

Das Kernkraftwerk Grohnde bei Hameln in Niedersachsen wird voraussichtlich Ende 2021 stillgelegt.

Foto: Panthermedia.net/ThorstenSchier

Am 17. Dezember 1938 – vor mittlerweile 80 Jahren – entdeckten Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner die Kernspaltung. Sie beschossen Uran mit abgebremsten, thermischen Neutronen und konnten nasschemisch Barium als Spaltprodukt nachweisen. Wenig später identifizierten sie Krypton bzw. Xenon als weitere Spaltprodukte.

Erste Hinweise auf gewaltige Energiemengen

Hahns und Straßmanns Ziel war eigentlich, schwere Elemente herzustellen, sogenannte Transurane. Doch die experimentellen Daten verwirrten alle Beteiligten. Hahn berichtete Meitner, die damals in Schweden war, von experimentellen Resultaten. Die Physikerin antwortete: „Mir scheint die Annahme eines so weitgehenden Zerplatzens sehr schwierig, aber wir haben in der Kernphysik so viele Überraschungen erlebt, dass man auf nichts ohne weiteres sagen kann: es ist unmöglich.“ Mit ihrem Neffen Otto Frisch, einem Schüler von Niels Bohr, führten sie theoretische Überlegungen durch. Sollte es tatsächlich zu einer Kernspaltung gekommen sein, so müsste eine gewaltige Energie von 200 MeV entstanden sein. Ihre Ergebnisse erschienen am 11. Februar 1939 in Nature.

Von der Kernspaltung zur Kettenreaktion

Das Paper wirkte als Zündfunke für etliche Forschergruppen. Niels Bohr fand heraus, dass Uran-235 im Experiment gespalten wird – und nicht Uran-238, wie von Hahn postuliert. Später erkannte Frédéric Joliot, dass pro Spaltvorgang 2 bis 3 Neutronen entstehen. Er postulierte die theoretische Möglichkeit einer Kettenreaktion. Auf die Idee, Uranspaltungen technisch zu nutzen, kam Siegfried Flügge.

Der erste Versuchsreaktor entsteht

Frisch und Meitner tauschten sich auch mit Bohr aus. Der dänische Physiker reiste am 16. Januar 1939 in die USA. Er traf Albert Einstein und diskutierte mit ihm alle Themen rund um die Kernspaltung. Einsteins bereits 1905 formulierte spezielle Relativitätstheorie brachte Energie und Massendifferenzen in Zusammenhang. Enrico Fermi erkannte das Potenzial. Ab 1942 baute er in einem ehemaligen Football-Stadion den ersten funktionstüchtigen Kernreaktor „Chicago Pile 1“. Weitere Experimentierreaktoren folgten. Deutschen Forschern um Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker gelang es bis zum Kriegsende nicht, einen funktionierenden Kernreaktor zu entwickeln.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) (Ingenieur für Elektrotechnik, Energie- oder Versorgungstechnik o. ä.) fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH
Stuttgart Zum Job 
STAWAG - Stadt und Städteregionswerke Aachen AG-Firmenlogo
Betriebsingenieur:in Wärmeanlagen (m/w/d) STAWAG - Stadt und Städteregionswerke Aachen AG
TGM Kanis Turbinen GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Bereich Service TGM Kanis Turbinen GmbH
Nürnberg Zum Job 
RX-WATERTEC GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Fachrichtung Siedlungswasserwirtschaft RX-WATERTEC GmbH
Karlsruhe Zum Job 
naturenergie netze GmbH-Firmenlogo
Meister / Techniker - Steuerungstechnik (m/w/d) naturenergie netze GmbH
Rheinfelden, Donaueschingen Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik THOST Projektmanagement GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
ESWE Versorgungs AG-Firmenlogo
Asset Management & Transformationsplanung Fernwärmeversorgung (m/w/d) ESWE Versorgungs AG
Wiesbaden Zum Job 
Harz Guss Zorge GmbH-Firmenlogo
Energie- und Umweltmanager (w/m/d) Harz Guss Zorge GmbH
BG ETEM-Firmenlogo
Ingenieur/in (m/w/d) als Referent/in für die Branche Feinmechanik BG ETEM
Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH-Firmenlogo
Head Site Management (w/m/d) Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Wissenschaftliche Mitarbeiterin oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Thema "Wärmepumpe für die Brennwertnutzung in Biomasseheizsystemen" (m/w/d) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
SCORE GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) SCORE GmbH
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Projektmanager (gn) Geschäftsfeldentwicklung, EDL Stadtwerke Essen AG
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Stadtwerke Lübeck Gruppe-Firmenlogo
Referent:in Asset Management Technik - Schwerpunkt Anlageneinsatzplanung Stadtwerke Lübeck Gruppe
Lübeck Zum Job 
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Wirtschaftsjurist*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Contract & Claimsmanagement in Projektender Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stuttgart, Mannheim Zum Job 
Landeshauptstadt Hannover-Firmenlogo
Ingenieur*in der Versorgungstechnik oder Energie- und Gebäudetechnik als Technische*r Sachbearbeiter*in im Sachgebiet Sanitärtechnik Landeshauptstadt Hannover
Hannover Zum Job 

