Holzpellets in drei Kraftwerksblöcken 16.12.2013, 11:00 Uhr

Drax-Kraftwerk zeigt: Umstellung von Kohle auf Biomasse teuer und schwierig

Immer mehr Kohlekraftwerke in Europa verbrennen auch Biomasse. Doch das britische Beispiel Drax zeigt: die Umstellung ist teuer und zugleich ein schwieriger Prozess.

Das britische Kraftwerk Drax hat drei von insgesamt sechs Kohle-Kraftwerksblöcken auf die Verbrennung von Holzpellets umgestellt. 

Das britische Kraftwerk Drax hat drei von insgesamt sechs Kohle-Kraftwerksblöcken auf die Verbrennung von Holzpellets umgestellt. 

Foto: Drax

Vom Standort Selby in North Yorkshire aus deckte Englands größtes Kohlekraftwerk Drax rund sieben Prozent des gesamten britischen Strombedarfs. Doch dann drohten die europäischen CO²-Emissionsregeln den Kohleverstromer ernsthaft in Gefahr zu bringen. Mit der Umstellung von drei  von insgesamt sechs Kohle-Kraftwerksblöcken auf die Verbrennung von Holzpellets sieht Drax-Vorstandschefin Dorothy Thomson jetzt aber die Zukunft des Unternehmens dauerhaft gesichert – als grösster grüner Stromerzeuger im Lande.

Die 700 Millionen Pfund oder umgerechnet rund 840 Millionen Euro teure Umstellung enthält auch Kosten für den Aufbau einer Versorgungskette: allein 225 Millionen Pfund haben zwei grosse Pelletierwerke im Süden der USA und Hafeneinrichtungen zur Verladung der Pellets in Baton Rouge in Louisiana gekostet. Nach der Atlantik-Überquerung und der Entladung im Hafen von Immingham am Humber-Fluss kommen die Pellets in 200 geschlossene, eigens von Drax dafür angeschaffte Eisenbahnwaggons und landen dann vor Ort in vier riesigen Silos.

Sehr hohe Brandgefahr der Holz-Pellets in den Silos

Jedes Silo fasst 70.000 Tonnen Pellets. Das reicht als Brennstoffvorrat für 16 Tage. Einfach lagern lassen sich die Pellets allerdings nicht, die Brandgefahr ist viel zu hoch. Dagegen sei Kohle, vor allem Anthrazitkohle, fast ein Feuer-Verhinderungsmittel, erklärte ein Drax-Mitarbeiter im Gespräch mit ingenieur.de. Die ständige Begasung mit Stickstoff und CO² soll bei Drax aber jede Explosion verhindern, zudem überwachen Sensoren die Wärmeentwicklung in den Silos.

Kritik an Drax

Der Gesamtaufwand ist Kritikern von Biomasse als Brennstoff zu hoch. So argumentiert der Direktor der amerikanischen Umweltschutz-Gruppe Dogwood Alliance Scot Quaranda, wegen der Kosten und Emissionen könnte in den USA und Kanada angebaute, geernete, und tausende von Meilen transportierte Biomasse kein grüner Brennstoff sein.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Valmet GmbH-Firmenlogo
Sales and Service Manager in the area of Energy, Recovery and Environmental Services (m/f/d) Valmet GmbH
Darmstadt, Langenfeld, Magdeburg, Oberhaching, Berlin Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Straßenplaner/in (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Heilbronn Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektleitung (m/w/d) Abfall Die Autobahn GmbH des Bundes
Heilbronn Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung (w/m/d) Verkehrsbehörde Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur/in (m/w/d) für Boden-, Baustoff- und Abfallmanagement Die Autobahn GmbH des Bundes
Freiburg, Donaueschingen Zum Job 
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Schwerpunkt HSE ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektleiterinnen / Projektleiter Energiewirtschaft (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
(Senior) Expert*in Verkehrssteuerung Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieurgeologe/in als Sachbearbeiter/in Abfall (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Smart Grid Operation Plattform VIVAVIS AG
Ettlingen Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Partner-Manager Metering (m/w/d) VIVAVIS AG
Koblenz, Home-Office Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur oder Projektleitung (w/m/d) Verfahrenstechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Stadt Heidelberg-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur oder Naturwissenschaftlerin / Naturwissenschaftler für den Gewässerschutz (m/w/d) Stadt Heidelberg
Heidelberg Zum Job 
Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH-Firmenlogo
Referent Kommunale Wärmeplanung (m/w/d) Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH
Bayreuth Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Projektkommunikation und -koordination Rückbau BER II Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Technische*r Mitarbeiter*in bzw. Ingenieur*in (m/w/d) der Fachrichtung Chemie, Physik, Verfahrenstechnik, Umweltingenieurwissenschaften oder vergleichbar Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Abwasserverband Fulda-Firmenlogo
Ingenieur | Master (m/w/d) Wasserwirtschaft | Umwelt | Tiefbau Abwasserverband Fulda
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Bauingenieurwesen, Infrastruktur, Umweltingenieurwesen oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Offenburg Zum Job 

Drax-Chefin Johnson räumt ein, auf den ersten Blick erscheine es zwar unsinnig, Biomasse zu importieren. Auf der anderen Seite bleibe Biomasse aber die preisgünstigste erneuerbare Energie. Anders als beispielsweise bei Windenergie kämen keine versteckten Kosten dazu. Denn ein Biomasse-Kraftwerk braucht keinen Backup, keine Bereithaltung von Reservekapazität.

Teuer genug ist der Strom mit acht Pfund pro Gigajoule aber immer noch. Er kostet knapp dreimal so viel wie Strom aus Kohle. Für Drax rechnet sich das laut Johnson aber allemal. Denn über die so genannten Renewable Obligation Certificates (ROC) bekommt Drax zusätzlich zum Marktpreis für den Strom noch eine Subvention von 43 Pfund je Megawattstunde (MWh).

Generator im Drax-Kraftwerk. 

Generator im Drax-Kraftwerk. 

Quelle: Drax

Ab 2017, kalkuliert Roland Vetter, Chefanalyst bei CF Partners, einer auf Energie-Investments spezialisierten Gesellschaft, dürfte sich das noch deutlich erhöhen. Denn statt der ROC will die britische Regierung dann die so genannten „Contracts for Difference“ einführen. Die dafür qualifizierten Kraftwerke, zu denen seit jüngstem auch Drax zählt, bekommen danach dann einen garantierten Strompreis von 105 Pfund pro MWh, gut das Doppelte des heutigen Grosshandelspreises.

Selbst wenn der Druck auf die Regierung wächst, künftig Subventionen zu kürzen, hat Dorothy Thomson mit der Umrüstung auf Bio die Zukunft für Drax erfolgreich gesichert. In den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Polen und selbst in den USA gibt es zudem inzwischen Drax-Nachfolge-Projekte. Wenn in North Yorkshire weiter alles erfolgreich läuft, kann Drax künftig ausser Strom auch Know-how verkaufen.  

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.