Subventionen 25.07.2023, 07:00 Uhr

Deutschland fördert Strom aus Kohle weiter mit Milliarden

Der Kohleausstieg ist beschlossene Sache, doch nach wie vor profitieren die Konzerne von hohen Subventionen. Wofür sie die Fördergelder erhalten und wie viel davon direkt aus dem Staatssäckel fließt, beleuchtet eine neue Untersuchung im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy.

Kohle ist eine umweltschädliche Energiequelle und soll daher ersetzt werden.
Foto: panthermedia.net/MarkoAliaksandr

Kohle ist eine umweltschädliche Energiequelle und soll daher ersetzt werden.

Foto: panthermedia.net/MarkoAliaksandr

Raus aus der Braunkohle: Spätestens im Jahr 2038 muss das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland stillgelegt werden. So steht es im Kohleausstiegsgesetz, das Bundestag und Bundesrat vor drei Jahren beschlossen haben. Laut Koalitionsvertrag will die Bundesregierung den Ausstieg schon bis 2030 schaffen. Dass das Vorhaben der Ampel-Koalition gelingen wird, bezweifeln viele. Schließlich ist Kohle hierzulande noch immer der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung. Ein Drittel der 2022 in Deutschland produzierten und eingespeisten Kilowattstunden stammt aus Kohlekraftwerken. Und deren Betreiber erhalten weiterhin Subventionen in Milliardenhöhe.

Staatliche Vergünstigung für Strom aus Kohle

Insgesamt flossen 1,7 Milliarden im vergangenen Jahr in die Förderung von Braunkohleabbau und Kohleverstromung. Der Großteil davon – 1,2 Milliarden Euro – stammt direkt aus dem Staatsbudget. Das ist das Ergebnis der Analyse des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS), die die Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energie (früher: Greenpeace Energy) in Auftrag gegeben hat. Nach der FÖS-Untersuchung setzen sich die staatliche Subventionen aus drei verschiedenen Förderschienen zusammen. Mit rund 817 Millionen Euro machten Energiesteuervergünstigungen 2022 den größten Anteil aus. „Die Stromerzeugung aus Kohle wird zwar indirekt durch die Stromsteuer besteuert – aufgrund zahlreicher Ausnahmen vor allem für die energieintensive Industrie wird die Wirkung dieser Steuer allerdings stark minimiert“, erläutert Isabel Schrems von der FÖS.

Kohleeinsatz verhagelt die Bilanz

Die zweite Förderung bestand im vergangenen Jahr darin, dass die Kohlekonzerne von der Förderabgabe befreit waren, die sonst auf die Ausbeutung von Bodenschätzen gezahlt werden muss. Sie macht zehn Prozent des Marktwerts aus, kann aber von den zuständigen Bundesländern reduziert oder erlassen werden. Den Kohlekonzernen wurde sie vollständig erlassen. Ohne die Befreiung hatten sie insgesamt 233 Millionen Euro zahlen müssen, auf eine Fördermenge von 130 Millionen Tonnen Braunkohle bei einem geschätzten Marktpreis von 17,84 Euro pro Tonne.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
UGS GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Integritätsbewertung (m/w/d) UGS GmbH
Mittenwalde, deutschlandweiter Einsatz Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Junior Ingenieur Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (m/w/d) ILF Beratende Ingenieure GmbH
München Zum Job 
Stadt Fellbach-Firmenlogo
Projektleitung Wärmeplanung (m/w/d) Stadt Fellbach
Fellbach Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik (m/w/d) für Transformatoren IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Staatlich geprüfter Techniker (w/m/d) Elektrotechnik & Verkehrsüberwachung Die Autobahn GmbH des Bundes
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München-Firmenlogo
Underwriter Downstream / Energy (m/f/d)* Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München
München Zum Job 
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Ingenieur der Elektro- oder Energietechnik als Leiter Planung und Netzbetrieb Strom (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Baukoordination und Qualitätssicherung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektierung Netze Strom / Gas (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Bruno Bock Group-Firmenlogo
Project Manager (m/w/d) Energy Management Bruno Bock Group
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums (m/w/d) für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsselodrf Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Recogizer-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) KI-gestützte CO2-Reduktion Recogizer
Pfisterer Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) Pfisterer Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 

Entschädigung für entgangene Gewinne

Die dritte staatliche Subvention sind Entschädigungszahlungen. Sie sind im Kohleausstiegsgesetz für die Stilllegung von Braunkohlekraftwerken festgeschrieben. Insgesamt flossen 2022 an den RWE-Konzern und die ostdeutsche LEAG 4,35 Milliarden Euro, mit den die Unternehmen für entgangene Gewinne entschädigt werden sollen. In anderen Ländern wie Großbritannien erhalten Kohleunternehmen bei einem staatlich beschlossenen Kohleausstieg keine Entschädigung.

Derzeit überprüft die EU-Kommission, ob die Zahlungen in Deutschland eine unrechtmäßige Beihilfe darstellen könnten. Green Planet Energy hat sich mit Stellungnahmen am Prüfverfahren beteiligt. „Die Entschädigungen in der jetzigen Form sind vor allem deswegen unangemessen hoch, weil die Braunkohleverstromung aufgrund steigender CO2-Kosten langfristig unwirtschaftlich ist“, sagt Green Planet Energy-Vorstand Nils Müller.

Wie Privatleute und Wettbewerber Strom aus Kohle mitfinanzieren

Außer der Förderung aus der Staatskasse profitieren die Konzerne, die Braunkohle abbauen und verstromen, von weiteren finanziellen Vorteilen. Dazu zählen Vergütungen zur sogenannten Sicherheitsbereitschaft. Sie werden für Kohlekraftwerke gezahlt, die über einen längeren Zeitraum nach und nach stillgelegt werden sollen. 2022 beliefen sich diese Vergütungen auf 236 Millionen Euro. Gezahlt werden sie von den Stromkundinnen und -kunden – über die Netzentgelte im Strompreis.

Ökostrom-Anteil war noch nie so hoch

Die Studie nennt einen weiteren Vorteil, durch den die Kohlekonzerne künftig neue Gewinne generieren können: Sie verfügen über Flächen, die sie für den Braunkohleabbau erwerben konnten oder die ihnen zur Nutzung überlassen wurden. Nach dem Ende der Kohle-Ära können sie sie anders nutzen, beispielsweise für Wind- oder Solarparks. „Andere Projektierer müssen hohen Aufwand betreiben und erhebliche Kosten schultern, um an geeignete Flächen zu gelangen“, sagt Green-Planet-Energy-Vorstand Nils Müller. „Hier haben die Konzerne einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, der ihre Marktmacht bei der Stromerzeugung auch zementieren könnte und die Chancen für Akzeptanz fördernde Bürgerenergie-Projekte minimiert.“

Für Nils Müller ist die hohe Summe der staatlichen und sonstigen Förderungen, die die neue Analyse beleuchtet, unzeitgemäß und inakzeptabel: „Ein konsequenter Kohleausstieg muss auch bedeuten, die Alimentierung der Kohle durch die Allgemeinheit weitestgehend zu beenden.“

Mehr lesen zum Thema Energieerzeugung:

Ein Beitrag von:

  • Maike Petersen

    Maike Petersen

    Nach dem Geschichtsstudium ließ sich Maike Petersen bei der Deutschen Presseagentur dpa in Hamburg zur Mediendokumentarin in Recherche und Lektorat ausbilden und machte später einer Ausbildung zur Redakteurin an der Journalistenschule Axel Springer. Seit vierzehn Jahren arbeitet sie freiberuflich und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen:  Medizin und Energie.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.