Digitaler Prozesspass soll Energiesparpotenziale in Industrie aufspüren
Das August-Wilhelm Scheer Institut will mit Digitalisierung in industriellen Prozessen die Energieeffizienz erhöhen. Kernpunkt ist ein sogenannter digitaler Prozesspass.

Digitalisierung in der Produktion: Das August-Wilhelm Scheer Institut (AWS) will mit Digitalisierung in industriellen Prozessen die Energieeffizienz ganz praktisch erhöhen. Kernpunkt ist ein sogenannter digitaler Prozesspass.
Foto: PantherMedia / biancoblue
Die deutsche Industrie stöhnt unter zu hohen Energiepreisen. Während die Koalitionsverhandlungen über eine neue deutsche Bundesregierung das Thema auf der Agenda hat, weist das August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWS) in Claustahl-Zellerfeld darauf hin, dass es in den Unternehmen noch ungenutzte Potenziale gibt, die den Betroffenen mitunter gar nicht bewusst sein dürften. Es sei wichtig „Transparenz über Energiebezug und -verbrauch zu schaffen, um Optimierungspotenziale zu identifizieren“, so Shari Maria Alt, Energie- und Nachhaltigkeitsexpertin am AWS.
Die Potenziale könnten gehoben werden, wenn die vorhandenen energiespezifischen Daten in Unternehmen transparent gemacht werden. „In vielen Unternehmen stellen die Energiedaten noch immer eine Blackbox dar“, schreibt Alt. „Im Kontext der wirtschaftlichen Umbrüche wird es unumgänglich, diese Blackbox der Energiedaten zu öffnen und die Chance, aus diesen Daten Wissen und Mehrwerte zu generieren, zu nutzen.“
Digitaler Prozesspass soll Energieverbrauch und Produktionsdaten miteinander verknüpfen
Im ersten Schritt gilt es, Energiebezug und Energieverbrauch transparent zu machen. „Gibt es eine Differenz, deutet das in den meisten Fällen auf bislang noch nicht erfasste Verbraucher hin“, so das AWS. Gemäß dem Pareto-Prinzip seien 20 % der Verbraucher für 80 % des Energieverbrauchs verantwortlich. Diese 20 % der Verbraucher seien demnach besonders interessant, wenn es um das Identifizieren und Umsetzen von Optimierungsmaßnahmen geht.
Eine Möglichkeit, auf die AWS-Expertin Alt hinweist, ist ein sogenannter digitaler Prozesspass. Er soll Energie- und Produktionsprozessdaten miteinander verknüpfen. Dann ließen sich zum Beispiel CO2-Emissionen zuordnen und so interne Prozesse verbessern. Mit dem digitalen Prozesspass könne auch „auf die steigenden Nachweispflichten gegenüber Kunden und anderen Stakeholdern eingezahlt werden“, so Alt. Die zusammengeführten Daten dienten dann als Basis für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. So ließen sich der Primärenergiebedarf und die damit verursachten CO2-Emissionen systematisch senken.
Forschungsprojekt soll digitalen Prozesspass evaluieren
Derzeit erprobt das AWS das Prinzip des digitalen Prozesspasses beim saarländischen Metallveredler Wegener Härtetechnik. Beide evaluieren das Konzept im Rahmen des Forschungsprojektes Oekoproof. Ebenfalls mit im Boot ist das saarländische Unternehmen Kraftblock, das einen Hochtemperatur-Energiespeicher für den Einsatz erneuerbarer Energie und der Abwärme entwickelt, und das Institut für Betriebs- und Technologiemanagement IBT mit Sitz am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier.
Der digitale Prozesspass soll im Endeffekt auf verschiedene Branchen übertragbar und dort anwendbar sein. Das AWS entwickelt dabei die Datenpunkte, die über Messsysteme und smarte Sensorik erfasst und gesteuert werden, und den digitalen Prozesspass selbst. Er bewertet und steuert die Energie- und Ressourceneffizienz mithilfe von Energiemanagement- und Energiemonitoringsystemen. Dabei werden modular die Daten und die Systeme in den Unternehmen über eine Cloud-Software als Microservice-Architektur gekoppelt.
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