NACHTSTROM FÜR DIE Eismaschine 27.11.2014, 12:54 Uhr

Eis als Stromspeicher: Schöne Kühle in den heißen Büros von Kalifornien

Kalifornien steht für Meer, endlose Strände – und Hitze. Die Klimaanlagen in Los Angelos und San Francisco sind im Dauereinsatz, um für erträgliche Temperaturen zu sorgen. Jetzt wollen Ingenieure billigen Nachtstrom nutzen, um Eis herzustellen, mit dem tagsüber Häuser gekühlt werden.

Los Angeles bei Hitze am Tag: Ein Unternehmen will günstigen Nachtstrom nutzen, um Eis herzustellen, das tagsüber genutzt wird, um Büros zu kühlen.

Los Angeles bei Hitze am Tag: Ein Unternehmen will günstigen Nachtstrom nutzen, um Eis herzustellen, das tagsüber genutzt wird, um Büros zu kühlen.

Foto: Neil Kremer/Flickr CC BY-ND 2.0

Wenn es Nacht wird im Raum Los Angeles, beginnen künftig unzählige Eisbären auf den Dächern von Hochhäusern und Bürogebäuden zu brummen. Die elektrisch betriebenen Geräte mit dem Namen Ice Bear, also Eisbär, verwandeln mit dem günstigen und im Überfluss zur Verfügung stehenden Nachtstrom jeweils 2000 Liter Wasser in Eis. Zwei Tonnen Eis, das ist reichlich, um der Tageshitze den Garaus zu machen.

Die Idee ist genial einfach: Durch die Wassertanks schlängeln sich Kupferrohre, durch die das Kältemittel strömt. Tagsüber, wenn die kalifornische Sonne scheint, nimmt das Kältemittel die Kälte des Eises auf, um die Räume des Hauses zu kühlen. Haupteffekt: Der Verbrauch von teurem Tagstrom sinkt. Jeder Eisbär verlagert zehn Kilowatt elektrische Energie vom Tag auf die Nacht, in der Strom weitaus günstiger ist.

Wenig Wind- und Solarstrom in Kalifornien

Eis als Energiespeicher und Puffer: Das ist in Kalifornien eine Möglichkeit, um Gaskraftwerke konstanter laufen lassen zu können. Denn derzeit müssen sich die Kraftwerke den starken Schwankungen anpassen. Und trotz der idealen Standortbedingungen werden Wind und Sonne in Kalifornien kaum als Energieträger genutzt.

So liegt die installierte Windenergieleistung in Kalifornien bei mageren 4000 Megawatt. Zum Vergleich: In Deutschland sind 35.500 MW installiert. Solaranlagen kommen im Sonnenstaat am Pazifik auf magere 1000 Megawatt, im deutlich trüberen Deutschland dagegen auf 37.000 Megawatt.

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Die Klimaanlagen Ice Bear verwandeln nachts 2000 Liter Wasser in Eis, das dann genutzt wird, um die Raumluft in Büros und Wohnungen zu kühlen. Damit wird günstiger Nachtstrom genutzt und die Stromnachfrage tagsüber reduziert. Ein Eistank speichert die Energie für sechs Stunden Kühlung.

Die Klimaanlagen Ice Bear verwandeln nachts 2000 Liter Wasser in Eis, das dann genutzt wird, um die Raumluft in Büros und Wohnungen zu kühlen. Damit wird günstiger Nachtstrom genutzt und die Stromnachfrage tagsüber reduziert. Ein Eistank speichert die Energie für sechs Stunden Kühlung.

Quelle: Ice Energy

Kern- und Kohlekraftwerke spielen in Kalifornien dagegen eine untergeordnete Rolle. Jede Erhöhung oder Absenkung der Kraftwerksleistung und erst recht Abschalten und wieder hochfahren erhöht den Verschleiß und treibt die Wartungs- und Reparaturkosten in die Höhe. Da könnten die Eisanlagen auf den Dächern wenigstens einen Beitrag leisten, um die starke Stromnachfrage am Tag wenigstens teilweise auf die Nacht zu verlagern.

2500 Eisbär-Geräte sind bestellt

Die Ice Bears können bis zu sechs Stunden lang Kälte liefern, das ist etwa die Zeitspanne, in der die Sonne die meiste Kraft entwickelt. Das System hat das kalifornische Unternehmen Ice Energy entwickelt. Gerade hat es, wie das Online-Portal green.wiwo.de meldet, einen Vertrag mit dem kalifornischen Stromversorger Southern California Edison zur Nutzung von 2500 Eisbären abgeschlossen, die bei 17 Großkunden installiert werden sollen. Über das finanzielle Volumen des Vertrags will James White, amtierender CEO von Ice Energy, nicht sprechen.

Eisbär-Geräte wären für Deutschland allerdings nicht geeignet. Zwar könnten sie überschüssigen Windstrom speichern. Doch der Bedarf an Klimakälte ist derzeit zu gering. Zudem ist Solarstrom in Deutschland im Überfluss vorhanden – und wird genau dann produziert, wenn Klimakälte benötigt wird.

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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