Belo Monte: Brasilien schaltet umstrittenes Mega-Wasserkraftwerk ein
Sie laufen, die ersten Turbinen von Belo Monte. Das riesige 11.233-MW-Wasserkraftwerk in Brasilien soll 60 Millionen Menschen mit Energie versorgen, schadet aber auch der indigenen Bevölkerung. Am Projekt beteiligt ist auch eine deutsche Firma.
Am 5. Mai 2016 haben die ersten Turbinen von Belo Monte den Betrieb aufgenommen. Ihre Leistung zur kommerziellen Stromproduktion beträgt 649,9 MW. Nach Fertigstellung 2019 soll Belo Monte das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt sein und eine Leistung von 11.233 MW haben. Das reicht aus, um 60 Millionen Menschen mit Energie zu versorgen.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff war vor Ort und sprach von einer grandiosen Ingenieursleistung. Die Planung geht bis ins Jahr 1975 zurück.
Staubecken so groß wie der Bodensee
Belo Monte liegt am Rio Xingu, einem Seitenfluss des Amazonas in Brasilien, rund 40 km von der Stadt Altamira entfernt. Die Kraftwerksbetreiber stauen den Fluss über drei Talsperren zu zwei Stauseen mit einer Fläche von 516 km2 – das entspricht in etwa der Größe des Bodensees. Energie erzeugen 20 sogenannte Francis-Spiralturbinen. Sie versetzen Wasser durch ein schneckenförmiges Rohr in zusätzlichen Drall und lenken es anschließend auf die gegenläufig gekrümmten Schaufeln des Laufrads. Sie erreichen dadurch einen Wirkungsgrad von über 90 % und eine Leistung von 550 MW. Zusätzlich kommen in Belo Monte neun Rohrturbinen mit jeweils 25,9 MW Leistung zum Einsatz.
Greenpeace: Bela Monte ist der ineffizienteste Damm Brasiliens
Doch nicht jeder ist von der Leistung des Kraftwerks überzeugt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace etwa hält das elf Milliarden Euro teure Wasserkraftwerk für den ineffizientesten Damm Brasiliens, weil es während der drei bis fünf Monate langen Trockenperiode nur rund zehn Prozent seiner Nennleistung liefern kann.
Über ein Jahr gemittelt ergebe sich daraus eine Effizienz von nur 39 %. Trotzdem setzt Brasilien wegen des Mangels fossiler Brennstoffe auf diese Form der Stromerzeugung und erzeugt mit Wasserkraftwerken heute rund 80 % des Stroms. Zu den Anlagen zählt Itaipu im Süden an der Grenze zu Paraguay. Vor der Fertigstellung des chinesischen Drei-Schluchten-Damms war es mit einer Nennleistung von 14.000 MW das größte Wasserkraftwerk der Erde.
Siedler bringen neue Krankheiten zu den Indios
Der Start der ersten Turbinen von Belo Monte bedeutet einen Rückschlag für Umweltschützer aus der ganzen Welt. Sie sehen durch das Projekt die Existenzgrundlage der am Xingu-Fluss lebenden Indios gefährdet – unter anderem, weil die Flüsse weniger Wasser führen und die Fischerei leidet. Davon besonders betroffen sind die Juruna, deren Stammesgebiet unterhalb der Talsperre Pimental liegt.
Eine zusätzliche Gefahr geht von den 20.000 Arbeitern und neuen Siedlern aus. Sie schleppen Krankheiten wie die Grippe ein, gegen die Indios nur schwache Abwehrkräfte besitzen. Und auch das Klima scheint bedroht. Warum? Weil in den riesigen Stauseen unter Wasser Biomasse verfault und Methan freisetzt. Und das ist vielfach klimaschädlicher als CO2.
Deutsche Firmen im Kreuzfeuer der Umweltschützer
Dafür geraten auch deutsche Firmen ins Kreuzfeuer der Umweltschützer. „Hierzulande verdient die Industrie gut an diesem Umwelt- und Menschenrechtsdesaster. Rund 1,3 Milliarden Euro gehen an europäische Firmen“, schreibt der Verein „Rettet den Regenwald“. Allein Voith Hydro, ein Joint Venture von Voith und Siemens, habe ein Auftragsvolumen von 443 Millionen Euro erhalten. Das Joint Venture produziert für Belo Monte 320 t schwere Laufräder.
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