Auf dem Weg zur Atombombe

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs vermuteten US-Militärs, Kernspaltungen könnten sich auch als „Wunderwaffe“ eignen. General Leslie R. Groves leitete das Manhattan-Projekt. Dessen Ziel war, eine funktionsfähige Atombombe zu bauen. Als Wissenschaftler war Robert Oppenheimer mit von der Partie. Am 16. Juli 1945 zeigten Forscher beim Trinity-Test, dass ihre theoretischen Überlegungen korrekt waren. Die Bombe mit Plutonium als Brennstoff besaß eine Sprengkraft von 21 Kilotonnen TNT. Zu dem Zeitpunkt standen die Alliierten kurz vor ihrem Sieg, nur Japan weigerte sich, zu kapitulieren. Damit Stand Japan als strategisches Ziel fest. Die beiden Abwürfe über Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (9. August 1945) forderten insgesamt bis zu 300.000 Menschenleben.

Energiegewinnung in Friedenszeiten

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere Kernwaffen entwickelt. Zeitgleich entwickelten Ingenieure Kernreaktoren zur friedlichen Energieerzeugung weiter. Ende 1951 erzeugte ein Versuchsreaktor im US-Bundesstaat Idaho erstmals Strom. Das erste Kraftwerk zur großtechnischen Energiegewinnung war 1954 Obninsk bei Moskau. 1955 folgte Calder Hall in Großbritannien. In Deutschland begann 1961 im Kernkraftwerk Kahl die friedliche Nutzung der Kernenergie.

Die Kehrseite der Medaille

Über Jahre hinweg galt die Kernenergie als zukunftsweisende Technologie. Mehrere Ölkrisen und steigenden Kohlepreise machten ab den 1960er-Jahren neue Wege der Stromgewinnung erforderlich. 26. April 1986 zeigte die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, welche Schattenseiten auch in der friedlichen Nutzung stecken. Nach Experimenten an einem Reaktorblock kam es zur Explosion und zur Freisetzung von Nukliden mit der Gesamtaktivität mehrerer Trillionen Becquerel. Fast genau 25 Jahre später, nämlich ab dem 11. März 2011, havarierte das japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Über die freigesetzte Dosis gibt es unterschiedliche Auffassungen – die Werte reichen von 40 bis 100 %, verglichen mit Tschernobyl.

Richtungswechsel in Berlin

Am 14. März 2011 – wenige Tage nach dem Beginn der Nuklearkatastrophe von Fukushima – beschloss das Kabinett Merkel, ihre bisherige Energiepolitik grundlegend zu ändern. Laufzeitverlängerungen für Kernkraftwerke wurden zurückgenommen, und ein stufenweiser Ausstieg soll bis 2022 erfolgen.

Mehr unter:

Ein Beitrag von:

  • Thomas Kresser

    Thomas Kresser macht Wissenschafts- und Medizinjournalismus für Publikumsmedien, Fachverlage, Forschungszentren, Universitäten und Kliniken. Er ist geschäftsführender Gesellschafter von ContentQualitäten und Geschäftsführer von DasKrebsportal.de. Seine Themen: Wissenschaft, Technik, Medizin/Medizintechnik und Gesundheit.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.