Biomasse-Heizkraftwerke: Erfolg knapp auf Kante genäht
Heizkraftwerke auf Basis von Biomasse arbeiten an der Grenze der Wirtschaftlichkeit. Das hat eine Auswertung von 111 bayerischen Projekten ergeben. Unerlässlich ist deshalb eine fundierte Planung. Das länderübergreifende Netzwerk „Qualitätsmanagement Holzheizwerke“ unterstützt hierbei Bauherren und Planer.
Schon seit dem Jahr 1992 werden in Bayern Biomasseheizwerke aus Landesmitteln gefördert. Genauso lange begleitet das Beratungsinstitut Carmen e. V. (Centrales Agrar-Rohstoff-Marketing- und Entwicklungs-Netzwerk) aus Rimpar bei Würzburg große Biomasseprojekte mit Beratung, Abwicklung der Förderung und Monitoring. „Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist schon die fundierte Grundlagenermittlung“, sagt Carmen-Mitarbeiter Gilbert Krapf, der für eine statistische Erhebung 111 bayerische Heizwerke mit Daten von 2008 ausgewertet hat.
Für jedes mit Wärme zu versorgende Objekt sollten Heizlast, Jahresenergie- und Temperaturbedarf möglichst genau unter Vermeidung von Pauschalansätzen ermittelt werden. Bei der Berechnung der gesamten Heizlast könne aus Erfahrungswerten ein „Gleichzeitigkeitsfaktor“ angesetzt werden, so Krapf, der die zeitliche Streuung von Leistungsspitzen berücksichtige. Dies ist wichtig, denn die tatsächlich erforderliche Leistung ab Heizwerk ist in der Regel kleiner als die Summe der Heizlasten der einzelnen Objekte.
Zusammen mit Experten aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Österreich und der Schweiz hatte Carmen 2004 die Arbeitsgemeinschaft „Qualitätsmanagement Holzheizwerke“ ins Leben gerufen. Das Netzwerk bietet Planern und Projektträgern eine Hilfestellung und entwickelt gemeinsame Qualitätsstandards. Vor allem wird empfohlen, in der Vorplanungsphase einen neutralen Qualitätsbeauftragten wie Krapf einzusetzen. Der soll den im Holzenergiebereich häufig unerfahrenen Bauherren als neutraler Berater zur Seite stehen und kann Erkenntnisse aus einer Vielzahl an Holzenergieprojekten einbringen.
In der Vorplanung sind Standort, Trägerschaft, Rechtsform, Genehmigung, Durchleitungsrechte und vor allem die Verantwortlichkeiten in zusammen sechs Projektphasen zu klären. Bei der technischen Planung gelte es, das Feuerungssystem, abhängig von den anvisierten Brennstoffen, eine mono- oder bivalente Auslegung und die Leistung des bzw. der Kessel festzulegen. In der Regel würden bivalente Anlagen realisiert, bei denen der Biomassekessel die Grundlast abdeckt und für Lastspitzen ein Öl- oder Gasheizkessel installiert wird.
„Die Wärmeerzeuger sollten so dimensioniert werden, dass 80 % der Wärme aus Biomasse bereitgestellt werden kann“, empfiehlt Krapf. In Bayern sei dies auch die Bedingung für eine Förderung, die hier auch die Kosten des Qualitätsbeauftragten umfasse.
Der Planer solle vor allem die Laufzeiten im Auge haben: Monovalente Anlagen sollten nur gebaut werden, wenn sie mindestens 2000 Vollbetriebsstunden erreichen, bei bivalenten sollten es wenigstens 2500 h sein. Werde noch ein Wärmespeicher integriert, mindestens 3000 h. Je mehr Volllaststunden und damit größer die Auslastung, desto niedriger könnten die Wärmegestehungskosten sein. Bei Heizwerken, deren Holzkessel 2008 weniger als 2500 h erreichte, lagen die mittleren Wärmegestehungskosten bei 90 €/MWh und damit über dem Schnitt aller Heizwerke (71 €/MWh). Heizwerke mit über 3500 h hatten nur Kosten von 66 €/MWh.
Der durchschnittliche Preis für Waldhackgut lag Krapf zufolge 2008 bei rund 20 €/MWh bezogen auf den Heizwert. In den letzten Jahren werde zunehmend Waldrestholz eingesetzt, Pelletsanlagen machten nur etwa 2 % aus. „Früher wurde viel Sägerestholz als Billigmacher verwendet“, sagt Krapf. Wegen der immensen Preissteigerungen spiele das sogenannte Industriehackgut aber nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die Brennstoffe hätten sich insgesamt stark verteuert, insbesondere seit 2006. Bei Hackschnitzeln aus Waldrestholz liegt der Anstieg von 1999 bis 2008 bei 45 %. Neben den Brennstoffpreisen seien bei den Baukosten Steigerungen festgestellt worden, so der Biomasseexperte. Zumindest teilweise hätten die höheren Kosten durch Effizienzverbesserungen bei Wärmeerzeugung und -verteilung ausgeglichen werden können.
Die Wärmepreise der Holzheizwerke lägen mit durchschnittlich 70,6 €/MWh im Bereich der üblichen Fernwärmepreise. Im Verhältnis zu den 71 €/MWh Wärmegestehungskosten zeige sich, dass die meisten Biomasseheizwerke an der Grenze der wirtschaftlichen Rentabilität arbeiteten. Auf der Kostenseite zahle sich neben einer hohen Auslastung die Größe einer Anlage aus: Infolge einer geringeren spezifischen Investition und niedrigeren Brennstoffpreisen können größere Heizwerke geringere Stückkosten realisieren.
CHRISTIAN DANY
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