Mit Tempo gegen den Klimawandel 09.04.2024, 12:38 Uhr

Blauen Wasserstoff nutzen: Chancen und Risiken

Wasserstoff aus Erdgas, wie es heute Standard ist, beschleunigt die Erderwärmung. Wird das CO2 abgetrennt und endgelagert, passiert das nicht, im Gegenteil. Aber es gibt Risiken.

Wasserstoff

Grüner Wasserstoff kann dabei helfen, Verkehr und Industrie zu dekarbonisieren, wie sieht es jedoch bei blauem Wasserstoff aus?

Foto: PantherMedia / aa-w

Mit blauem Wasserstoff könnte der Klimawandel sehr schnell verlangsamt werden, sagen die einen. Blauer Wasserstoff treibt den Klimawandel fast ebenso schnell voran wie Erdgas, sagen die anderen. Das Umweltinstitut München nennt den blauen Wasserstoff gar „Klimazerstörer“. Wer Recht hat ist nicht so einfach zu sagen.

Streit um die Sicherheit der Endlagerung

Blauer Wasserstoff wird auf die gleiche Weise hergestellt wie grauer, der heute einen Marktanteil von weit mehr als 90 Prozent hat. Doch anders als beim grauen, bei dem das entstehende Kohlenstoffdioxid (CO2) einfach in die Atmosphäre entweicht, wird es beim blauen eingefangen und in tiefen geologischen Formationen endgelagert. Da gibt es den ersten Streit. Die einen glauben, dass es tief drunten sicher verwahrt ist. Irgendwann dringt das CO2 wieder an die Erdoberfläche zurück, sagen die anderen.

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Doch das ist noch nie passiert, obwohl die Endlagerung seit vielen Jahren genutzt wird, vor allem in Norwegen, Kanada und den USA. Deutschland kann auf einen erfolgreichen Test im brandenburgischen Ketzin zurückblicken, der allerdings mit einem Verbot der Endlagerung von CO2 endete, die Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klima, jetzt allerdings aufheben will. Ein Besuch in Norwegen hat ihn umgestimmt.

Leckagen können zum Problem werden

Ernster zu nehmen ist ein Einwand der Fraktion „Gegen-blau“, der auf Leckagen bei der Förderung des Erdgases und dem Transport hinweist. Tatsächlich ist der Hauptbestandteil des Erdgases, Methan, ein 80 Mal effektiverer Klimakiller als CO2. Doch Deutschlands Erdgaslieferanten, an vorderster Stelle Norwegen, gehen pfleglicher mit dem Gas um.

Leckagen seien zu vernachlässigen, so Experten des German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn, einer außeruniversitären Forschungseinrichtung und Denkfabrik zu Fragen globaler nachhaltiger Entwicklung und internationaler Entwicklungspolitik, die zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen getragen wird.

Eine Schlüsselrolle

„Mit modernen CO2-Abscheidungstechnologien kann praktisch das gesamte in der Wasserstoffproduktion erzeugte Klimagas abgeschieden werden“, sagt Mijndert van der Spek vom renommierten Paul Scherrer Institut in der Schweiz, der die Klimaverträglichkeit von blauem Wasserstoff genauestens untersucht hat. Damit könne blauer Wasserstoff eine Schlüsselrolle beim Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Gesellschaft spielen.

Grün ist besser, blau gut

Die IDOS-Experten empfehlen der deutschen Politik zwar, frühzeitig Strategien zu entwickeln, um das Ziel einer grünen und nicht blauen Wasserstoffökonomie zu erreichen. Doch gleichzeitig brechen sie eine Lanze für „Blau“ und nennen drei Gründe: Laut Internationaler Energieagentur (IEA) in Paris lagen die Kosten für blauen Wasserstoff 2021 bei 1,5 bis 3,6 Dollar je Kilogramm und für grünen bei bis zu zwölf Dollar.

Zwar könne bis 2030 Kostenparität zwischen beiden „Farben“ erreicht wird, jedoch sei das mit großen Unsicherheiten verbunden. Zweitens könnten Anlagen zur Erzeugung von blauem Wasserstoff mit teilweise seit Jahrzehnten genutzten Techniken gebaut werden. Drittens und für Deutschland besonders relevant sei die Tatsache, dass das „blaue“ Gas in großem Maßstab aus naheliegenden Ländern wie Norwegen, Großbritannien, Nordafrika und dem Mittleren Osten bezogen werden kann, teilweise sogar besonders preisgünstig per Pipeline.

Zudem ist Erdgas noch in überraschend großen Mengen auf der Erde förderbar. Bei gleichbleibendem Verbrauch würde es noch 50 Jahre reichen. Das ist eine konservative Schätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Konservativ bedeutet, dass es wahrscheinlich noch viel mehr ist.

Schnelligkeit und Erhalt der Infrastruktur

Die wohl wichtigsten Argument für die Nutzung von blauem Wasserstoff sind die Schnelligkeit, mit der er zur Verfügung stehen könnte, wäre er politisch gewollt, und die Weiternutzung von Infrastrukturen, die viele Milliarden Euro wert sind. Für den Endverbraucher könnte das beispielsweise bedeuten, dass er weiterhin seine Gasheizung nutzen kann, ohne ein allzu schlechtes Umweltgewissen haben zu müssen. Denn der Wasserstoffanteil am Erdgas, wie es durch die Pipelines fließt und bei industriellen und privaten Verbrauchern ankommt, könnte ohne technische Maßnahmen auf 20 Prozent gesteigert werden. Entsprechend würden die CO2-Emissionen sinken.

Man könnte aus blauem Wasserstoff sogar wieder Methan machen und Erdgas zu 100 Prozent ersetzen. Dazu würde CO2 aus der Luft entnommen und mit – allerdings sehr viel – grünem Strom umgesetzt. Bei der Verbrennung würde dann nur so viel Klimagas frei wie zuvor gebunden worden ist – der Prozess wäre klimaneutral.

Rettung für den Verbrennungsmotor?

Auch klimaneutrale synthetische Treibstoffe für Autos, Schiffe, Flugzeuge und Bahnen könnten aus blauem Wasserstoff und atmosphärischem CO2 hergestellt werden. Denn mit batterieelektrischen Autos lässt sich die Verkehrswende wohl nicht gestalten. Die Menschen kaufen nach wie vor lieber Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, unter anderem, weil sie nicht genügend Geld haben, die teuren E-Autos und einige Jahre später neue Batterien zu kaufen.

Dass man sich, sollte eine Entscheidung zugunsten von blauem Wasserstoff fallen, gelassen zurücklehnen und für alle Zeit darauf bauen kann, ist allerdings illusorisch. Sonne und Wind, in vielen Ländern auch Energie aus der Kernspaltung, sind letztlich die Quellen, aus denen die Menschheit schöpfen kann. Vielleicht kommt irgendwann noch die Fusionsenergie hinzu.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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