Hinkley Point 16.09.2016, 13:34 Uhr

Briten bauen Kernkraftwerk für 21 Milliarden Euro

Großbritannien setzt wieder auf Kernkraft: Zwei Blöcke des modernen Europa-Reaktors sollen an Englands Südwestküste in Hinkley Point gebaut werden, hat die Regierung entschieden. Die Reaktoren kosten gut 21 Milliarden Euro. Das Geld kommt aus Frankreich und, was höchst umstritten ist, aus China.

21 Milliarden Euro sollen die beiden Reaktoren des britischen Kernkraftwerkes Hinkley Point C kosten. Ein Teil des Geldes kommt aus China.

21 Milliarden Euro sollen die beiden Reaktoren des britischen Kernkraftwerkes Hinkley Point C kosten. Ein Teil des Geldes kommt aus China.

Foto: EDF

Hinkley Point wird gebaut, Großbritannien hat sich für die Fortsetzung seines nationalen Atomprogramms entschlossen. Die Entscheidung fällte jetzt die neue britische Premierministerin Theresa May. Dabei sind die Gebiete vor der britischen Küste hervorragende Offshore-Windstandorte. Dort entstehen nicht nur riesige Windparks.

Auch mit Wellen- und Gezeitenkraftwerken experimentiert Großbritannien. Vor der schottischen Küste ist das größte Gezeitenkraftwerk der Welt in Bau, ein weiteres Kraftwerk entsteht im Bristol Channel. Dennoch will sich das Land nicht nur auf diese wetterabhängige Stromerzeugung verlassen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektmanagement Hochspannung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) für Straßenausstattungsanlagen und Verkehrsführung Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg-Firmenlogo
Bauingenieur TGA (m/w/d) im Bereich der Gebäudesanierung und Instandhaltung Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
Stuttgart Zum Job 
Albert Handtmann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Vakuumfüller Albert Handtmann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG
Biberach an der Riß Zum Job 
DHBW Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart Campus Horb-Firmenlogo
Professur (m/w/d) für Maschinenbau (Schwerpunkt: Versorgungs- und Energiemanagement) DHBW Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart Campus Horb
Horb am Neckar Zum Job 
Kreis Pinneberg-Firmenlogo
Ingenieur*in / Fachplaner*in für Technische Gebäudeausrüstung (m/w/d) Kreis Pinneberg
Elmshorn Zum Job 
Stadtwerke Leipzig GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Apparatetechnik Stadtwerke Leipzig GmbH
Leipzig Zum Job 
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Controls Engineer (m/w/d) - Hourly Cummins Deutschland GmbH
Marktheidenfeld Zum Job 
CoorsTek GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur / Ingenieur (m/w/d) Produktion CoorsTek GmbH
Mönchengladbach Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Spezialist für Steuerungen im intelligenten Stromnetz mittels Smart Meter (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Abteilungsleitung Planung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten (Allgäu) Zum Job 
Herrenknecht AG-Firmenlogo
Projektcontroller (m/w/d) Herrenknecht AG
Collins Aerospace HS Elektronik Systeme GmbH-Firmenlogo
Senior Entwicklungsingenieur (m/w/d) Mechanik Collins Aerospace HS Elektronik Systeme GmbH
Nördlingen Zum Job 
Bohle Isoliertechnik GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Isoliertechnik Bohle Isoliertechnik GmbH
Pastetten Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Verkehrsingenieur:in im Bereich Behörden-Genehmigungsmangement (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
ZVEI e. V. Verband der Elektro- und Digitalindustrie-Firmenlogo
Manager/in Automotive und Mobilität 4.0 (w/m/d) ZVEI e. V. Verband der Elektro- und Digitalindustrie
Berlin, Frankfurt am Main Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Production Engineer (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Südzucker AG-Firmenlogo
Trainee Verfahrenstechnik / Chemieingenieurwesen / Chemie / Maschinenbau (m/w/d) Südzucker AG
verschiedene Standorte Zum Job 

Die beiden mächtigen Reaktorblöcke an der Südwestküste Englands, die nach Fertigstellung sieben Prozent des Strombedarfs der Inselrepublik liefern werden, sollen alte Kohlekraftwerke ersetzen. So wollen die Briten die Kohlendioxidemissionen drastisch reduzieren.

Reaktortyp wurde auch von Siemens mitentwickelt

Am Standort waren von 1965 bis 2000 zwei kleinere Reaktorblöcke in Betrieb. Gemeinsam brachten sie es auf eine Leistung von 530 Megawatt. Das ist nicht einmal ein Drittel dessen, was einer der beiden neuen Reaktorblöcke schafft: 1.600 Megawatt. European Pressurized Water Reactor (EPR) ist die Typbezeichnung der Anlage, die der französische Kraftwerksbauer Areva gemeinsam mit Siemens entwickelt hat. Die Deutschen haben sich mittlerweile aus dem Geschäft zurückgezogen.

