Porträt 17.08.2012, 11:00 Uhr

Die Devolo AG verbindet Haushaltsgeräte über die Steckdose mit dem Internet

Ein typischer Haushalt in Europa verfügt im Durchschnitt über 42 Steckdosen – eine gute Basis, um Datenkommunikation über das Stromnetz zu realisieren. Das findet zumindest Heiko Harbers, Chef der Aachener Devolo AG. Devolo ist führender Anbieter von Powerline Communication (PLC). Der leidenschaftliche Privatpilot Harbers hält dabei klaren Kurs: „Wir wollen die Dinge möglichst einfach machen.“

Heiko Harbers ist ein eher ruhiger Mensch. Aber wenn es um Kommunikation und Netzwerke geht, kommt der Vorstand der Aachener Devolo AG richtig in Fahrt. „Mich fasziniert es, wenn komplizierte Dinge einfacher werden“, sagt der 51-Jährige. Sein Unternehmen arbeitet daran, Internet, TV und andere Anwendungen im Haus möglichst einfach in jedes Zimmer zu bringen.

Devolo nutzt dazu die sogenannte Powerline Communication (PLC). Die Technologie kann breitbandige Datenflüsse über das 230-V-Stromnetz transportieren. Als das Unternehmen 2003 den ersten PLC-Adapter anbot, gab es in Deutschland noch keinen Markt für strombasierte Heimnetzwerke. Mittlerweile haben Wettbewerber wie Netgear und AVM nachgezogen. „Unser Marktanteil liegt trotzdem bei 70 %“, sagt der Devolo-Chef.

Devolo AG entstand aus der Elsa-Insolvenzmasse

Der gebürtige Ostfriese ist in den Achtzigern zum Studium der Elektrotechnik nach Aachen gekommen. Ein Praktikum bei der Aachener Elsa GmbH, damals bekannt für ihre Modems und Grafikkarten, gefiel ihm so gut, dass er blieb. Als das Unternehmen 2002 Insolvenz anmeldete, leitete Harbers den Geschäftsbereich Consumer Datenkommunikation. Kurzerhand kaufte er die Elsa-Modems aus der Insolvenzmasse, übernahm 26 Mitarbeiter und gründete Devolo. Schon damals war er entschlossen, mit dem Unternehmen noch etwas Neues auf die Beine zu stellen. „Da kam die Idee, die Powerline-Technologie homefähig zu machen.“

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Zwar habe es damals „viele Bedenkenträger“ gegeben, erinnert sich Harbers. Schließlich waren große Energieversorger, die nach dem Fall des Telekommunikationsmonopols versuchten, Haushalte über ihre Stromleitungen an das Internet anzuschließen, gerade an der mangelhaften elektromagnetischen Verträglichkeit der Datenströme auf den ungeschirmten Stromkabeln gescheitert. Aber Habers ließ sich nicht beirren. „Ich gebe nicht so leicht auf“, sagt der Vorstand, der jeden Morgen vor dem Frühstück 5,5 km joggt.

Powerline im Gebäude verfolge einen anderen Ansatz als die Access-Projekte der Energieversorger und arbeite z. B. mit einer geringeren Sendeleistung. Mit den ersten Powerline-Produkten sei dann schnell viel Zustimmung vom Markt gekommen. Mittlerweile beschäftigt Devolo 185 Mitarbeiter. Der Umsatz lag 2011 bei rund 122 Mio. €.

Das aktuelle Powerline-Prinzip: Ein Modem, das mit dem DSL-Anschluss des Hauses verbunden ist, moduliert die Daten im sogenannten OFDM-Verfahren in hochfrequenten Datenströmen auf die 230-V-Stromleitung. Adapter demodulieren die Daten und stellen sie über Kabel oder Funk den netzfähigen Endgeräten zur Verfügung. Die Adapter werden dabei an einer Steckdose in dem Raum aufgesteckt, in dem das Internet gerade genutzt werden soll.

