Bosch investiert über eine Milliarde Euro in Wärmepumpenproduktion
Bosch reagiert auf die gestiegene Nachfrage am Markt für Wärmepumpen und baut die Produktionskapazitäten deutlich aus. Ein neuer Standort entsteht und bestehende Produktionsstätten sollen weiter gestärkt werden, auch in Deutschland.
Wer sich jetzt eine Wärmepumpe bestellt, muss mit langen Wartezeiten rechnen – der Markt für die umweltfreundliche Heiztechnologie boomt. Vor allem in energieeffizienten Neubauten gilt sie als nachhaltige Alternative zum Erdgasbrennwertkessel. Die Novelle zum Gebäudeenergiegesetz, die voraussichtlich am 1. Januar 2024 in Kraft tritt, wird der Branche weiteren Schub verleihen. Denn ab diesem Stichtag dürfen nur noch neue Heizsysteme installiert werden, die zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden – unabhängig davon, ob sich um einen Neubau oder ein Bestandsgebäude handelt. Da stehen Wärmepumpen ganz oben auf der Liste der Hausbesitzer, die keine Möglichkeit zu einem Fernwärmeanschluss haben.
Wachstumsmarkt Wärmepumpe
Wärmepumpen sind auch ein wichtiger Wachstumstreiber für die Bosch Home Comfort Group. Allein im Jahr 2022 ist der Umsatz nach Angaben des Unternehmens im globalen Wärmepumpen-Geschäft um stolze 54% in die Höhe geschossen. Für den gesamten europäischen Wärmepumpenmarkt wird bis 2025 ein jährliches Wachstum von mehr als 20% vorhergesagt. Die Europäische Union geht davon aus, dass im laufenden Jahrzehnt mindestens 30 Millionen zusätzliche Wärmepumpen installiert werden. Bei den derzeitigen Kapazitätsengpässen stellt sich eine Frage: Wer soll die alle herstellen?
Wärmepumpen: 40 Prozent Preissenkung anvisiert
Jan Brockmann, CEO der Bosch Home Comfort Group gibt die Antwort: „Wie haben uns das Ziel gesetzt, deutlich stärker als der Markt zu wachsen. Ein neues Werk in Polen sowie unsere bestehenden Werke in Europa werden dazu beitragen, diese Wachstumsziele zu erreichen.“
Investitionen bei Bosch
Dass Wärmepumpen eine wichtige Zukunftstechnologie sind, hat das Unternehmen schon vor längerer Zeit erkannt. Seit 2018 hat Bosch aufgrund der deutlich gestiegenen Nachfrage stark in den Ausbau seines europäischen Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks für Wärmepumpen investiert. Durch den Umsatzsprung im vergangenen Jahr ist jedoch klar geworden, dass die Anstrengungen deutlich erhöht werden müssen.
„Die Wärmepumpen-Technologie ist eine europäische Erfolgsgeschichte, die wir fortschreiben wollen. Zugleich unterstützen wir die Dekarbonisierung der über 200 Millionen Gebäude in Europa. Dafür investieren wir bis zum Ende der Dekade mehr als eine Milliarde Euro“, sagt Christian Fischer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch und verantwortlich für die Unternehmensbereiche Energy and Building Technology und Consumer Goods.
Neues Bosch-Werk
In Polen baut Bosch ein ganz neues Werk. Es entsteht im niederschlesischen Dobromierz, rund 70 Kilometer entfernt von Wrocław. Mehr als 255 Millionen Euro fließen in diesen neuen Standort. Die Bauarbeiten sollen im nächsten Jahr starten und die ersten Wärmepumpen Ende 2025/Anfang 2026 vom Band laufen. Bis zum Jahr 2027 sollen dort über 500 neue Arbeitsplätze entstehen.
Parallel stärkt Bosch die bestehenden Standorte in Europa: Im hessischen Eibelhausen werden seit Jahresbeginn Inneneinheiten für eine besonders leise und umweltfreundliche Wärmepumpe mit dem natürlichen Kältemittel R290 (Propan) hergestellt. Zusätzlich entwickelt oder fertigt Bosch Wärmepumpen auch in Wernau bei Stuttgart, in Aveiro (Portugal) und in Tranås (Schweden). Zudem ist Bosch an einem Joint Venture mit Electra Industries für reversible Wärmepumpen in Israel beteiligt.
Wie groß die Entwicklungskapazitäten inzwischen sind, zeigt sich am Portfolio: Die Zahl der verfügbaren Wärmepumpen-Modelle hat sich seit dem Jahr 2019 verdoppelt.
Hybrid-Systeme als Übergangslösung
Die Entwicklung neuer Modelle ist das Herzstück der Bosch-Strategie für den Wärmepumpenmarkt. Denn klassische Modelle sind in der Regel besonders effizient, wenn sie in Neubauten installiert werden – die gut gedämmt sind und im Idealfall über eine Flächenheizung verfügen. „Die Mehrheit der Gebäude in Europa sind aber Bestandsgebäude. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es deshalb eine diversifizierte Portfolio-Strategie“, sagt Brockmann.
Wärmepumpe im Altbau: sinnvoll oder nicht?
Er sieht Hybrid-Systeme als eine wichtige Übergangslösung an. In ihnen wird die Wärmpepumpen-Technologie mit einem klassischen Erdgasbrennwertkessen kombiniert. Er übernimmt das Heizen bei Spitzenlast. Solch ein System könnte auch in Gebäuden interessant sein, bei denen eine komplette Sanierung in keinem Verhältnis zum Wert des Gebäudes steht – für solche Fälle sind im Gebäudeenergiegesetz übrigens offiziell Sonderlösungen vorgesehen.
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