Das ERP-Reaktorgebäude besteht aus einem doppelschaligen Containment: einer inneren Hülle aus vorgespanntem Beton (2) und einer äußeren Stahlbetonhülle (1). Es umschließt das Hauptkühlmittelsystem mit dem Reaktordruckbehälter (3), den Dampferzeugern (4), dem Druckhalter (5) und den Hauptkühlmittelpumpen (6) als wichtigsten Komponenten. Innerhalb des Containments gibt es eine spezielle Ausbreitungsfläche (7), auf der bei einem extrem unwahrscheinlichen Kernschmelzunfall die Schmelze aufgefangen und gekühlt würde.

Das ERP-Reaktorgebäude besteht aus einem doppelschaligen Containment: einer inneren Hülle aus vorgespanntem Beton (2) und einer äußeren Stahlbetonhülle (1). Es umschließt das Hauptkühlmittelsystem mit dem Reaktordruckbehälter (3), den Dampferzeugern (4), dem Druckhalter (5) und den Hauptkühlmittelpumpen (6) als wichtigsten Komponenten. Innerhalb des Containments gibt es eine spezielle Ausbreitungsfläche (7), auf der bei einem extrem unwahrscheinlichen Kernschmelzunfall die Schmelze aufgefangen und gekühlt würde.

Quelle: Areva

Der EPR verfügt über einen so genannten Core Catcher, eine gewaltige kühlbare Wanne, die bei einer schweren Havarie, bei der der Reaktorkern schmilzt, das flüssige Gemisch aus Uran, Plutonium und Atommüll auffängt, sodass es nicht in den Untergrund eindringen und beispielsweise das Grundwasser verseuchen kann.

China beteiligt sich an den Kosten von 21 Milliarden Euro

Der Bau ist keineswegs nur bei Umweltschützern umstritten, vor allem wegen der Kosten. Gut 21 Milliarden Euro sind es nach dem derzeitigen Stand. Der französische Energiekonzern, der mehrheitlich in Staatsbesitz ist, trägt davon zwei Drittel. Das restliche Drittel steuert, was politisch höchst umstritten ist, der chinesische Staatskonzern CGN bei. Die britische Regierung sicherte sich gegen unliebsame Einflüsse allerdings ab. Sie legte fest, dass Hinkley Point nicht ohne ihre Zustimmung ganz oder teilweise verkauft werden darf.

Strom wird doppelt so teuer

Zudem könnte es für die britischen Stromverbraucher teuer werden. EDF als Betreiber von Hinkley Point hat sich hohe Festpreise für die Abnahme des Atomstroms von der britischen Regierung garantieren lassen. Pro Megawattstunde erhält EDF fast 110 Euro. Das ist etwa das Doppelte des heutigen Marktpreises. Andererseits steht Kernenergie für Zuverlässigkeit, trägt also dazu bei, dass das Netz bei Wetterkapriolen nicht zusammenbricht.

Bisher sind vier EPR im Bau. 2003 fand der erste Spatenstich für einen Reaktorblock im finnischen Olkiluoto statt. Es gab zahlreiche Verzögerungen, so dass die Anlage, die bereits 2011 in Betrieb gehen sollte, nach jüngster Prognose nun 2018 den ersten Strom erzeugen soll.

Luftbild von Hinkley Point aus dem Jahr 2011: Die neuen Reaktoren sollen die Kohlekraftwerke in Großbritannien ersetzen.

Luftbild von Hinkley Point aus dem Jahr 2011: Die neuen Reaktoren sollen die Kohlekraftwerke in Großbritannien ersetzen.

Quelle: EDF

Nicht besser erging es dem zweiten EPR, dessen Bau im französischen Flamanville am Ärmelkanal 2007 begann. Dessen Fertigstellung verzögerte sich ebenfalls. Durch die Erfahrungen, die die beteiligten Unternehmen in Finnland sammelten, ging es jedoch ein bisschen schneller. Der aktuelle Fertigstellungstermin ist 2017.

Der erste EPR könnte in China Strom erzeugen

China könnte noch schneller sein. In Taishan, 140 km entfernt von Hongkong, sind seit 2010 zwei EPR im Bau. Der erste Reaktor ist weitgehend fertiggestellt und ist bereits im nicht-nuklearen Betrieb getestet worden. In der ersten Hälfte des nächsten Jahres soll er erstmals Strom erzeugen.

Bisher sind die Baukosten bei allen EPR weit überschritten worden. Olkiluoto etwa sollte ursprünglich drei Milliarden Euro kosten. Jetzt sind es acht Milliarden, vorerst jedenfalls.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.