Die Devolo-Powerline hat eine Reichweite von 300 Metern

„Mit einer Reichweite von bis zu 300 m können wir im Einfamilienhaus über drei Etagen alle Steckdosen erreichen“, sagt Harbers. In Hotels, in denen in jedem Zimmer ein TV-Anschluss vorhanden ist, gehe man über die vorhandenen Koaxleitungen. „Wir brauchen nicht die Stromleitung, wie brauchen nur zwei Drähte“, sagt Harbers. In der Vernetzung von Lagerhallen im Industriebereich greife man auf die vorhandenen Telefonleitungen als Trägermedien zurück.

Da die Powerline-Technologie im Frequenzband bis 30 MHz arbeitet, das auch andere Technologien und Gerätegruppen nutzen, ist die Beherrschung von Störfeldern eine große Herausforderung. Ein PLC-Controller überwacht deshalb laufend die Störeinflüsse auf der Leitung und berechnet störfreie Zeitfenster. „In diesen Mikrosekunden werden die Daten übertragen“ – so könnten auch Störungen durch drehende Motoren wie Staubsauger die Übertragungsqualität nicht beeinträchtigen.

Die Datenströme auf den Stromleitungen sind aber nicht nur störempfindlich, sie sind auch potenzielle Störquellen für andere Kurzwellennutzer im jeweiligen Geräteumfeld. Amateurfunker sind deshalb meist keine Freunde der Powerline-Technologie. Um hier Abhilfe zu schaffen, setze man das sogenannte Notching-Verfahren ein, erklärt Harbers. Bei der Powerline-Übertragung könne damit die Sendeleistung in verschiedenen Bereichen gezielt um 30 dB abgesenkt werden. „Wir notchen die Frequenzbänder der Amateurfunker von vornherein aus.“

Damit die PLC-Geräte bei ihrer Arbeit möglichst wenig Strom verbrauchen, hat das Unternehmen eine spezielle Technik entwickelt, durch die der Adapter erkennt, ob ein verbundenes Netzwerkgerät ausgeschaltet ist. Der Adapter reduziere dann automatisch seinen Energieverbrauch. Devolo hat in Europa das Patent auf diese Technik, die über Lizenzen heute auch bei allen Mitbewerbern im Einsatz sei.

40 Prozent der Devolo-Mitarbeiter arbeiten in Forschung und Entwicklung

Harbers weiß: „Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssen wir innovativ sein.“ Rund 40 % der Mitarbeiter arbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung. Es gebe auch enge Beziehungen zu externen Forschern und Systemhäusern in der Region. Mit der RWTH Aachen forsche Devolo z. B. gerade an intelligenten Adaptern, die selbstständig Störquellen wie einen Radiosender in ihrer Umgebung identifizieren und die betroffene Frequenz dann für einen längeren Zeitraum einfach ausnotchen. „Jedes Nachschauen kostet den Controller Rechenleistung und bremst“, erklärt Harbers. Intelligente Adapter seien deshalb viel schneller.

Für Innovationen brauche man einen guten Spielraum für Kreativität. „Aber ich gebe den Korridor vor und bremse auch mal“, sagt Harbers. Am Ende müsse Technik herauskommen, die funktioniert. An der Devolo AG hält er 96,5 % der Aktien, 3,5 % halten die Mitarbeiter. „Wir können hier im kleinsten Kreis innerhalb von Minuten entscheiden, was wir machen.“ Auch privat bestimmt Harbers gern den Kurs. Seit 1991 ist er als Privatpilot in den Lüften unterwegs. Ihm gefällt die große Freiheit und Verantwortung des Piloten. Da oben könne er auch abschalten und relaxen.

Schneller und einfacher zu werden, das seien grundsätzlich die Innovationstreiber, weiß Harbers. Und die Augen offen zu halten für neue Technologiefelder.

