„Eine Marktsättigung ist nicht in Sicht“
Für die Photovoltaik war 2010 ein Rekordjahr. 2011 wird der Markt weltweit weiter wachsen, eine Sättigung ist nicht in Sicht, schätzt Norbert Hahn, Vertriebsvorstand des bayerischen Solarunternehmens IBC Solar. Ziel sei es, die Photovoltaik zu marktgerechten Preisen anzubieten und unabhängig zu werden von politischen Vorgaben.
VDI nachrichten: Herr Hahn, welche Erwartungen haben Sie für 2011?
Hahn: Ruhig wird es auch in diesem Jahr nicht werden. Vor allem die großen Stromkonzerne machen weiter Stimmung gegen die erneuerbaren Energien und bezeichnen sie als verantwortlich für ihre Strompreiserhöhungen. Hier müssen wir weiter dagegenhalten.
Was den Markt betrifft, so wird er weltweit weiter wachsen. Natürlich gibt es Unterschiede: In manchen Ländern tritt die Politik gerade auf die Bremse. Doch insgesamt verstehen immer mehr Menschen, dass eine Abkehr von endlichen Energieträgern unumgänglich ist. Länder wie China und Indien, die ein enormes Wirtschaftswachstum verzeichnen, hungern nach Energie. Und erkennen immer mehr, dass sie diese auch umweltfreundlich und ressourcenschonend erzeugen können.
Kann die Photovoltaik künftig noch ein Wachstumsmarkt sein?
Auf jeden Fall. Eine Marktsättigung ist nicht in Sicht. In Deutschland haben wir ein enormes Potenzial, gerade auf Dachflächen (cirka 160 GW). Auch Konversionsflächen, etwa Flächen, die militärisch genutzt wurden, sind interessant. Unser Ziel ist es, die Photovoltaik zu markt- und wettbewerbsgerechten Preisen anzubieten und so unabhängig zu werden von politischen Entscheidungsträgern.
Wo sehen Sie künftig die Hauptanwendungsgebiete für Photovoltaik in Deutschland?
Die Sonne scheint überall – und kann daher dezentral genutzt werden. Wir sehen Potenzial bei Dachanlagen, bei Ein- und Mehrfamilienhäusern. Große Solarparks helfen, die Preise für Photovoltaik weiter zu senken.
Welche Bedeutung spielt das Exportgeschäft?
Es ist wichtig, global zu handeln. Wir sehen hier gute Möglichkeiten, eine tragende Rolle zu spielen. Wir rechnen damit, dass der Exportanteil unserer verkauften Modulleistung in diesem Jahr 25 % übersteigt.
Die Photovoltaikbranche in Deutschland galt viele Jahre als Innovations- und Technologieführer. Wie schätzen Sie die aktuelle Position ein?
Deutschland hat in einigen Bereichen immer noch die Nase vorn, beispielsweise beim Anlagenbau. Bei der Zell- und Modulherstellung haben andere Länder aufgeholt.
Mit der Globalisierung ist auch der internationale Wettbewerb gestiegen, besonders durch Unternehmen aus Fernost. Wie beurteilen Sie das?
Diese Entwicklung führt – wie in anderen Branchen – zu verstärktem Wettbewerb, doch sie birgt auch Chancen. Man sollte Globalisierung nicht nur unter dem Blickwinkel der Verdrängung sehen. In China, einem der größten Modulproduzenten, kooperieren wir seit Frühjahr 2010 mit der chinesischen Regierung. Wir übernehmen dort unter anderem die Schulung von Installateuren, entwickeln einheitliche Zertifizierungsrichtlinien für Photovoltaikanlagen und -systeme und tragen so dazu bei, dass der Ausbau der Photovoltaik im Land vorangetrieben wird.
Die Einspeisevergütungen werden sinken. Können die Preise für Photovoltaikmodule hier weiter mithalten?
Die reguläre Absenkung der Einspeisevergütung ist im Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) festgeschrieben. Die erneuerbaren Energien müssen bei entsprechendem Ausbau ohne diese Förderung auskommen. Das ist – und muss – die Zielsetzung der Branche sein.
Vor einigen Jahren drohte eine Verknappung der Siliziumvorräte. Welche Rolle spielt die Rohstofffrage derzeit?
Wir beobachten derzeit einen Engpass bei nachgelagerten Fertigungsstufen, beispielsweise bei der Ingot- und Waferherstellung (Ingot: Siliziumkristall, aus dem die Zellwafer geschnitten werden, Anm. d. Red.). Doch auch hier kommen immer wieder neue Anbieter auf den Markt.
Welche technischen Neuerungen zeichnen sich ab?
In der Modul- und Zelltechnologie kommt es aus unserer Sicht nicht zu wesentlichen Neuerungen. Die Industrie hat vor allem die Aufgabe, die Kosten für die bestehenden Fertigungen gemäß den Anforderungen der Politik zu reduzieren. Es werden kontinuierlich Verbesserungen in den Wirkungsgraden der klassischen, waferbasierten Technologien durch Verwendung anderer Pasten und Strukturen auf der Zelle erreicht. Diese Veränderungen drücken sich durch Verbesserungen der Modulleistungen im 5-Watt-Bereich aus.
Auf welche Technologie setzen Sie?
Aus meiner Sicht haben die Hersteller der mono- und polykristallinen Technologien Einsparungen durch Skaleneffekte besser umgesetzt als die allermeisten Dünnschichthersteller. Deswegen ist es logisch, auf die herkömmlichen Technologien zu setzen.
ROBERT DONNERBAUER
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