Riesenchance mit Wasserstoff: Was Bosch jetzt vorhat
Künftig will sich Bosch stärker in das Geschäft mit Wasserstoff einbringen. Der Konzern plant, Komponenten für die Elektrolyse zu entwickeln: ein 500 Millionen Euro schweres Betätigungsfeld.
Schon lange gilt grüner Wasserstoff als praktikable Alternative zu fossilen Energieträgern. Doch der große Durchbruch ist in Deutschland bislang ausgeblieben, womöglich aufgrund hoher Kosten. Durch den Krieg in der Ukraine steht Europa vor neuen Herausforderungen. Länder wollen weg vom russischen Gas und hin zu sauberen Energieträgen: eine Möglichkeit, um sich aus der Abhängigkeit von Russland zu befreien. Steigende Preise für Erdgas gelten als weitere Triebkraft für Wasserstoff. Die Folge: Laut Schätzungen der EU soll der Bedarf bis 2030 auf rund zehn Millionen Tonnen jährlich ansteigen – sowohl im privaten Sektor als auch in der Industrie. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.
Bosch beteiligt sich jedenfalls an diesem veritablen Trend. „Der Klimaschutz kann nicht warten“, sagt Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. „Wir wollen den raschen Aufbau einer Produktion von Wasserstoff in Europa mit Bosch-Technik unterstützen.“ Der Konzern will vor allem beim Geschäft mit Komponenten für Elektrolyseure künftig zum wichtigen Player werden. Solche Anlagen nutzen Strom aus Windkraft, aus Wasserkraft oder aus Solarenergie, um Wasser elektrochemisch zu zersetzen. Bei der Elektrolyse entsteht Wasserstoff – speziell „grüner“ Wasserstoff, falls Firmen regenerative Energien für seine Produktion einsetzen.
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Neue Unternehmensstrategie bei Wasserstoff als Energieträger
Zum Hintergrund: Bosch zufolge soll der Elektrolyseur-Komponentenmarkt weltweit ein Volumen von rund 14 Milliarden Euro umfassen, wobei der Konzern in Europa mit dem größten Wachstum rechnet. Geplant ist, in den nächsten drei Jahren rund drei Milliarden Euro in klimaneutrale Technologien zu investieren.
Im Mittelpunkt stehen bei Elektrolyseuren sogenannte Stacks, also Stapel einzelner Zellen, die in Serie geschaltet werden. Sie führen die umgekehrte Reaktion von Brennstoffzellen aus: Wasser wird durch elektrische Energie in Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt. Dennoch gibt es Parallelen: In beiden Fällen setzt Bosch auf Proton-Exchange-Membranen, über die chemische Reaktionen ablaufen. Dabei bilden Stacks zusammen mit dem Steuergerät, der Leistungselektronik und den Sensoren eine Einheit; sie werden zu sogenannten Smart Modules kombiniert. Ab 2025 sollen diese Komponenten dann ausgeliefert werden.
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Wasserstoff-Produktion auf unterschiedlichen Skalen
Mit den neuen Modulen will Bosch flexibel auf Anforderungen des Marktes reagieren. Ziel ist jedenfalls, Bauteile zu entwickeln, die sich für unterschiedliche Anforderungen eignen. Dazu zählt beispielsweise die kleine Anlage im Bereich von maximal zehn Megawatt Leistung, aber auch Großanlagen im On- und Offshore-Bereich im Gigawatt-Bereich. Sowohl bei Neubauten als auch beim Umbau bestehender Anlagen sollen die Module einsetzbar sein, so die Planungen.
Um die Wartung der Smart Module zu optimieren, ist vorgesehen, sie über die Bosch-Cloud zu vernetzen. Bei anstehenden Wartungen muss nur ein Teil der Anlage vom Netz genommen werden, aber nicht der gesamte Komplex. Müssen Komponenten ausgetauscht werden, soll dies auch unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit geschehen. Derzeit arbeitet Bosch an Konzepten zum Recycling beziehungsweise zur Kreislaufwirtschaft.
Bei der Fertigung setzt Bosch auf Skaleneffekte, um die Kosten zu optimieren. Im Unterschied zu Komponenten anderer Hersteller sollen sich die neuen Komponenten für Elektrolyseure in Serie fertigen lassen, und zwar an mehreren europäischen Standorten. Im Gespräch sind Bamberg und Feuerbach in Deutschland, Tilburg in den Niederlanden, Linz in Österreich sowie Budweis in Tschechien. Knowhow soll auch aus dem Automobilsektor kommen. In dem Bereich will der Hersteller neue Arbeitsplätze schaffen.
Brennstoffzellen – ein weiteres Geschäftsfeld rund um Wasserstoff
Damit nicht genug. Bosch arbeitet auch an Brennstoffzellen als Ergänzung der Wasserstoff-Strategie. Stationäre Zellen könnten sich für den Handel eignen, auch für kleine Rechenzentren, kleine Firmen oder für die Betreiber von Ladesäulen. Mit der mobilen Brennstoffzelle will Bosch zunächst Lkw ausstatten, mit einem Serienstar noch in 2022. Zum Portfolio gehören diverse Einzelkomponenten bis hin zum kompletten Brennstoffzellen-Modul.
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