Deutschland kommt bei E-Autos und Wärmepumpen nicht hinterher
Einem Bericht zufolge hinkt Deutschland bei Wärmepumpen hinterher, bei den Zulassungen von E-Autos sieht es im europäischen Vergleich nicht viel besser aus. Dafür ist das Land bei privaten Stromspeichern führend in Europa und produziert am meisten erneuerbaren Strom.
Der britische Fachverband Association for Renewable Energy and Clean Technology (REA) hat jetzt zusammen mit dem Energiemanagement-Unternehmen Eaton den Energie Transistion Readiness Index (ETRI) veröffentlicht, bei dem es um die Umsetzung der Energiewende führender europäischer Staaten liegt. Demnach liegt Deutschland nur im Mittelfeld, was die Versorgung mit Wärmepumpen und Einführung des Smart Meter angeht. Bei einer Skala von 1 bis 5 erhält das Land nur eine Drei minus, nur die Schweiz, Griechenland und Polen sind noch schlechter. Ganz oben steht Norwegen mit einer Vier plus, gefolgt von Dänemark, Finnland und Schweden mit einer Vier minus. Allerdings haben Deutschland und das Vereinigte Königreich in den vier Jahren, seit es die Studie gibt, ihre Bemühungen am meisten verstärkt.
Darum geht es in der ETRI-Studie
Der von den Autorinnen und Autoren der Studie erstellte Index, dient der Bewertung der Länder in Bezug auf verschiedene Aspekte der Energiewende. Insbesondere misst er die gesellschaftliche Unterstützung für die Umstellung auf erneuerbare Energien, die Bereitschaft und Kapazität zur Integration neuer Technologien und Geschäftsmodelle sowie die Marktöffnung für sogenannte „Demand Side Flexibility“ im Energieverbrauch.
Diese Flexibilität ist entscheidend, um ein Gleichgewicht zwischen Energieangebot und -nachfrage zu gewährleisten. Der Index betont auch die Notwendigkeit, Elektromobilität und Wärmepumpen verstärkt auf den Markt zu bringen, wobei sie vorzugsweise dann Energie aus dem intelligenten Stromnetz (Smart Grid) beziehen sollten, wenn die Versorgung nicht knapp ist. Zusätzlich wird die Bedeutung von Energiespeichern hervorgehoben, die für eine effiziente Energieverwaltung unerlässlich sind.
Die verschiedenen Länder und Märkte weisen hierbei unterschiedliche Merkmale auf. So profitieren die nordischen Länder zum Beispiel von einem großen Volumen an flexibler Wasserkrafterzeugung, in Dänemark gibt es ein beträchtliche Windenergiekapazität und in Frankreich dominiert der Atomstrom. In Deutschland lag im Jahr 2022 der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bei 45 Prozent, in Dänemark waren es 81 Prozent, sogar 108 Prozent waren es Norwegen.
Nur 38 Wärmepumpen in 1000 Haushalten
Die Verbreitung von Wärmepumpen in Deutschland bleibt laut der aktuellen Analyse trotz signifikanter Anstrengungen der Bundesregierung und des Bundestages relativ niedrig. In Deutschland entfallen nur 38 Wärmepumpen auf je 1000 Haushalte, was im Vergleich zu skandinavischen Ländern gering ist.
Zum Beispiel nutzen in Norwegen 625, in Schweden 503 und in Finnland 438 Haushalte pro Tausend diese Technologie. Diese Länder belegen zusammen mit Dänemark die Spitzenplätze im Index und setzen damit Maßstäbe für die Implementierung von Wärmepumpen als Mittel zur Heizung und Energieeffizienz. Bei den 14 untersuchten Ländern schneiden nur noch Irland und Polen schlechter bei der Versorgung mit Wärmepumpen ab. Dort haben lediglich 30 bzw. 35 von 1000 Haushalten eine Wärmepumpe.
Die meisten Elektrofahrzeuge in Europa
Insgesamt betrachtet gibt es in Deutschland die meisten batteriebetriebenen Fahrzeuge in Europa, allerdings gilt das nur für die reine Menge. Schaut man auf die prozentualen Anteile, hat Norwegen die Nase vorne bei der Einführung von E-Fahrzeugen. Und zwar sowohl für den Anteil insgesamt als auch bei den Neuzulassungen. Länder wie Griechenland, Polen, Spanien und Italien liegen ganz hinten in dieser Statistik.
In Norwegen betrug 2022 der Anteil der batteriebetriebenen Fahrzeuge an der Gesamtflotte der Studie zufolge 14,9 Prozent. Bei den Neuzulassungen waren 75 Prozent E-Fahrzeuge. In Deutschland lag der Anteil von E-Fahrzeugen an der Gesamtflotte bei 2 Prozent, 16 Prozent aller 2022 neu zugelassenen Fahrzeuge wurden batterieelektrisch angetrieben. Damit lag das Land im Mittelfeld der 14 betrachteten europäischen Länder.
Deutschland bei privaten Stromspeichern führend
Während Deutschland bei Wärmepumpen recht weit unten im Ranking angesiedelt ist und bei E-Fahrzeugen eher im Mittelfeld liegt, sieht es der Studie zufolge bei privaten Stromspeichern ganz anders aus. Die Installationen in Deutschland beliefen sich im Jahr 2022 auf insgesamt 1,9GWh, was einem Anstieg von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit gehört das Land europaweit zu den führenden Nationen.
Auch hier kann Deutschland punkten: Im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten hat das Land die höchste Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen, gemessen in Terawattstunden (TWh). Im Jahr 2022 stieg der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtstromverbrauch in Deutschland auf 45 Prozent an, eine Steigerung von 4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Solar- und Windenergie trugen 33 Prozent zum jährlichen Energieverbrauch bei, was einem Zuwachs von 29 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht.
Bis 2030 noch viel Arbeit vor Deutschland
Bis 2030 möchte Deutschland 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugen. Der errechnete Gesamtverbrauch würde dann bei etwa 658 TWh liegen. Um das Ziel zu erreichen, muss die erneuerbare Stromproduktion bis dahin um 277 TWh gesteigert werden. Es liegt somit noch jede Menge Arbeit vor Deutschland, wenn man bedenkt, dass 2021 185 TWh Strom aus erneuerbaren Energien produziert wurden.
Die Verfasser des Berichts heben hervor, dass die Schwankungen von Wind- und Solarenergie als Energiequellen besondere Herausforderungen für die Netzstabilität darstellen und fordern daher mehr Flexibilitätsressourcen für Deutschland. Sie weisen auf eine beträchtliche Lücke hin, die es in dieser Hinsicht zu schließen gilt. Um die erforderlichen Kapazitäten zu entwickeln, empfehlen sie eine Verbesserung der wirtschaftspolitischen Bedingungen, um private Investitionen in den Sektor der erneuerbaren Energien zu fördern.
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