Eines der Devolo-Highlights auf der IFA ist ein neuer Adapter, der Übertragungsraten von 500 Mbit/s verspricht und Notebooks, Tablets und Smartphones drahtlos ins Internet bringt. In zwei Jahren, glaubt Harbers, werde man hier 1 Gbit/s realisieren können. Home Networking wird sich wegentwickeln vom festverlegten Ethernet, glaubt Harbers. Die Powerline-Technologie empfehle sich als Backbone für das WLAN. „Die Kombination von Powerline und WLAN in einem Gerät, da sehe ich die Zukunft.“

Neben der „Internetverlängerung“ ins ganze Haus wünsche sich der Verbraucher heute die Integration von HDTV. Auf der IFA stellt Devolo einen neuen Dual Tuner vor. Zusammen mit einem PLC-fähigen Receiver bringe er gleich zwei Satellitensignale ins Heimnetzwerk und ermögliche den parallelen Betrieb verschiedener Sender oder das gleichzeitige Aufnehmen eines zweiten Programms. „Der Clou ist, dass ich mit diesem Tuner zu Hause mit jedem intelligenten Gerät über WLAN HDTV schauen kann“, sagt Harbers stolz. Zur Bedienung gebe es eine spezielle App. Sobald man sie auf einem Tablet oder Smartphone im Heimnetzwerk starte, empfange man alle Sender.

Die spezielle Devolo-Kamera: Von unterwegs sehen, was Zuhause los ist

Über eine spezielle App für Apples iPhone und iPad sowie Androidgeräte lässt sich auch die neue Powerline-Kamera von Devolo steuern – von unterwegs und zu Hause. Die sogenannte dLAN LiveCam übernimmt Überwachungsfunktionen an ihrem Aufstellungsort. Die Videoübertragung erfolgt über die Stromleitung. Harbers ist überzeugt: Einfache Applikationen auf Smartphones werden den Markt für Home Control und Home Automation – Bereiche, für die Powerline sich anbiete – endlich weiter nach vorn bringen. In der Vergangenheit hätten viele verschiedene und zudem sehr teure Bediengeräte für Steuerungsfunktionen den Verbraucher abgeschreckt: „Das wird meiner Meinung nach jetzt der Durchbruch sein, dass ich mit sehr einfachen Apps eine Haussteuerung mache, die man auch updaten kann.“

Spätestens seit der Energiewende in Deutschland ist auch Smart Grid ein wichtiges Stichwort für den Powerline-Spezialisten. Damit Energieversorger in Haushalten Zählerdaten auslesen können, arbeitet das Unternehmen an entsprechenden Zugangstechnologien. Zusammen mit Vattenfall hat Devolo gerade in Hamburg ein neues „Access-Modem“ im Feldversuch getestet. Dabei wurden Zählerdaten aus dem Haus über Powerline bis zur Trafostation übertragen. Anders als beim Inhouse-Powerline gehe es hier nicht um Bandbreite, sondern um Stabilität und Reichweite. Die Übertragung erfolge im Schmalband mit einer Rate bis 1 Mbit/s.

Und auch den nächsten Landeplatz für Powerline hat Pilot Harbers schon im Blick. Vehicle2grid ist das Stichwort. Devolo sei mit den deutschen Automobilherstellern im Gespräch. Es gehe um Powerline-Module, die, ins Auto integriert, mit der entsprechend ausgerüsteten Ladestation in der Garage kommunizieren sollen, so dass Daten zum Fahrzeugstatus, zum Ladevorgang etc. zur Verfügung stehen könnten.

Für die Zukunft setzt Harbers auf ein nachhaltiges, profitables Wachstum. Stabilität war ihm immer schon wichtig. An Ehrgeiz fehlt es ihm trotzdem nicht. Sein Vision: „Wir wollen erreichen, dass unsere Produkte überall in Europa im Einsatz sind. Unsere Geräte sollen zum Haushalt gehören wie die Kaffeemaschine.“

Ein Beitrag von:

  • Heike Freimann

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