Schottland testet neue Heiztechnologie 24.10.2024, 11:25 Uhr

Elektrische Tapeten als Lösung für Altbauten?

Bieten elektrische Tapeten eine nachhaltige Lösung für Altbauten, um Heizkosten zu senken und CO-Emissionen zu reduzieren?

Altbauten in Glasgow

In einigen Altbauten in Glasgow sollen elektrische Tapeten getestet werden, um die Klimaziele zu erreichen.

Foto: PantherMedia / Cornfield

Schottland hat das Ziel, bis 2045 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Der Heizbedarf von Gebäuden ist dabei ein zentrales Problem, das gelöst werden muss. In einem Pilotprojekt testen schottische Forscherinnen und Forscher nun eine innovative Lösung: elektrische Tapeten. Diese Technologie soll den Verbrauch fossiler Brennstoffe reduzieren und gleichzeitig eine effiziente Wärmeerzeugung ermöglichen.

Doch wie funktioniert diese neuartige Heizmethode und warum ist sie gerade für Altbauten in Schottland interessant? Im zweiten Teil des Beitrags gehen wir der Frage nach, ob solche elektrischen Tapeten sinnvoll sind und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

Herausforderung: Hohe CO₂-Emissionen durch Gasheizungen

Der Großteil der Haushalte in Schottland heizt immer noch mit Gas. Etwa 84 % der schottischen Gebäude nutzen diese Methode, was zu rund 36 % der jährlichen CO₂-Emissionen des Landes beiträgt. Das Ziel, die Emissionen bis 2045 auf null zu reduzieren, macht es erforderlich, Alternativen zu finden. Vor allem die schlecht isolierten Altbauten stehen im Fokus.

Schottland hat eine der ältesten Gebäudebestände in Europa, und viele dieser Häuser sind schlecht isoliert. Diese Gebäude verlieren bis zu dreimal schneller Wärme als moderne Bauten, was den Heizbedarf enorm erhöht. In einem Land, das näher an der Arktis liegt als viele andere europäische Staaten, ist das Heizen ein besonders energieintensives Unterfangen.

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Elektrische Tapeten: Effiziente Heizlösung für Altbauten?

Im Rahmen eines Projekts der West of Scotland Housing Association, des Stadtrats von Glasgow und mehrerer schottischer Universitäten wird eine mögliche Lösung für dieses Problem getestet: elektrische Tapeten. Diese Tapeten, die einfach an der Decke oder Wand angebracht werden, erzeugen Infrarotstrahlung. Der Vorteil: Die Wärme wird emissionsfrei erzeugt (sofern der Strom aus erneuerbaren Energien stammt).

Die Tapeten bestehen aus dünnen Kupfer- und Graphenstreifen, die durch den Strom erhitzt werden. Die entstehende Infrarotstrahlung erwärmt den Raum laut Pressemitteilung in nur wenigen Minuten, ohne dass fossile Brennstoffe verbrannt werden. Das macht sie zu einer sauberen und nachhaltigen Alternative zu traditionellen Gasheizungen.

„Glasgow hat etwa 70.000 Mietwohnungen, daher ist es für eine Netto-Null-Zukunft unerlässlich, neue Lösungen für eine effizientere Beheizung zu finden“, erklärt Ruairi Kelly, Stadtrat von Glasgow. Das Pilotprojekt in zwölf Mietshäusern in Glasgow ist Teil dieser Bemühungen. Ziel ist es, nicht nur den Energieverbrauch zu senken, sondern auch die Wohnqualität zu verbessern.

Nachhaltige Energiequellen im Fokus

Ein weiterer Vorteil der elektrischen Tapeten ist laut Forschungsteam ihre Kompatibilität mit erneuerbaren Energiequellen. Der Strom für das System kann aus den Offshore-Windparks vor der Küste Schottlands stammen. Damit würde die Wärmeerzeugung nicht nur emissionsfrei erfolgen, sondern auch auf erneuerbaren Energien basieren.

Schottland hat bereits erhebliche Fortschritte im Ausbau erneuerbarer Energien gemacht, insbesondere bei der Nutzung von Windkraft. Mit Projekten wie diesen soll der Übergang zu einer CO₂-neutralen Zukunft beschleunigt werden. „Innovative Pilotprojekte wie dieses sind unerlässlich, um die Probleme der Energiekosten und Emissionen in den Häusern von Glasgow anzugehen“, so Kelly.

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Wissenschaftliche Unterstützung durch IoT und KI

Um die Wirksamkeit der elektrischen Tapeten zu überwachen, nutzen die Forschenden moderne Technologien wie IoT-Sensoren und KI-gestützte Analysen. Diese Systeme sammeln Daten über Temperatur, Energieverbrauch und Komfortniveau. Auch die Mieter der getesteten Wohnungen werden regelmäßig befragt. Laut der Pressemitteilung gaben sie bisher durchweg positives Feedback.

„Der Startkapitalfonds wurde entwickelt, um institutionenübergreifende Forschungspartnerschaften zwischen schottischen Universitäten und externen Organisationen, darunter Gemeindegruppen, Regierungsstellen und der Privatwirtschaft, zu stärken“, erklärt Lisanne Gibson, Vorsitzende von Scotland Beyond Net Zero. Dieses Forschungsprojekt gehört zu einer Reihe von Initiativen, die sektorübergreifend Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft entwickeln.

Wie sinnvoll sind elektrische Tapeten?

Die Informationen der Universität Glasgow geben keine Auskunft darüber, wie warm die elektrischen „Tapeten“ an der Oberfläche werden. Es gibt jedoch bereits verschiedene dünne Niederspannungs-Heizsysteme auf Kohlenstoffbasis, die als „Tapeten“ oder Heizfolien für Wände, Decken und Fußböden erhältlich sind. Diese Systeme, die oft als „Infrarot“, „Ferninfrarot“ oder „Strahlungsheizungen“ beworben werden, arbeiten in der Regel mit Niederspannung über Transformatoren und können großflächig verlegt werden.

Die Oberflächentemperatur dieser Heizsysteme erreicht maximal 40°C und sinkt weiter, wenn sie durch Putz, Teppiche oder Farben abgedeckt sind. Der überwiegende Teil der abgegebenen Wärme erfolgt durch Konvektion und Konduktion, wobei der Anteil an Strahlungswärme (Infrarot) relativ gering ist.

Auch wenn großflächig an Wänden und Decken angebracht, können diese elektrischen Tapeten nicht wirklich als Infrarotheizungen bezeichnet werden, selbst wenn sie die Wohnung wärmen. Die internationale IEC-Norm bewertet Heizkörper mit einer Oberflächentemperatur von 40 °C oder weniger als ungeeignet für die Strahlungsheizung.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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