Brandgefahr bei Photovoltaikanlagen: Was kann die Feuerwehr tun?
Die Brandsicherheit von Photovoltaikanlagen ist ein wichtiges Thema, da Brände sowohl für die Anlagen selbst als auch für die Umgebung gefährlich sein können. Obwohl Brände in PV-Anlagen vereinzelt vorkommen, machen sie nur einen geringen Prozentsatz aus.
Es werden regelmäßig Berichte über Brände bei Photovoltaik-Anlagen veröffentlicht. Wie zuletzt: Eine Villa in Bremen wurde durch einen Brand im Dachstuhl erheblich beschädigt, wie die Feuerwehr Bremen nach ihrem Einsatz mit rund 70 Rettungskräften mitteilte. Das Feuer brach in dem vierstöckigen Wohnhaus im Stadtteil Schwachhausen aus. Hauptsächlich betroffen war die Photovoltaik-Anlage, die eine große Fläche des Dachs bedeckte.
Ein weiteres Beispiel aus den Medien: Nach Schätzungen der Polizei entstand bei einem Brand einer Lagerhalle in Augsburg ein Schaden von mindestens zwei Millionen Euro. Ersten Erkenntnissen zufolge deutet alles darauf hin, dass ein Defekt an einer Photovoltaik-Anlage des Gebäudes die Ursache für das Feuer war, gab die Polizei bekannt.
Sind PV-Anlagen brandgefährlich?
Bei den ständigen Nachrichten zu brennenden PV-Anlagen stellt sich die Frage, wie sicher die Anlagen wirklich sind.
Schließlich hat die Nutzung erneuerbarer Energien in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, insbesondere im Bereich der Photovoltaik (PV). Die Installation von PV-Anlagen zur Stromerzeugung ist weltweit stark angestiegen. Während PV-Anlagen eine umweltfreundliche Energiequelle darstellen, gibt es jedoch auch Risiken, die mit ihnen verbunden sind. Eines dieser Risiken sind Brände.
Brände in PV-Anlagen können aus verschiedenen Gründen entstehen. Eine häufige Ursache ist ein elektrischer Fehler im System, der zu einem Kurzschluss führt. Dies kann auf schlechte Installation, fehlerhafte Verkabelung oder mangelnde Wartung zurückzuführen sein. Ein weiterer möglicher Auslöser für Brände sind defekte oder beschädigte Solarmodule, die durch äußere Einflüsse wie Hagel oder Stürme verursacht werden. Zudem können Brände durch unzureichenden Schutz vor Überhitzung entstehen, beispielsweise durch eine unzureichende Belüftung oder Überlastung der Anlage.
Brandrisiken bei Solaranlagen sind gering
Über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg haben der TÜV Rheinland und das Fraunhofer-Institut bereits vor einigen Jahren umfangreiche Forschungsarbeiten zur Brandgefahr von Solaranlagen durchgeführt. Die Experten sind in ihrem abschließenden Forschungsbericht zu dem einstimmigen Schluss gekommen, dass Photovoltaikanlagen im Vergleich zu anderen technischen Anlagen keine erhöhte Brandgefahr darstellen.
Dabei lag der Fokus der Untersuchung auf der Risikoanalyse und der Ableitung von Handlungsempfehlungen für Einsatzkräfte. Insbesondere wurden die elektrischen Gefahren von PV-Anlagen sowie die Emissionen bei Bränden von PV-Modulen untersucht. Bei diesen Untersuchungen waren Mitarbeiter von Feuerwehren und Technischen Hilfswerken aktiv beteiligt.
Empfehlungen für die brandschutzgerechte Planung
Die Forschenden haben fast vier Jahre lang die Brandrisiken von Photovoltaik-Anlagen zur Gewinnung von Sonnenenergie untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie wurden danach in Form eines umfangreichen Leitfadens veröffentlicht, der über 300 Seiten umfasst. Dabei wurden Empfehlungen für die brandschutzgerechte Planung, Installation und den Betrieb von PV-Anlagen erstellt. Der Leitfaden ist immer noch unter www.pv-brandsicherheit.de erhältlich. Die Studie wurde zwar bereits vor einigen Jahren durchgeführt, aber die Erkenntnisse sind auch noch jetzt nützlich.
