Einfachfilter PAUL versorgt Menschen auf den Philippinen mit sauberem Wasser
Sauberes Trinkwasser ist in den völlig verwüsteten Gebieten der Philippinen nach dem Supertaifun Hayan Mangelware und überlebensnotwendig. Ein mobiler Wasserrucksack, der selbst in Gegenden ohne jede funktionierende Infrastruktur getragen werden kann, wird jetzt für 50.000 Menschen zur Tankstelle für sauberes Wasser.
Sechs Wasserrucksäcke mit dem Namen PAUL sind schon vor Ort im Katastrophengebiet der durch den Taifun Hayan schwer zerstörten Inselgruppe der Philippinen. Diese Rucksäcke können ganz ohne Energie, ohne Chemikalien, ohne Wartung und vor allem auch ohne geschultes Bedienpersonal verschmutztes Wasser reinigen. Vier einfache Piktogramme erklären die Bedienung so, dass auch Analphabeten an das so dringend benötigte saubere Trinkwasser gelangen.
PAUL ist eine Abkürzung für „Portable Aqua Unit for Lifesaving“. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat die ersten sechs mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlagen in das Katastrophengebiet gebracht. Ein Gerät kostet rund 1000 Euro. Finanziert hat die Anlagen der Deutschen Lions Club, der Transport wird unterstützt durch das Medikamentenhilfswerk action medeor.
Eine PAUL kostet rund 1.000 Euro
Das Gerät ist ein Leichtgewicht im Reigen der mobilen Trinkwasseraufbereitung und trotzdem enorm ergiebig: PAUL wiegt rund 23 Kilogramm und schafft es, bis zu 1200 Liter Wasser pro Tag aufzubereiten. Das Wasser können die Menschen gefahrlos trinken, auch ohne es abzukochen. Das ist das größte Problem in solchen Regionen, die von derartigen Naturkatastrophen heimgesucht werden. Das Wasser der Brunnen und Flüsse ist großflächig verseucht, weil überall verwesende Leichen herumliegen. Die Menschen trinken aus der Not heraus dieses verschmutzte Wasser. Die logische Konsequenz sind heftigste Durchfallerkrankungen bis hin zu Epidemien wie etwa der Cholera.
Bakterien und Viren bleiben in der Membrane hängen
Das Herzstück des Wasserreinigers ist ein Membranfilter, ein Block aus etwa 40 Platten mit Kunststoffmembranen mit einer Oberfläche von zehn Quadratmetern. Dieser Membranfilter wird hydrostatisch betrieben. Der Druck des eingefüllten Wassers presst das Rohwasser durch die Membran und filtriert es. Und dieser Membranfilter sorgt dafür, dass nicht nur Schmutz herausgefiltert wird. Auch Bakterien werden mit einem Wirkungsgrad von über 99,999 Prozent entfernt, bestätigt durch Messung des Instituts Fresenius auf E. coli und Coliforme. Auch Viren werden zu über 99,9 Prozent beseitigt, bestätigt durch Messung der Universität Bonn auf Coliphagen.
Die Filtermembran in einer PAUL verfügt über mikroskopisch kleine Öffnungen, die Bakterien herausfiltert, die größer sind als 40 Nanometer. Cholerabakterien haben eine Größe von rund 300 Nanometer, bleiben somit zuverlässig in der Membrane hängen. Das Wasser, welches die Menschen aus dem Ablasshahn zapfen können, hat nicht Trinkwasserqualität nach deutscher Norm, es ist aber sauber und trinkbar. PAUL ersetzt dabei aber keine stationäre Wasseraufbereitungsanlage. Gifte, Salz und Öl kann die Kleinanlage nicht aus dem Wasser herausfiltern.
Eine Anlage kann 10 Jahre lang Wasser aufbereiten
Erstaunlich ist die versprochene Haltbarkeit der Wasseraufbereitungsanlage. Die Standzeit der in ihrem Inneren verbauten Membrane beträgt rund zehn Jahre. Während dieser Standzeit lässt sich PAUL auch im Dauerbetrieb betreiben. Es muss lediglich gelegentlich die Membrane entleert und gereinigt werden. Es gibt längst Schulen in Afrika und Haiti, wo die Geräte im Dauereinsatz sind und die Schulkinder mit Wasser versorgen.
Ein weiterer Vorteil der Konstruktion aus Kassel ist ihre kompakte Bauart und dadurch große Mobilität. Zunächst wird PAUL als einzelne Einheit per Flugzeug in das jeweilige Katastrophengebiet gebracht. Dort kann sie, wenn die Straßen für Lastkraftwagen unpassierbar sind, sogar auf dem Rücken eines Menschen zum Einsatzort getragen werden.
Ersteinsatz war nach Erdbeben in Chile 2010
Die Idee für PAUL kam aus dem Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft im Fachbereich Bauingenieurwesen der Universität Kassel. Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing Frank-Bernd Frechen wurde dort schon vor sieben Jahren an einem Prototyp zur Aufbereitung von trinkbarem Wasser aus verseuchtem Oberflächenwasser für die Grundversorgung von kleineren Gruppen von 200 bis 500 Personen gearbeitet. Diese Prototyp-Entwicklung im Jahre 2006 wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt DBU unterstützt. Seinen ersten Einsatz hatte die serienreife PAUL nach dem Erdbeben in Chile Anfang des Jahres 2010.
131 PAUL-Anlagen reinigen Wasser für 50.000 Philippinos
Inzwischen sind über 700 der innovativen Wasserrucksäcke im weltweiten Einsatz, unter anderem in Pakistan, in Haiti, Vietnam, Thailand, Kamerun und in Kenia. Am kommenden Donnerstag werden 125 weitere der mobilen Wasseraufbereiter im Katastrophengebiet afu den Phillipinen landen. Die dann insgesamt 131 Wasserrucksäcke können dann für über 50.000 Menschen verunreinigtes Wasser aufbereiten. Organisiert haben diesen Einsatz die Welthungerhilfe, die Organisation HELP und die Johanniter.
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