Treibstoff für die Wirtschaft 26.01.2023, 15:17 Uhr

Ammoniak-Terminals: Wasserstoff kommt Huckepack nach Deutschland

Während die Politik den Start von schwimmenden LNG-Terminals feiert, sind Teile der Industrie längst weiter. Unter anderem in Hamburg und Brunsbüttel werden Terminals gebaut, an denen grünes Ammoniak aus sonnenreichen Ländern gelöscht und in Wasserstoff umgewandelt werden kann. Ammoniak erleichtert den Transport von Wasserstoff.

Gastanker

Ammoniak lässt sich leichter als Wasserstoff mit einem Gastanker transportieren.

Foto: Panthermedia.net/dechevm

Mit flüssigem Erdgas gelingt es, den Lieferstopp von Russland auszugleichen. Niemand muss in diesem Winter frieren, und die Glasindustrie, die zu den Großverbrauchern gehört, kann weitermachen wie bisher – abgesehen von den erdrückenden Kosten. Ob der nächste Winter auch so problemlos zu überstehen ist bleibt offen, denn die Schiffe, die in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin bei Greifswald LNG (Liquefied Natural Gas, flüssiges Erdgas) zurückverwandeln in Gas können nur einen kleinen Teil der früher gelieferten Mengen aus Russland ersetzen.

Ohne Importe geht es nicht

In dieser Situation an eine Zukunft zu denken, in der LNG und Erdgas, das über Pipelines geliefert wird, zum Auslaufmodell oder gar überflüssig wird, erscheint kühn, ist aber überlebenswichtig. Wasserstoff ist der Rohstoff der Zukunft für die Prozesswärmeerzeugung in der Industrie, zum Heizen, Kochen und für die Stromerzeugung. Dass Deutschland sich damit selbst versorgen kann nimmt nicht einmal der größte Optimist an. Selbst wenn ehrgeizige Pläne zur Wasserstoffproduktion auf hoher See realisiert werden , wird es nicht ohne Wasserstoffimporte aus sonnen- und windreichen Regionen wie Australien, Nordafrika, Chile und Namibia  gehen. Darauf bereiten sie sich bereits intensiv vor. Der Wasserstoff soll in Form von Ammoniak, also gewissermaßen huckepack auf einem Stickstoffmolekül. Er wird hergestellt, wo gewaltige Windfarmen und Solarkraftwerke entstehen.

Ammoniak lässt sich leichter transportieren

Die Industrie bereitet sich jedenfalls auf diese Art des Transports von grünem Wasserstoff vor. Zwar gibt es bei der Umwandlung von grünem Wasserstoff in Ammoniak und der Rückumwandlung in Wasserstoff am Ziel energetische Verluste. Doch der Transport von Ammoniak ist weitaus unproblematischer als der von Wasserstoff. Ammoniak wird bei minus 33 Grad Celsius flüssig, Wasserstoff erst bei minus 253 Grad. Beide Rohstoffe können in gut isolierten Behältern – Kryotanks – per Schiff drucklos transportiert werden

