Chilenische Teleskope sollen die Region mit Solarstrom versorgen
Die Nutzung von Solarenergie für Teleskope in der Atacama-Wüste kann chilenische Gemeinden nachhaltig mit Energie versorgen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern.
Böse Zungen würden behaupten, dass die Astronomie wenigstens auf diese Weise einmal etwas Positives für die Gesellschaft leistet: In Chile sollen künftig mehrere Teleskope eine Photovoltaikanlage und mit Solarstrom versorgt werden. Davon könnten auch abgelegene Orte in Atacama-Wüste profitieren, die bislang nicht in den Genuss einer solch teuren Technologie kommen. Zum Beispiel könnte die Stadt San Pedro künftig zwei Drittel seines Stroms vom AtLAST-Teleskop beziehen. Das ist das Ergebnis einer Studie.
Erneuerbare Energie für abgelegene Gemeinden
Expertinnen und Experten von den Universitäten von Oslo und Utrecht haben ausgerechnet, dass die Einführung eines nachhaltigen Energiesystems für das AtLAST-Teleskop erhebliche positive Auswirkungen haben könnte. Ähnliche Modelle bei anderen Teleskopen in der Region haben gezeigt, dass durch die Nutzung erneuerbarer Energien etwa 30 GWh an Energie, die bislang aus fossilen Brennstoffen erzeugt wurde, eingespart werden könnten.
Das entspricht einer Reduktion von 18 bis 24 Kilotonnen Kohlendioxid pro Jahr. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zum Schutz des Planeten bei, sondern verbessern auch den Zugang zu erschwinglicher und sauberer Energie für die Menschen vor Ort.
Das Chajnantor-Plateau – ein Zentrum der Astronomie
Im Norden Chiles, auf dem Chajnantor-Plateau, befinden sich einige der bedeutendsten astronomischen Anlagen der Welt, darunter das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) und das Atacama Pathfinder Experiment (APEX).
Diese Observatorien spielen eine wichtige Rolle in der internationalen Forschung. Ihre Abgeschiedenheit stellt jedoch eine große Herausforderung dar: Da sie oft nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen sind, müssen sie auf Dieselgeneratoren zurückgreifen, um ihren hohen Energiebedarf zu decken.
Solarenergie als Lösung in der Atacama-Wüste
Die Atacama-Wüste ist nicht nur für ihre Bedeutung in der Astronomie bekannt, es gibt dort auch jede Menge Sonnenstrahlung. Diese macht sie zu einem der weltweit besten Standorte für Solarenergieprojekte. Allerdings profitieren die umliegenden Gemeinden bislang wenig von den dort erzeugten erneuerbaren Energien. Die meisten Projekte dienen der Stromversorgung von Industrieanlagen wie Lithiumminen oder werden in andere Landesteile exportiert.
Forscherinnen und Forscher haben jedoch herausgefunden, dass überschüssige Energie, die durch ein auf das AtLAST-Teleskop ausgelegtes Solarsystem erzeugt wird, dazu verwendet werden könnte, bis zu zwei Drittel des Strombedarfs der Stadt San Pedro de Atacama zu decken.
„Ein Solarsystem für erneuerbare Energien, das auf die Versorgung des Teleskops ausgelegt ist, könnte 66 % des Strombedarfs von San Pedro de Atacama decken, ohne dass zusätzliche Kapazitäten in PV oder Batterien erforderlich wären“, erklärt Luis Ramirez Camargo, Assistenzprofessor am Copernicus Institute of Sustainable Development der Universität Utrecht.
Energiegenossenschaften als Zukunftsmodell
Die Idee, erneuerbare Energien für abgelegene Gemeinden zu nutzen, basiert auf dem Konzept der „Energiegenossenschaften“. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation zwischen öffentlichen, privaten und gewerblichen Einrichtungen, die gemeinsam in Energieinfrastruktur investieren oder diese nutzen. „Es ist unerlässlich, dass diejenigen, die wirklich betroffen sind, an der Diskussion teilnehmen und die Entscheidungsfindung beeinflussen können“, betont Guillermo Valenzuela Venegas, Forscher an der Universität Oslo.
„Wenn man die Vorteile durch eine Energiekooperative an mehrere Interessengruppen verteilt, führt dies zu einer gesellschaftlich akzeptierten und gerechten Energiewende“, sagt Ramirez Camargo. „Unsere Forschung zeigt, dass die Astronomie bei dem dringend gewünschten Übergang zu einer gerechten Welt ohne Nettoemissionen mit gutem Beispiel vorangehen kann, die unseren Planeten lebenswert hält und niemanden zurücklässt.“
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