Endlager für Atommüll im Schacht Konrad wird frühestens 2022 fertig
Drei Jahre später als geplant wird das Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall im Schacht Konrad bei Salzgitter in Betrieb gehen. Der zuletzt genannte Termin 2019 ist nicht zu halten, weil der Beton der Schächte nicht stabil genug für die Förderkörbe ist und erst verstärkt werden muss.
2022 soll der Schacht Konrad als zentrales deutsches Endlager für den schwach- und mittelradioaktiven Abfall aus den deutschen Atomkraftwerken fertig sein. „Aus heutiger Sicht gehen wird davon aus, dass wir im Jahr 2022 Schacht Konrad in Betrieb nehmen können“, kündigte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am gestrigen Montag, in der beim Deutschen Bundestag angesiedelten Endlager-Kommission an.
Schacht Konrad hat Betonkrebs
Noch vor kurzem galt das Jahr 2019 als gesetzt zur Eröffnung. Doch der Schacht, in dem vor allem der Müll aus dem Abbruch deutscher Atomkraftwerke gelagert werden soll, hat „Betonkrebs“, das ist eine chemische Reaktion zwischen Alkalien des Zementgesteins im Beton und der Gesteinskörnung mit alkalilöslicher Kieselsäure.
Durch die chemische Reaktion ist das Mauerwerk brüchig geworden, welches die beiden jeweils über einen Kilometer langen Röhren hinunter in die Tiefe umschließt. Als das inzwischen stillgelegte Eisenerzbergwerk Ende der 1950er Jahre errichtet wurde, haben die Maurer ganz offenbar beim Mischen des Mörtels am Zement gespart, so die Meinung der Experten der für den Umbau zuständigen Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern, kurz DBE.
Endlager kostet 2,9 Milliarden Euro
Als Folge muss nun der Schacht aufwendig mit Betonkonsolen verstärkt werden. Anders ist es nicht möglich, die Stahlschienen zu befestigen, die die Förderkörbe einmal halten sollen. Das treibt die Kosten für das Endlager weiter in die Höhe. Es wird wohl noch einmal 170 Millionen Euro teurer. Von den ursprünglich kalkulierten 900 Millionen Euro liegen die Schätzungen jetzt um satte 2 Milliarden Euro höher und belaufen sich auf 2,9 Milliarden Euro.
Der Schacht Konrad ist als Endlager für schwach- und mittelstrahlenden Abfall unverzichtbar, um die acht Kernreaktoren, die 2011 nach der Atomkatastrophe von Fukushima stillgelegt wurden, abreißen zu können.
Das ehemalige Erzbergwerk kann 303.000 Kubikmeter dieses strahlenden Mülls aufnehmen. Dort sollen zum Beispiel kontaminierte Metalle und Baustoffe, Schutzbekleidung und Reinigungsmaterialien eingelagert werden. Im Schacht Konrad sollen 95 Prozent der radioaktiven Abfälle aus deutschen Kernenergieanlagen unter der Erde verschwinden.
BfS rechnet erst 2050 mit betriebsbereiten Endlager
Diese 95 Prozent machen aber nur ein Prozent der Radioaktivität aus. Die Suche für ein Endlager für die hoch radioaktiven Abfälle hat gerade eben wieder neu begonnen, nachdem der Salzstock Gorleben in Niedersachsen politisch gescheitert war.
Eine 33-köpfige Kommission soll bis zum Jahre 2016 zunächst erst einmal die Grundlagen für die neue Suche nach einem Endlag für hoch radioaktive Abfälle erarbeiten. Der Standort soll bis 2031 feststehen.
Selbst wenn die Suche gelingt, wird es voraussichtlich noch 20 Jahre dauern, bis es auch gebaut ist. Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), rechnet frühestens im Jahr 2050 mit einem betriebsbereiten Endlager für hochradioaktiven Abfall. „Das wäre sehr ambitioniert“, sagte König.
Wie lang die Realisierung eines Endlagers dauert, zeigt der Schacht Konrad, obwohl er nur schwach- und mittelradioaktiven Abfall aufnehmen soll. 1984 nannte das Deutsche Atomforum das Jahr 1989 als Datum für die Eröffnung, dann galt das Jahr 2014 als gesetzt, dann 2019. Jetzt also 2022. Doch aucher dieser Termin ist keinesfalls sicher.
Unsicherheiten gibt es auch genug: Erst vor wenigen Tagen geriet das Endlager-Projekt in die Schlagzeilen, weil sich die vier großen Energielieferanten RWE, EON, EnBW und Vattenfall nicht länger an den Kosten für Schacht Konrad und den Salzstock Gorleben beteiligen wollen.
Laut Atomgesetz sind sie verpflichtet, die durch die Lagerung ihres atomaren Abfalls entstehenden Kosten zu übernehmen. „Uns liegen Widersprüche für 2013 und 2014 vor“, sagte ein Sprecher des BfS. Die vier Energieriesen wehren sich gegen Zahlungen von 230 Millionen Euro.
Namensgeber ist Konrad Ende von der Salzgitter AG
Konrad Ende, der frühere Aufsichtsratschef der Salzgitter AG, ist der Namensgeber für die beiden Schächte, die in den 1950er Jahre bis knapp 1.200 Meter nahe der Stadt Salzgitter in die Tiefe getrieben wurden. Ein wirtschaftlicher Erfolg war dem Schacht Konrad auch zu seiner Bestimmung als Eisenerzbergwerk nicht wirklich gegeben.
1965 begann der Erzabbau, wurde aber schon 1976 wieder eingestellt, weil das Eisenerz aus Niedersachsen auf dem weltweiten Markt nicht konkurrenzfähig war. Ausländisches Erz mit zum Teil höherem Eisenanteil konnte nach Angaben der DBE wesentlich preisgünstiger importiert werden.
Insgesamt wurden in der Grube Konrad mehr als 6,7 Millionen Tonnen Eisenerz abgebaut. Das macht aber lediglich 0,5 Prozent des gesamten Vorkommens dieser Lagerstätte aus.
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