Auch deutsche AKW betroffen 18.02.2015, 14:28 Uhr

Druckbehälter belgischer Atomkraftwerke von 16.000 Rissen übersäht

Druckbehälter der beiden belgischen Atommeiler in Doel und Tihange sind mit mehr als 16.000 Rissen übersäht. Die Atomaufsicht des Landes prüft jetzt, ob die entdeckten Schäden die Standfestigkeit der Reaktoren beeinträchtigt. Zudem schlägt die Aufsicht Alarm: Diese Risse könnten in weiteren Atomreaktoren vorkommen.

Druckbehälter im belgischen Atomkraftwerk in Doel: Die Stahlhülle weist 13.047 feine Risse auf. Jetzt prüft die belgische Atomaufsicht, ob der Behälter aufgrund der Schäden explodieren kann.

Druckbehälter im belgischen Atomkraftwerk in Doel: Die Stahlhülle weist 13.047 feine Risse auf. Jetzt prüft die belgische Atomaufsicht, ob der Behälter aufgrund der Schäden explodieren kann.

Foto: Electrabel

Die Ergebnisse einer neuen Analyse der belgischen Atomkraftwerke haben jetzt die Atomaufsicht alarmiert. „Das ist möglicherweise ein weltweites Problem für den ganzen Nuklearsektor“, sagte der Chef der Atomaufsicht, Jan Bens, in belgischen Medien. „Wir haben unsere internationalen Kollegen bereits informiert und beraten.“

Auch die Forscher der Universität Leuven, die die Untersuchungen durchgeführt haben, gehen davon aus, dass auch Reaktoren im Ausland die selben Schäden aufführen könnten. „Ich wäre tatsächlich verwundert, wenn das nicht auch woanders auftritt“, zitiert die taz den Forscher Walter Bogaerts. „Ich befürchte, die Korrosionsaspekte wurden unterschätzt.“

Das Atomkraftwerk Tihange an der Maas: Der von Rissen übersähte Druckbehälter ist derzeit stillgelegt.

Das Atomkraftwerk Tihange an der Maas: Der von Rissen übersähte Druckbehälter ist derzeit stillgelegt.

Quelle: Electrabel

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Techniker in der Tunnelüberwachung und Verkehrssteuerung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Mall GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Wasserwirtschaft / Umweltwissenschaft (m/w/d) Mall GmbH
Donaueschingen Zum Job 
Stadtwerke Bad Vilbel GmbH-Firmenlogo
Regulierungsmanager in Teilzeit/Vollzeit (m/w/d) Stadtwerke Bad Vilbel GmbH
Bad Vilbel Zum Job 
VGH Versicherungen-Firmenlogo
Energiemanager (m/w/d) VGH Versicherungen
Hannover Zum Job 
Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)-Firmenlogo
Dipl.-Ingenieurin / Dipl.-Ingenieur (m/w/d) oder Bachelor / Master (m/w/d) Fachrichtung Architektur oder Bauingenieurwesen Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung Verkehrssicherheit (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Broadcast Solutions GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur* in Vollzeit (m/w/d) Broadcast Solutions GmbH
Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts-Firmenlogo
Sachgebietsleitung (m/w/d) Deponietechnik Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Landespflege, Landschaftsplanung oder vergleichbar (planungsorientierte Ausrichtung) Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen, Donaueschingen, Singen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Liegenschafts- und Gebäudemanagement Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München), Salzgitter, Berlin Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Maschinen- und Anlagentechnik (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 

Die beiden Kontrolleure hatten in Block 3 im Kernkraftwerk Doel in der Nähe von Antwerpen 13.047 feine Risse entdeckt. In Block 2 der Anlage Tihange, nur 70 km südwestlich von Aachen, zählten die Prüfer 3249 Risse. Beide Anlagen sind abgeschaltet. Sie dürfen erst wieder hochgefahren werden, wenn geklärt ist, ob die Risse dazu führen können, dass die Reaktordruckbehälter explodieren.

Die Risse sind ein Störfall, der in den Sicherheitskonzepten nicht vorgesehen ist, weil er als unmöglich gilt. Die Folgen wären katastrophal, weil das stark radioaktive Inventar der Druckbehälter möglicherweise kilometerweit verteilt würde. Die belgischen Atombehörden haben Electrabel, den Betreiber der Kernkraftwerke, zu aufwendigen Messkampagnen und Tests verpflichtet.

Wasserstoff könnte zur Versprödung der Stahlbehälter führen

Bereits 2012 waren Risse festgestellt worden, die aber als nicht sicherheitsrelevant eingestuft wurden. Daher durften die Reaktoren vom Betreiber Electrabel wieder hochgefahren werden. Parallel dazu gab es weitere Messungen, bei denen zahlreiche neue oder unentdeckte Risse festgestellt wurden. Ursache der Risse könnten Wasserstoffeinschlüsse sein. Experten vermuten, es könne sich um Fertigungsfehler handeln, die möglicherweise keinen Einfluss auf die Standfestigkeit der Druckbehälter haben. Diese bestehen aus Stahl und haben eine Wanddicke von bis zu 25 Zentimetern. Dort, wo Rohrleitungen hinein- und hinausführen, sind es noch mehr.

Es könnte sich aber auch um eine so genannte Wasserstoffversprödung handeln, die von innen heraus wirkt. Im Druckbehälter entsteht unter anderem Wasserstoff, der in die stählernen Wände eindringen und deren Festigkeit reduzieren kann. Das könnte das Ende der Reaktoren bedeuten.

Der Druckbehälter im Atomkraftwerk Tihange ist mit 3249 Rissen übersäht. Ähnliche Druckbehälter stehen auch in überwiegend noch aktiven Atomkraftwerken in den Niederlanden, der Schweiz, Spanien, Deutschland und Schweden. 

Der Druckbehälter im Atomkraftwerk Tihange ist mit 3249 Rissen übersäht. Ähnliche Druckbehälter stehen auch in überwiegend noch aktiven Atomkraftwerken in den Niederlanden, der Schweiz, Spanien, Deutschland und Schweden.

Quelle: Electrabel

Mit Hilfe des Forschungsreaktors BR-2 im belgischen Kernforschungszentrum Mol bei Antwerpen finden derzeit Bestrahlungstests statt, die klären sollen, ob es sich in Tihange und Doel um Wasserstoffversprödung handelt. Die Inspektoren arbeiten mit dem Stahl, aus dem die beiden Reaktordruckbehälter hergestellt sind. Diese stellte die seit 1996 nicht mehr bestehenden Firma Rotterdamsche Droogdok Maatschappij her. Eine internationale Expertenkommission wird die Ergebnisse der Bestrahlungstests im April 2015 bewerten.

Greenpeace fordert weltweite Überprüfung

Das Rotterdamer Unternehmen, das ursprünglich eine Schiffswerft war, stellte insgesamt 21 Reaktordruckgefäße her, darunter die der deutschen Kernkraftwerke Brunsbüttel und Philippsburg 1. Beide sind auf Grund der Energiewende abgeschaltet. Betroffen sind zudem überwiegend aktive Reaktoren in den Niederlanden, der Schweiz, Spanien und Schweden.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nahm die Meldung über die zahlreichen Risse zum Anlass, die Überprüfung sämtlicher Druckbehälter auf der Welt zu fordern. „Wie so oft bei Atomkraftwerken wurde die Tragweite des Problems offensichtlich verkannt“, kritisiert Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace. „Es ist dringend notwendig, die Risse im Metall ernster zu nehmen als bisher und weltweit umfangreiche Untersuchungen durchzuführen.“

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.