Ausbau der Windenergie kann nicht funktionieren
Mit Blick auf die aktuelle Situation warnen Forschende in einer Studie: Die Flächenbereitstellung für neue Windkraftanlagen reicht nach ihrer Analyse nicht aus, um die Ausbauziele der Bundesregierung zu erfüllen. Das Umweltbundesamt hatte die Studie in Auftrag gegeben.
Die Windenergie spielt eine entscheidende Rolle, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will. Das ist bekannt. Die Windenergie kann ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung sein, und Fachleute bescheinigen Deutschland ein großes Windpotenzial. So weit, so gut. Aber dieses Konzept kann nur aufgehen, wenn ausreichend Flächen für neue Windkraftanlagen zur Verfügung stehen. Eine aktuelle Studie schürt genau daran Zweifel.
Verschiedene Fragestellungen für die Windenergie-Studie
Ein Team von der Guidehouse Germany GmbH, dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE und der Stiftung Umweltenergierecht hat die Studie „Flächenverfügbarkeit und Flächenbedarfe für den Ausbau der Windenergie an Land“ vorgestellt. Auftraggeber war das Umweltbundesamt. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sollten die aktuelle Situation der Flächenverfügbarkeit überprüfen sowie Empfehlungen für den mittel- und langfristigen Ausbau der Windenergie entwickeln, also klären: Wie groß ist der Handlungsbedarf?
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Die Forschenden verschafften sich daher einen Überblick über die formell ausgewiesenen Flächen für die Windenergie in Deutschland – die Betrachtung reichte bis Ende 2021. Zudem überprüften sie ihre tatsächliche Verfügbarkeit und Nutzbarkeit. Weitere Fragestellungen waren: Wie viel zusätzliche Fläche muss weiterhin für den Ausbau der Windenergie an Land ausgewiesen werden, um die Windausbau-Ziele der Bundesregierung erreichen zu können? Darüber hinaus beschäftigten sich das Forschungsteam mit der Frage, in was für einem Maß sich die zur Verfügung stehende Fläche voraussichtlich in den nächsten Jahren verändern wird.
Realistisches Bild durch detaillierte Betrachtung
Im Detail stellten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nicht nur einen Überblick über die offiziell ausgewiesenen Flächen zusammen, sondern betrachteten für jedes Bundesland die dort geltenden Mindestabstandsregelungen zu Wohngebieten. „Außerdem haben wir den Umgang in den Ländern mit der Frage untersucht, ob die Rotorblätter von Windenergieanlagen die Grenzen ausgewiesener Windenergieflächen überstreichen darf oder nicht“, sagt Nils Wegner von der Stiftung Umweltenergierecht. „Wegen der erheblichen Raumbedeutsamkeit dieser Frage wurde sie inzwischen im Windenergieflächenbedarfsgesetz im Rahmen der dortigen Anrechnungsregelungen explizit adressiert.“
Neben dem Abstand zu Wohngebäuden nennen die Forschenden in ihrer Studie eine weitere große Herausforderung für den Ausbau der Windenergie: den Artenschutz und dabei insbesondere den Vogelschutz. Das habe sich bei einer Umfrage im Rahmen der Analyse herausgestellt. Fachleute dürfte diese Erkenntnis allerdings kaum überraschen.
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Zu wenig Windenergie-Flächen in Deutschland
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die aktuellen Ausbaupläne nicht zu erreichen sind. Unterm Strich sind nach der Aussage der Forschenden derzeit nur 0,47 Prozent der Fläche in Deutschland für den möglichen Bau von Windkraftanlagen ausgewiesen – und tatsächlich verfügbar. „Um das im Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) verankerte Ziel von 1,4 Prozent bis 2027 zu erreichen, müsste die verfügbare Flächenkulisse demnach verdreifacht werden. Für das Flächenziel von 2,0 % bis 2032 wäre sogar eine Vervierfachung erforderlich“, rechnet Carsten Pape vom Fraunhofer IEE vor.
In den aktuellen Plänen ist eine Ausweitung der Fläche in dieser Größenordnung jedoch nicht vorgesehen. Sie dürfte lediglich auf 0,61 Prozent steigen, was immer noch deutlich unter dem Soll liegt. Betrachtet wurden dabei ausschließlich die Flächen an Land.
Ausbau-Ziele für Windenergie nicht erreichbar
Abgesehen von der bloßen Fläche haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch das noch verfügbare Leistungspotenzial der rechtskräftig ausgewiesenen Flächen sowie das Potenzial der aktuellen Entwürfe betrachtet. Wieder bleibt das Ergebnis weit hinter den Ausbauzielen zurück. „Es besteht die Gefahr massiver Unterzeichnungen in den Ausschreibungen in den kommenden Jahren und einem deutlich zu geringem Zubau an Windenergieanlagen, sofern nicht bereits zeitnah erhebliche Neuausweisungen erfolgen“, sagt der Leiter der Studie Marian Bons von der Guidehouse Germany GmbH.
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