Erneuerbare Energien 04.06.2020, 07:00 Uhr

Biosolarzellen: So könnte der Durchbruch funktionieren

Schon länger versuchen Ingenieure und Biologen, Sonnenlicht per Photosynthese einzufangen und diese Energie zu nutzen. Doch die Ausbeute war mager. Jetzt ist es Forschern gelungen, dieses Defizit zu beheben.

Nicht nur Pflanzen betreiben Photosynthese: Die Nutzung von Sonnenlicht könnte bald effizienter werden – dank neuer Biosolarzellen.
Foto: Panthermedia.net / MicEnin

Nicht nur Pflanzen betreiben Photosynthese: Die Nutzung von Sonnenlicht könnte bald effizienter werden – dank neuer Biosolarzellen.

Foto: Panthermedia.net / MicEnin

Seit Jahrmillionen gewinnen Pflanzen Energie per Photosynthese. Dieser biochemische Vorgang läuft in Form von mehreren Teilreaktionen ab. Zuerst absorbieren Farbstoffe die elektromagnetische Energie des Lichtes. Dazu gehören Chlorophylle oder Carotinoide. Anschließend entsteht chemische Energie, indem Elektronen auf organische Moleküle übertragen werden. Die Photosysteme (PS) I und II, zwei große Proteine, erfüllen zentrale Aufgaben bei dem komplexen Vorgang. Beide Schritte werden auch als Lichtreaktion bezeichnet, denn sie benötigen Sonnenenergie. In der Dunkelreaktion wird die chemische Energie in Zucker umgewandelt.

Auch bei Biosolarzellen spielen die Photosysteme I und II eine wichtige Rolle. Sie sorgen dafür, dass eine Redoxreaktion mit Wasser abläuft. Wasserstoff und Sauerstoff entstehen: zwei Gase, die sich etwa für Brennstoffzellen eignen. Doch die Sache hat einen Haken. Denn grüne Bereiche des Sonnenlichts lassen sich nicht nutzen; Forscher sprechen von einer „Grünlücke“, welche die Effizienz biologischer Solarzellen sinken lässt. Dieses Manko haben Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und des Israel Institute of Technology jetzt behoben. Ihr Trick: Sie kombinierten einen Photosynthese-Proteinkomplex, der in Pflanzen vorkommt, mit einem Lichtsammelprotein aus Cyanobakterien. Das sind Bakterien mit photosynthetischen Eigenschaften. Sie lösen keine Krankheiten aus.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Fachexperte Umweltschutz (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Torsional Vibration Solution Architect (m/f/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur für Torsionsschwingungslösungen (m/w/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
MicroNova AG-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Electrical Engineering / Elektrotechnik MicroNova AG
Vierkirchen Zum Job 
JOSEPH VÖGELE AG-Firmenlogo
Konstruktionsingenieur (m/w/d) Maschinenbau JOSEPH VÖGELE AG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
NORMA Group Holding GmbH-Firmenlogo
Product Design Engineer (m/f/d) NORMA Group Holding GmbH
Maintal Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) - Teilprojektleitung für Bauprojekte DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
SARPI Deutschland GmbH-Firmenlogo
Junior-Betriebsingenieur/Verfahrensingenieur Prozesstechnik (m/w/d) SARPI Deutschland GmbH
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Application Engineer (m/w/d) Systems / Software für Nutzfahrzeuge Cummins Deutschland GmbH
Nürnberg Zum Job 
Jülich Forschungszentrum-Firmenlogo
Revisor mit Schwerpunkt Baurevision oder IT-Revision (w/m/d) Jülich Forschungszentrum
Jülich bei Köln Zum Job 
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
MKH Greenergy Cert GmbH-Firmenlogo
Projekt-Ingenieur (m/w/d) in der Anlagenzertifizierung MKH Greenergy Cert GmbH
Hamburg Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
mondi-Firmenlogo
Junior Anwendungstechniker (m/w/x) mondi
Steinfeld Zum Job 
Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG-Firmenlogo
Technische Mitarbeiter Vertragsmanagement (m/w/d) Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG
Leverkusen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) für Straßenausstattungsanlagen und Verkehrsführung Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Sprint Sanierung GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Großschäden Sprint Sanierung GmbH
Düsseldorf Zum Job 