„Brandrisiken bei Solaranlagen sind gering, aber sie lassen sich leicht noch weiter reduzieren. Dazu können eine verbesserte Qualifizierung der Installateure, eine technische Abnahme und regelmäßige Überprüfung der Anlagen sowie schließlich technische Entwicklungen wie Detektoren für gefährliche Lichtbogen beitragen“, kommentierte Florian Reil, Geschäftsfeldleiter Solarenergie bei TÜV Rheinland und Projektleiter die Studie in 2015. Denn die häufigsten Brandursachen seien Installationsfehler gefolgt von Produkt- und Planungsmängeln. Hermann Laukamp, der beim Fraunhofer ISE für die Analyse der Schadensfälle zuständig ist, sagte ebenfalls dazu: „Ein wichtiges Ziel des Projekts war es auch, die z. T. emotional geführte Berichterstattung zum Thema PV-Brandsicherheit zu versachlichen. Dies ist gelungen, und durch die intensive Aufklärungsarbeit konnte auch innerhalb der Feuerwehren manches Vorurteil ausgeräumt werden.“
Kann man eine PV-Anlage löschen?
Es gibt ein weit verbreitetes Gerücht, dass die Feuerwehr Brände in Gebäuden mit PV-Anlagen nicht bekämpft und die betroffenen Gebäude einfach ausbrennen lässt. Diese Behauptung ist definitiv falsch. Die Feuerwehr führt Löscharbeiten an Gebäuden mit Solaranlagen durch. Allerdings müssen dabei die besonderen Umstände, die durch die Anlagen entstehen, berücksichtigt werden. Bereits seit 2010 gibt es eine Richtlinie, die den Umgang mit PV-Bränden regelt. Denn: Die Feuerwehr steht beim Löschen von Häusern mit Photovoltaikanlagen vor spezifischen Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.
Was müssen Feuerwehrleute bei PV-Bränden beachten?
- Elektrische Gefahren: Photovoltaikanlagen erzeugen während eines Brandes weiterhin elektrische Energie, was zusätzlich ein potenzielles Risiko für die Feuerwehr darstellt. Die Einsatzkräfte müssen über das Wissen und die Fähigkeiten verfügen, mit elektrischen Gefahren umzugehen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen.
- Abschaltung der Anlage: Es ist wichtig, die Photovoltaikanlage sicher zu isolieren, um das Risiko von Stromschlägen zu minimieren. Dafür sind spezielle Kenntnisse und Ausrüstung erforderlich, um die Stromversorgung der Anlage zu unterbrechen und sicherzustellen, dass sie nicht aktiv ist.
- Dachkonstruktion: Da Photovoltaikanlagen oft auf den Dächern von Gebäuden installiert sind, besteht die Herausforderung darin, sicherzustellen, dass die Dachkonstruktion nicht durch das Gewicht der Anlagen oder den Brand selbst geschwächt wird und einstürzt. Eine sorgfältige Beurteilung der Dachstabilität und gegebenenfalls zusätzliche Sicherungsmaßnahmen sind erforderlich.
- Löschwasser: Beim Löschen von Bränden auf Dächern mit Photovoltaikanlagen ist es wichtig, das Löschwasser effektiv auf das Feuer zu richten, ohne dass es zu einem elektrischen Kurzschluss kommt. Hier können spezielle Löschtechniken und -ausrüstung, wie beispielsweise Schaumlöschmittel, zum Einsatz kommen, um das Risiko einer elektrischen Gefährdung zu minimieren.
- Zusätzliche Gefahren: Bei einem Brand in einer Photovoltaikanlage können giftige Dämpfe und Rauch entstehen, da verschiedene Materialien wie Kunststoffe und Metalle betroffen sind. Die Feuerwehr muss sich dieser zusätzlichen Gefahren bewusst sein und angemessene Atemschutz- und Schutzmaßnahmen ergreifen.
Durch eine sorgfältige Risikoanalyse, Schulungen und eine enge Zusammenarbeit mit Experten können die Feuerwehren effektive Strategien und Taktiken entwickeln, um Brände in Gebäuden mit Photovoltaikanlagen sicher und erfolgreich zu bekämpfen.
Brandrate liegt bei 0,006 Prozent
Und nun kommt eine Zahl zur Beruhigung: Laut Angaben des Fraunhofer ISE liegt die Brandrate von Photovoltaikanlagen, die einen Brand mit erheblichem Schaden verursachen, bei lediglich 0,006 Prozent. Diese Zahl deutet darauf hin, dass Photovoltaikanlagen nicht gefährlicher sind als herkömmliche Elektroinstallationen. Allerdings liegt die Untersuchung 10 Jahre zurück. Denn: Diese Informationen stammen aus einer Pressemitteilung des Fraunhofer ISE mit der Nummer 5/2013 vom 7. Februar. Doch es ist davon auszugehen, dass dieser Wert in vergangenen Jahren nicht signifikant verändert wurde. Von daher bleibt er weiterhin gültig. Dieser Wert wurde auch in den „Aktuellen Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“ aus dem vergangenen Jahr genannt.
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