e-Fuels: Rettet der Konkurrent des E-Autos den Verbrennungsmotor?
Laut Gutachten der Technischen Universität Lappeenranta spielen Treib- und Brennstoffe, die unter dem Einsatz von grünem Strom hergestellt und keine Belastung für das Klima sind, künftig eine entscheidende Rolle. Warum sich e-Fuels als Retter des Verbrenners erweisen könnten.
Biotreib- und Brennstoffe sowie e-Fuels, wie synthetischer Ersatz für Diesel, Benzin, Kerosin und Heizöl genannt wird, können massiv zum Gelingen der Energiewende beitragen. Das ist das Ergebnis einer von der Global Alliance Powerfuels (GAP) in Auftrag gegebenen Untersuchung der Technischen Universität Lappeenranta in Finnland mit dem Titel „Powerfuels in a Renewable Energy World“. GAP ist eine internationale Interessenvertretung für den Ausbau von Powerfuels, die auf Betreiben der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in Berlin gegründet wurde.
e-Fuels: Wenige Bundesländer sind aufgeschlossen
In der Bundespolitik wird diese Konkurrenz fürs Elektroauto dennoch nicht so gern gesehen. e-Fuels kommen meist nur in Nebensätzen vor, obwohl sie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor von jetzt auf gleich zu beinahe umweltverträglichen Vehikeln machen, von Flugzeugen, Schwerlastern, Lokomotiven und Schiffen ganz zu schweigen, bei denen die Elektrifizierung besonders schwierig ist.
Einige Bundesländer sind da aufgeschlossener. So setzen CDU, SPD und FDP in Sachsen-Anhalt als Regierungsparteien auf Technologieoffenheit statt auf erzwungene E-Mobilität, wollen also Autos mit Verbrennungsmotor, die synthetische Treibstoffe tanken, vom Makel der Umweltsünder befreien. Nordrhein-Westfalen, regiert von einer schwarz-gelben Koalition, will mit e-Fuels gar die Lücken stopfen, die das Auslaufen von Braunkohlebergbau und Kohlekraftwerke hinterlässt.
„Sie ermöglichen nicht nur klimaneutrale Mobilität, etwa im Luftverkehr, sondern sind auch ein wesentlicher Enabler für eine klimaneutrale Industrie in Nordrhein-Westfalen“, so NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).
Er geht für 2050 von einem Bedarf an synthetischen Kraftstoffen allein in NRW von rund 140 Terawattstunden aus.
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CO2-neutrale Mobilität: „Kraftstoffe neu denken“
In Baden-Württemberg hat das Landesministerium für Verkehr das Programm „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ aufgelegt. „Ziel ist es, eine schnelle ergänzende Lösung für eine CO2-neutrale Mobilität zu schaffen“, heißt es. Eine Pilotanlage zur Herstellung synthetischer Treibstoffe ist am Karlsruher Institut für Technologie, einem der Projektpartner, bereits in Betrieb.
Die Experten in Finnland betrachten das gesamte Spektrum. Sie sprechen von Powerfuels, zu denen alle klimaneutralen Kraft-, Brenn- und Rohstoffe wie etwa Wasserstoff, e-Kerosin, e-Diesel oder Ammoniak gehören, zu deren Erzeugung regenerative Energie eingesetzt wird.
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Powerfuels decken ein Viertel des Energiebedarfs
Die finnischen Experten kommen zu dem Schluss, dass Powerfuels im Jahr 2050 mit 43.200 Terawattstunden über ein Viertel (28 Prozent) des globalen Endenergiebedarfs decken können. Neben der direkten Nutzung von erneuerbarem Strom werden sie damit in einem solchen Szenario zum wichtigsten Energieträger. Größter Nutznießer ist der Verkehrssektor mit 23.000 Terawattstunden, gefolgt von 15.500 Terawattstunden in der chemischen Industrie. Im Wärmesektor sind im Transformationsszenario 5.000 Terawattstunden veranschlagt.
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Sechs Milliarden Tonnen CO2 gesucht
Für die Erzeugung von kohlenstoffbasierten Powerfuels wie Diesel, Benzin und Kerosin wird die Erschließung umweltverträglicher CO2-Quellen wichtig, denn für die Produktion sind dann rund sechs Milliarden Tonnen nötig. Biogasanlagen liefern bei weitem nicht so viel, und Kohlekraftwerke wird es dann nicht mehr geben. Auch das CO2, das bei der Reinigung von frisch gefördertem Erdgas frei wird, steht dann nicht mehr zur Verfügung. Es wird dann überwiegend direkt aus der Luft gewonnen. So entsteht ein geschlossener CO2-Kreislauf.
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Weltweiter Energiehandel bei e-Fuels
Das Szenario sieht einen globalen Handel für Powerfuels vor, sodass an den weltweit günstigsten Standorten produziert werden kann. Das könnte die Kosten auf 50 bis 80 Euro je Megawattstunde im Jahr 2050 drücken. Das entspricht in etwa 50 bis 80 Cent pro Liter Diesel. Das weltweite Handelsvolumen schätzen die finnischen Forscher auf 2,1 Millionen Euro pro Jahr. Gegenüber einer reinen Selbstversorgung mit Powerfuels könnte vor allem Europa durch Importe aus Südamerika, Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten die Kosten für klimaneutrale Energieträger um 15 bis 30 Prozent reduzieren. Gerade in Regionen mit einem hohen Potenzial erneuerbarer Energien und schwacher Wirtschaft können e-Fuels zum Aufbau einer umweltverträglichen Industrie beitragen.
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