Knotenpunkt für Wasserstoff

In Hamburg, Brunsbüttel, Wilhelmshaven, Rotterdam und anderen Hafenstädten sind die Pläne zum Aufbau von Ammoniak-Terminals bereits sehr konkret. Wilhelmshaven soll ein zentraler Knotenpunkt für die Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland werden. Der Energiekonzern BP will dort ein Terminal und einen Ammoniak-Cracker errichten. Dieser soll ab 2028 gemeinsam mit Elektrolyseuren, die BP am gleichen Standort installieren will, bis zu 130.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Cracker wandeln Ammoniak in Wasserstoff um, indem sie das Molekül in Stickstoff- und Wasserstoffatome aufspaltet. Der Wasserstoff soll über umgerüstete Erdgas- und Öl-Pipelines zu den Kunden transportiert werden.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Abwasserverband Fulda-Firmenlogo
Ingenieur | Master (m/w/d) Wasserwirtschaft | Umwelt | Tiefbau Abwasserverband Fulda
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte (w/m/d) im Bereich Planung und Bau Die Autobahn GmbH des Bundes
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektleiterinnen / Projektleiter Energiewirtschaft (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
GELSENWASSER AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Trinkwasser GELSENWASSER AG
Gelsenkirchen Zum Job 
Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Energienetzbetrieb (m/w/d) Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH
Cottbus Zum Job 
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftlicher Mitarbeiterin (m/w/d) im Bereich Energietechnik - Fokus: Dezentrale Wärmeversorgung Hochschule Hamm-Lippstadt
RX-WATERTEC GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Fachrichtung Siedlungswasserwirtschaft RX-WATERTEC GmbH
Karlsruhe Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur für "Elektrische Energietechnik" (w/m/d) Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
naturenergie netze GmbH-Firmenlogo
Meister / Techniker - Steuerungstechnik (m/w/d) naturenergie netze GmbH
Rheinfelden, Donaueschingen Zum Job 
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Ingenieur*in (w/m/d) Bauingenieurwesen, Umweltschutz / -technik, Ver- / Entsorgungs- / Abfalltechnik Landeshauptstadt München
München Zum Job 
fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) (Ingenieur für Elektrotechnik, Energie- oder Versorgungstechnik o. ä.) fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)-Firmenlogo
Fachberatung (w/m/d) für Energie und Umweltressourcen und Gebäudeautomation Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik THOST Projektmanagement GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
ESWE Versorgungs AG-Firmenlogo
Asset Management & Transformationsplanung Fernwärmeversorgung (m/w/d) ESWE Versorgungs AG
Wiesbaden Zum Job 
Vermögen und Bau Amt Konstanz-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) für das technische Gebäudemanagement Vermögen und Bau Amt Konstanz
Konstanz Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Bau-, Chemie-, Umweltingenieurwesen, Verfahrenstechnik oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur (gn) für Wärmepumpenanlagen und Stadtwärmenetze Stadtwerke Essen AG

Auch Stickstoff lässt sich nutzen

Dass der Wasserstoff genutzt wird versteht sich von selbst. Doch auch der Stickstoff ist brauchbar, etwa als Schutzgas für die Lebensmittelindustrie oder in verflüssigter Form als Kühlmittel für biologische Proben, im Tiefbau und in einer Vielzahl von anderen Anwendungen. Selbst wenn sich keine wirtschaftlich umsetzbare Anwendung findet und er einfach in die Atmosphäre entlassen würde wäre das kein Umweltproblem: Luft besteht zu 78 Prozent aus diesem reaktionsträgen Gas.

Wasserstoffzüge pendeln im Norden

Auf dem Gelände der Firma Oiltanking nahe der Kattwykbrücke im Hamburger Hafen werden derzeit noch Mineralöle gelagert und umgeschlagen. Bis 2026 wollen der Industriegaseproduzent Air Products und der Hamburger Kraft- und Brennstoffhändler Mabanaft dort ein Terminal für den Import von Ammoniak fertigstellen. Die Investitionssumme wurde anfangs mit 500 Millionen Euro beziffert. Jetzt ist es schon doppelt so viel. Der Cracker wird für 100.000 Jahrestonnen Wasserstoff ausgelegt. „Hamburg hat das Ziel, zu einem führenden Wasserstoffstandort in Europa zu werden“, so Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Der Wasserstoff könnte beispielsweise an das Bahnunternehmen Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Wese geliefert werden, das bereits heute Wasserstoff-Triebwagen zwischen Bremerhaven und Cuxhaven pendeln lässt. Oder an den Stahlhersteller Salzgitter, der Koks durch Wasserstoff ersetzen will.

300.000 Tonnen Ammoniak für Brunsbüttel

In Brunsbüttel, wie Wilhelmshaven ein LNG-Terminal-Standort, wird der Essener Energiekonzern RWE in Sachen Ammoniak tätig. Ab 2026 sollen dort jährlich 300.000 Tonnen grünen Ammoniaks gelöscht und an Kunden in ganz Deutschland verteilt werden – Ammoniak lässt sich nicht nur zur Herstellung von Wasserstoff nutzen, sondern auch direkt zur Herstellung von Düngemitteln. Später will RWE am Terminal-Standort auch einen Cracker bauen. Der darin produzierte Wasserstoff soll per Pipeline zu den Kunden gepumpt werden. Zu diesem Zeitpunkt will RWE in Brunsbüttel bereits zwei Millionen Tonnen Ammoniak importieren.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.