Beethoven verführt zum Treppensteigen
Beim Treppensteigen Musik komponieren? Klingt komisch, war beim Bonner Beethovenfest aber möglich. Dank einer Installation von Fraunhofer-Ingenieuren. Und die wollten auch noch wissen, ob sich so Strom sparen lässt. Und wieviel? Ein Rückblick auf ein Projekt zum 250. Geburtstag des Komponisten.
Ludwig nimmt die Treppe: Unter diesem Projektnamen hatten sich Fraunhofer-Ingenieure für das Bonner Beethovenfest im Jahr 2015 etwas Besonderes einfallen lassen. Sie installierten an der Treppe der Bonner Stadthausloggia Lichtschranken und Lautsprecher.
Sobald ein Fuß eine der 32 Treppenstufen berührte, erklangen Töne und Tonsequenzen des Klangkünstlers Erwin Stache – auf den oberen Stufen waren Instrumente zu hören, auf den unteren Geräusche wie Glockengeläut. So konnten Passanten beim Treppenlaufen ganze Musikstücke komponieren.
Zahl der Treppen-Muffel ging zurück
Und beim Musikmachen taten die Hobbykomponisten auch gleich noch etwas für ihre körperliche Fitness. „Grundgedanke war, Passanten durch die interaktive Musikinstallation zu motivieren, die klassische Treppe anstatt der Rolltreppe zu benutzen“, erklärt Hans-Jürgen Hartmann, Leiter des Referats Stadtförderung. „Das ist erstens gesünder und spart zweitens Energie.“
Viele Passanten freuten sich über das Klangkunstwerk, auf das von weitem schon ein großes Bild von Ludwig van Beethoven aufmerksam machte. „Vor der Klangtreppeninstallation nutzten fast 90 % aller Passanten die Rolltreppe“, sagt Rene Reiners vom Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Sankt Augustin. „Mit der Installation entschieden sich 35 % zum Treppensteigen.“ Nach Abschluss des 39.000 € teuren Projekts am 4. Oktober stieg die Nutzung der Rolltreppe wieder auf 82 % an.
Stadtwerke Bonn sparten 20 kWh Strom pro Tag
Die Bonner Stadtwerke waren von der Installation jedenfalls angetan: „Der durchschnittliche Energieverbrauch der Rolltreppenanlage ging um etwa ein Drittel zurück“, erklärte Jürgen Winterwerp von der Stadtwerken Bonn. „Pro Tag wurden rund 20 kWh Strom eingespart.“ Pro Jahr ließen sich demnach – gleichbleibendes Interesse vorausgesetzt – über 7000 kWh einsparen. Zum Vergleich: Im Schnitt verbraucht ein Zwei-Personen-Haushalt in Deutschland 3200 kWh Strom.
Vorbild für die Klanginstallation war übrigens ein Kunstwerk in der Stockholmer U-Bahn. Dort verwandelte ein Künstler eine Treppe in ein riesiges Klavier, das bei Fußberührungen Töne abspielte. Die Bürger hatten viel Freude an dieser von VW finanzierten Installation: Sie hüpften auf der Treppe munter auf und ab und sorgten so für die tägliche Portion Sport.
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