Belgien plant künstliche Energie-Insel mitten im Meer
Belgien plant einen Energiespeicher mitten im Meer: eine künstliche Insel, die Energie aus umliegenden Windparks speichern soll. Es wäre weltweit das erste Pumpspeicherkraftwerk dieser Art. Die Regierung entscheidet noch vor der Sommerpause über das Projekt namens iLand.
Etwa 5 km vor den Badeorten De Haan und Wenduine soll Sand zu einer ellipsenförmigen Insel aufgeschüttet werden. Der Bauplan für die Energie-Insel erinnert an ein riesiges Atoll. Denn der Sandring ragt etwa 10 m in die Höhe, ist 1,2 km lang und 2,5 km breit. Die Aufgabe des neuartigen Speicherkraftwerks: von den angrenzenden Windparks produzierten überschüssigen Strom sammeln und kontrolliert abgeben.
Dabei wird zu Zeiten, in denen wenig Energie verbraucht wird, etwa nachts, Meerwasser aus dem Loch in der Mitte des Sandrings herausgepumpt. Dabei entsteht ein bis zu 30 Meter tiefes Loch im Meer. Wenn der Strombedarf dann wieder steigt, etwa morgens, fließt das Wasser durch Turbinen zurück und treibt Generatoren an, die wiederum Strom erzeugen.
Die künstliche Insel soll 500 Megawatt Energie produzieren können und das vier Stunden lang, schreibt Spiegel online und beruft sich dabei auf Bart Tommelein. Er ist der für die Nordsee zuständige Staatsekretär der belgischen Regierung. 500 Megawatt entsprechen ungefähr einem Drittel der Leistung eines durchschnittlichen Atomkraftwerks.
Windenergie-Ausbau könnte Speicher nötig machen
Momentan braucht Belgien diese künstliche Speicher-Insel allerdings nicht. Laut Holger Rogall, Professor für nachhaltige Ökonomie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, ist der Anteil der Windenergie noch so gering, dass der Strom direkt ins Netz eingespeist wird. Die Speicher könnten jedoch nötig werden, wenn die Offshore-Windparks in den nächsten Jahren ausgebaut werden.
Noch vor der Sommerpause will die belgische Regierung entscheiden, ob das Projekt namens iLand tatsächlich grünes Licht bekommt. Wenn ja, könnte es den Plänen nach im Jahr 2021 in Betrieb gehen. Die Baukosten werden auf mindestens eine Milliarde Euro geschätzt.
„Goldgrube für Baggerfirmen“
Wie viele andere große Vorhaben ist auch iLand umstritten. In Belgien kommt die Kritik aus unterschiedlichen Richtungen: von der Opposition, von Umweltaktivisten und Anwohnern. Als „eine Goldgrube für Baggerfirmen“ wurde das ehrgeizige Projekt beschimpft. Befürchtetet werden extrem hohe Unterhaltskosten mit jährlich bis zu acht Millionen Euro.
Wieder andere Kritiker haben Angst, dass das Ökosystem leiden könnte und die Folgen für die Fischerei unkalkulierbar sind. Außerdem fürchten Anwohner in den Badeorten um ihren schönen Meerblick. Regierungsvertreter sind derweil auf Beruhigungskurs. Im Falle einer Genehmigung werde natürlich ein Umweltgutachten erstellt, lautet ein Argument, das die Wogen um iLand glätten soll.
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