Tausende betroffen 15.04.2013, 11:39 Uhr

Braunkohle kostet noch viele die Heimat

Die großen Braunkohlekraftwerke füllen teilweise die Lücke, die in Deutschland nach der Abschaltung von acht Kernkraftwerken entstanden ist. Die Bedeutung des heimischen Brennstoffs für die Energiewirtschaft steigt. Doch die Umweltbelastungen der Braunkohle sind erheblich.

Der Braunkohleabbau verursacht nicht nur erhebliche Schädigungen in der Umwelt, sondern kostet auch viele Menschen die Heimat.

Der Braunkohleabbau verursacht nicht nur erhebliche Schädigungen in der Umwelt, sondern kostet auch viele Menschen die Heimat.

Foto: RWE AG

Die Stromproduktion aus Braunkohle stieg 2012 in Deutschland deutlich: im Jahresvergleich um 6 % auf 159 Mrd. kWh. Das ermittelte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Die Betreiber von Braunkohle-Großkraftwerken erweisen sich damit als Gewinner der Energiewende.

Mitten in die steigende Bedeutung der Braunkohle für die Energiewirtschaft hinein veröffentlichte die Umweltschutzorganisation Greenpeace jetzt ein Gutachten, das die Gesundheitsfolgen der Kohleverstromung anprangerte. In dem Gutachten der Universität Stuttgart heißt es, dass die Braunkohle jedes Jahr 33 000 Lebensjahre in Deutschland kostet, das sind statistisch 3 100 vorzeitiges Todesfälle.

Doch auch die Umweltbelastungen sind erheblich. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe ermittelte 2012 die Umweltschäden der Energieerzeugung. Die Umweltschäden durch Treibhausgase und Luftschadstoffe der Braunkohleverstromung veranschlagte es dabei mit 10,75 Cent/kWh. Davon würden nur 1,36 Cent/kWh über die CO2-Zertifikate tatsächlich in die Kosten der Stromerzeugung einbezogen. Zum Vergleich: Im Großhandel kostet derzeit Strom rund 5 Cent/kWh.

In NRW müssen noch 5000 Menschen wegen der Braunkohle weichen

Im Blickpunkt steht derzeit der hohe CO2-Ausstoß der Braunkohleverstromung, der weltweit auf die Erderwärmung wirkt. Weil die Kraftwerksbetreiber dafür inzwischen Zertifikate kaufen müssen und an technischen Lösungen für die stoffliche Nutzung des Treibhausgases arbeiten, gibt es für dieses Problem zumindest Lösungsansätze.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
UGS GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Integritätsbewertung (m/w/d) UGS GmbH
Mittenwalde, deutschlandweiter Einsatz Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Junior Ingenieur Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (m/w/d) ILF Beratende Ingenieure GmbH
München Zum Job 
Stadt Fellbach-Firmenlogo
Projektleitung Wärmeplanung (m/w/d) Stadt Fellbach
Fellbach Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik (m/w/d) für Transformatoren IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Staatlich geprüfter Techniker (w/m/d) Elektrotechnik & Verkehrsüberwachung Die Autobahn GmbH des Bundes
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München-Firmenlogo
Underwriter Downstream / Energy (m/f/d)* Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München
München Zum Job 
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Ingenieur der Elektro- oder Energietechnik als Leiter Planung und Netzbetrieb Strom (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Baukoordination und Qualitätssicherung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektierung Netze Strom / Gas (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Bruno Bock Group-Firmenlogo
Project Manager (m/w/d) Energy Management Bruno Bock Group
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums (m/w/d) für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsselodrf Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Recogizer-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) KI-gestützte CO2-Reduktion Recogizer
Pfisterer Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) Pfisterer Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 

Doch bringt die Förderung der heimischen Braunkohle einen großen Landschaftsverbrauch und Heimatverluste für die Menschen mit sich. So verfügt RWE derzeit in Nordrhein-Westfalen über genehmigte Tagebaue, die eine Jahresförderung von 100 Mio. t bis zur Mitte des Jahrhunderts erlauben. Um Platz für den Abbau zu schaffen, müssen noch Ortschaften mit insgesamt 5000 Einwohnern umgesiedelt werden.

Vattenfall hat derzeit Genehmigungsverfahren für drei Tagebauerweiterungen in Brandenburg und Sachsen laufen, die den unterbrechungsfreien Weiterbetrieb der Lausitzer Kraftwerke bis über die 2020er-Jahre hinaus erlauben. Dafür müssten mehr als 3000 Einwohner ihre alte Heimat verlassen.

Mibrag hatte sich bis vor einigen Jahren mit der Gemeinde Heuersdorf in Sachsen einen zähen Kampf um die Umsiedlung von 312 Einwohnern geliefert, damit der Tagebau Vereinigtes Schleenhain erweitert werden konnte. Durch eine weitere Umsiedlung von 130 Einwohnern der Gemeinde Pödelwitz, die Mibrag zuletzt ohne größere öffentliche Aufmerksamkeit vereinbarte, kann dieser Tagebau nun noch weiter wachsen.

Für den Tagebau muss Grundwasserspiegel stark absenkt werden

Zu den Umweltauswirkungen der Braunkohlewirtschaft gehören tiefe Eingriffe in den regionalen Wasserhaushalt. Damit die Braunkohle im Tagebau gefördert werden kann, muss der Grundwasserspiegel bis unter die Tagebausohle abgesenkt werden – in Tiefen von bis zu 70 Metern. So pumpt Mibrag für den Tagebau Profen jährlich 50 Millionen Kubikmeter Wasser ab, im Tagebau Vereinigtes Schleenhain sind es 32 Millionen Kubikmeter – etwa so viel, wie die Region Leipzig als Trinkwasser braucht.

Holger Weiß, Abteilungsleiter Grundwassersanierung beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig, hat an dieser Praxis grundsätzlich nichts auszusetzen. Doch verweist er darauf, dass das Grundwasser auch in weiten Gebieten um die Braunkohletagebaue herum trichterförmig abgesenkt wird und dadurch Grundwasserleiter belüftet werden. Steigt nach dem Ende des Tagebaus das Grundwasser wieder an, löst es Sulfate und Eisen aus dem Grundwasser.

Einen ähnlichen Effekt gibt es schon während der Förderung auf den Abraumkippen, wo Regenwasser diese Stoffe auswäscht und ins Grundwasser sickern lässt. „Es tritt eine Versauerung des Grundwassers ein“, so Weiß. „Deshalb sind in den großen deutschen Braunkohlegebieten die Grundwasserleiter in einem schlechtem Zustand.“

Dort könne kein Trinkwasser aus dem oberflächennahen Grundwasser gewonnen werden. Außerdem greife das wieder ansteigende saure Grundwasser den Beton von Abwasserkanälen und Hauskellern an. „Es dauert mehrere Jahrzehnte, bis sich der Säuregehalt des Grundwassers wieder normalisiert“, erklärt der UFZ-Experte. Dennoch hält er den Einfluss des Braunkohlebergbaus auf die flächenhafte Grundwasserqualität in Deutschland insgesamt für begrenzt und gut beherrschbar.

Ein Beitrag von:

  • Stefan Schroeter

    Stefan Schroeter verfasst fachjournalistische Berichte über die Energiewirtschaft.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.