Der Superkomplex aus zwei Proteinen schließt die Grünlücke 

Nicht alle photosynthetisch aktiven Lebensformen besitzen diese Grünlücke. „Cyanobakterien haben das Problem dadurch gelöst, dass sie spezielle Lichtsammelproteine, die Phycobilisomen, bilden, die auch dieses Licht nutzbar machen“, berichtet Marc Nowaczyk. Er ist Leiter der Projektgruppe Molekulare Mechanismen der Photosynthese an der Ruhr-Universität Bochum. Nowaczyk: „In der Natur klappt die Zusammenarbeit, im Reagenzglas bisher noch nicht.“

Doch jetzt hatten die Forscher Erfolg. Mit kurzkettigen Quervernetzern konnten sie PS II und Proteine aus Cyanobakterien chemisch verbinden und ein riesiges Eiweiß als Superkomplex erzeugen. Der Schritt gilt als Meilenstein, weil plötzlich Lichtsammelkomplexe unterschiedlicher Organismen zusammenarbeiten. Sie verwerten Energie aus dem ganzen Lichtspektrum, was zu effizienteren Ausbeuten führt.

Auf der Suche nach geeigneten Elektroden

Nach diesen Vorarbeiten im biochemischen Labor mussten geeignete Materialien entwickelt werden, um die Proteine tatsächlich einzusetzen. Die Wahl fiel auf Elektroden mit hoher Transparenz – schließlich soll kein Licht auf dem Weg zu den Lichtsammelkomplexen verloren gehen. Als weitere Komponente kam ein redoxaktives Hydrogel hinzu: ein Polymer, das Wasser bindet, aber selbst wasserunlöslich ist. Tests haben gezeigt, dass der Protein-Superkomplex in den Elektroden doppelt so viele Photonen verwertet wie herkömmliche Systeme auf Basis der Photosynthese.

Die Photosynthese imitieren – ein ehrgeiziges Projekt  

Die Idee, chemische Reaktionen der Photosynthese nachzuahmen, ist nicht neu. Beispielsweise arbeitet das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO mit synthetischen Farbstoffen. Ziel des Verbundprojekts ColorSol® ist, Farbstoffsolarzellen herzustellen und zu optimieren. Hier setzen die Forscher nicht auf Chlorophylle oder Carotinoide, sondern arbeiten mit metallorganischen Farbstoffen auf Rutheniumbasis. Diese sind stabiler und – noch – besser hinsichtlich ihrer Energieausbeute. Der Farbstoff ist in nanokristalline Elektroden aus Titandioxid eingebettet.

Im Jahr 2016 beschrieb Itamar Willner von der Hebräischen Universität in Jerusalem ein funktionsfähiges System und zeigte, dass sich die Ideen auch mit biologischen Proteinen umsetzen lassen. Er isolierte das PS I aus Cyanobakterien. Seine Elektrode bestand aus Polymeren und aus Platin-Nanoteilchen. Tatsächlich führten Licht und Sauerstoff dazu, dass Glukose (Traubenzucker) oxidiert wurde, und Elektronen flossen. Mit einem Wirkungsgrad unter einem Prozent eignen sich die Systeme nicht für industrielle Anwendungen aus Silizium oder Perowskiten.

Dass sich Forscher intensiv mit biologischen Solarzellen befassen, hat mehrere Gründe. Die Systeme benötigen keine teuren, schwer verfügbaren Rohstoffe. Sie sind – von der reinen Hardware abgesehen – preisgünstig. Im Fermenter lassen sich Proteine in großem Stil erzeugen und isolieren. Und so lange man keine transgenen Organismen verwendet, stellt auch die Entsorgung kein Problem dar: ein großer Vorteil gegenüber halbleitenden Materialien, deren Aufbereitung zu einer schlechten Energiebilanz führen kann.

Mehr zum Thema Solarzellen 

Ein Beitrag von:

  • Michael van den Heuvel

    Michael van den Heuvel hat Chemie studiert. Unter anderem arbeitet er für Medscape, DocCheck, für die Universität München und für pharmazeutische Fachmagazine. Seit 2017 ist er selbstständiger Journalist und Gesellschafter von Content Qualitäten. Seine Themen: Chemie/physikalische Chemie, Energie, Umwelt, KI, Medizin/Medizintechnik.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.