Sicherheit der Stromversorgung 03.07.2019, 16:35 Uhr

Droht Deutschland ein Blackout?

Die Reserven scheinen nicht auszureichen, um überraschend hohe Verbräuche abzufedern. Mit jeder Abschaltung eines fossilen oder Kernkraftwerks wird das Risiko noch größer. Der daraus folgende Ausfall an Regelenergie müsste durch neue Stromspeicher ausgeglichen werden. Doch es geschieht zu wenig.

Sonnen Eclipse. Löwenzahn in der Nähe der Sonnenscheibe

Könnte auch in Deutschland ein Blackout drohen?

Foto: panthermedia.net/Nick_Thompson

Strom ist auch in Deutschland nicht selbstverständlich

Strom scheint in Deutschland selbstverständlich zu sein. Ausfälle gibt es nur selten, und dann auch nur für ein paar Minuten. Doch das täuscht. Im Juni dieses Jahres stand das Land dreimal vor dem Blackout, also dem Absturz des gesamten europäischen Stromnetzes oder eines großen Teils davon. Am 6., 12. und 25. Juni stellten die deutschen Übertragungsnetzbetreiber eine starke Unterspeisung des deutschen Systems fest, was jeweils zum Absinken der Netzfrequenz im gesamten europäischen Netz geführt hat“, heißt es bei den Netzbetreibern Amprion und TransnetBW. Der gefährliche Engpass konnte nur mit Hilfe der Nachbarländer entschärft werden. Das muss nicht immer gelingen, weil es auch dort Engpässe geben kann, etwa durch Wassermangel zum Kühlen von Kraftwerken. Gedankengänge an den kürzlichen Blackout in einigen Ländern Südamerikas sind da nur verständlich.

So wird hierzulande mit Stromengpässen umgegangen

Deutschland ist in gewisser Weise auf Stromengpässe vorbereitet. Es gibt Pumpspeicherkraftwerke, große Batterieblöcke und virtuelle Kraftwerke, die Regelenergie bereitstellen. Sie liefern minutenschnell Strom ins Netz, wenn Bedarf besteht. An den drei Risikotagen reichte das bei weitem nicht aus, auch nicht die Mobilisierung der Reserven, deren Einsatz längerfristig geplant werden muss. Dabei handelt es sich um Gas- und Kohlekraftwerke, die normalerweise nicht zur Versorgung beitragen. Die Bundesnetzagentur hat die Kraftwerksbetreiber verpflichtet, diese Anlagen im Notfall anzuwerfen.

An den 3 besagten Tagen, an denen wie im gesamten Juni die Stromeinspeisung auf Grund des Wetters extrem schwankte, reichten die Regelenergie und die Reserven von 3000 Megawatt nicht aus. Selbst die kurzzeitige Abschaltung der Aluminiumschmelzen des Herstellers Trimet, die rund ein Prozent des deutschen Stroms verbrauchen, genügte nicht, das Problem zu beheben. Die Netzbetreiber schnitten auch andere Großkunden zeitweise von der Versorgung ab.

Da nutzten auch gewaltige Preissprünge nichts. Obwohl der Preis einer Megawattstunde Regelenergie auf bis zu 37.856 Euro kletterte – im Normalfall sind es eher 100 Euro – fanden sich nicht genügend Anbieter, was einfach daran liegt, dass in Zeiten üppige Solar- und Windstromproduktion viel zu wenige Pufferspeicher bereitstehen. Das Risiko eines Blackouts wird mit der Abschaltung eines jeden Kohle-, Gas- und Kernkraftwerks größer. Denn diese stellen den größten Teil an Regelenergie zur Verfügung. Immer wieder zeigt sich, dass die Netzstrukturen auf Basis von Großkraftwerken, besonders mit alten Kraftwerken, anfällig hinsichtlich der Versorgungssicherheit sind. Hier ist eine Dezentralisierung gefragt. Die Steuerung der Turbogeneratoren, in denen Dampf in Strom umgewandelt wird, können bereits mit dem aktuellen Stand der Technik mitziehen. Allerdings muss dafür die Kapazität vorhanden sein, auch dezentral.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Abwasserverband Fulda-Firmenlogo
Ingenieur | Master (m/w/d) Wasserwirtschaft | Umwelt | Tiefbau Abwasserverband Fulda
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte (w/m/d) im Bereich Planung und Bau Die Autobahn GmbH des Bundes
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektleiterinnen / Projektleiter Energiewirtschaft (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
GELSENWASSER AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Trinkwasser GELSENWASSER AG
Gelsenkirchen Zum Job 
Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Energienetzbetrieb (m/w/d) Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH
Cottbus Zum Job 
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftlicher Mitarbeiterin (m/w/d) im Bereich Energietechnik - Fokus: Dezentrale Wärmeversorgung Hochschule Hamm-Lippstadt
RX-WATERTEC GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Fachrichtung Siedlungswasserwirtschaft RX-WATERTEC GmbH
Karlsruhe Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur für "Elektrische Energietechnik" (w/m/d) Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
naturenergie netze GmbH-Firmenlogo
Meister / Techniker - Steuerungstechnik (m/w/d) naturenergie netze GmbH
Rheinfelden, Donaueschingen Zum Job 
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Ingenieur*in (w/m/d) Bauingenieurwesen, Umweltschutz / -technik, Ver- / Entsorgungs- / Abfalltechnik Landeshauptstadt München
München Zum Job 
fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) (Ingenieur für Elektrotechnik, Energie- oder Versorgungstechnik o. ä.) fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)-Firmenlogo
Fachberatung (w/m/d) für Energie und Umweltressourcen und Gebäudeautomation Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik THOST Projektmanagement GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
ESWE Versorgungs AG-Firmenlogo
Asset Management & Transformationsplanung Fernwärmeversorgung (m/w/d) ESWE Versorgungs AG
Wiesbaden Zum Job 
Vermögen und Bau Amt Konstanz-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) für das technische Gebäudemanagement Vermögen und Bau Amt Konstanz
Konstanz Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Bau-, Chemie-, Umweltingenieurwesen, Verfahrenstechnik oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur (gn) für Wärmepumpenanlagen und Stadtwärmenetze Stadtwerke Essen AG

Die Folgen eines umfassenden Blackouts wären dramatisch. In der ersten Sekunde fallen sämtliche Geräte und Anlagen aus, die Strom benötigen. Bankautomaten spucken kein Geld mehr aus, Ampeln fallen aus, Lebensmittelgeschäfte können nicht mehr kassieren und ganz Deutschland sitzt im Dunkeln, außer denen, die Notstromaggregate haben. Diese laufen jedoch nur solange Treibstoff da ist. Nachschub gibt es nicht.

Da das Wiederanfahren der Kraftwerke längere Zeit dauert (sofern keine dezentrale Netzstruktur vorliegt), weil sie nach und nach wieder in Betrieb genommen werden können – Stichwort schwarzstartfähig – besteht sogar die Gefahr, dass Tiere in Mastbetrieben sterben, da die Futterversorgung von Hand dort nicht möglich ist. In so genannten Kontibetrieben, etwa Stahlwerken und Glasschmelzen, die rund um die Uhr 7 Tage pro Woche laufen, könnten irreparable Schäden entstehen. Wenn es im Winter passiert, müssen fast alle Menschen ohne Heizung auskommen. Denn die funktioniert nur, wenn Strom da ist. Wer einen Kaminofen hat ist dann fein raus. Der funktioniert immer.

Weitere Themen:

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.