Energie-Gipfel 2025: Europas Antwort auf Trumps Rückschritt
Mehr europäische Zusammenarbeit – das war die klare Botschaft von Industrie, Verbänden und Politik auf dem Energie-Gipfel 2025 in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Die Energiewende weiterentwickeln, mehr europäische Zusammenarbeit, aber keine Rolle rückwärts in der Energie- und Klimapolitik à la Trump. Diese Botschaft stand im Mittelpunkt des heutigen Auftakts zum Handelsblatt Energie-Gipfel 2025 in Berlin. Offensichtlich haben die morgendlichen Nachrichten über Trumps Anti-Energiewende-Kurs die Teilnehmer des Energie-Gipfels im bis auf den letzten Platz gefüllten Berliner Congress Center noch enger zusammengeschweißt.
„Wenn wir dagegenhalten wollen, müssen wir das aus eigener Kraft tun, wir müssen selbst noch besser werden. Wir sollten nicht glauben, dass das, was derzeit in den USA passiert, ein Vorbild für uns sein kann“, brachte es Wirtschaftsminister Robert Habeck in seiner Eröffnungsrede auf den Punkt. Auch seine Forderung nach mehr europäischer Zusammenarbeit als Antwort auf Trump erhielt viel Beifall.
Energiewende muss systemdienlich werden
Als wichtige Stellschrauben, um die Energiewende noch sicherer und bezahlbarer zu machen, sieht Habeck den verstärkten Ausbau regelbarer Kraftwerkskapazitäten, mehr Energiespeicher – auch durch die Nutzung der Möglichkeiten des bidirektionalen Ladens von Elektroautos –, die Flexibilisierung von Verbrauch und Nachfrage sowie den Netzausbau. Er sprach sich dafür aus, auch kleinere Photovoltaikanlagen in Zeiten von Erzeugungsspitzen systemdienlicher zu betreiben, das heißt, den Strom zwischenzuspeichern bzw. die Einspeisevergütung entsprechend anzupassen. Längst überfällig sei der seit Jahren angekündigte Roll-out intelligenter Messsysteme (Smart Meter). Weitere Verzögerungen könne man sich hier nicht leisten, räumte der Bundeswirtschaftsminister selbstkritisch ein.
Dagegen habe der Stromnetzausbau mit rund 2000 km neuer Leitungen 2024 Fahrt aufgenommen, stellte der Bundeswirtschaftsminister fest. Dennoch seien hier noch deutlich mehr Investitionen nötig, um den Strom aus erneuerbaren Energien dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird, und um damit die Energiesicherheit zu stärken. „Wir müssen die Bedingungen ändern, um Investitionen in die Stromnetze vorzufinanzieren, das gibt die Schuldenbremse derzeit nicht her“, betonte Habeck.
Europa braucht mehr heimische Energie im Portfolio, um Trump abzuwehren
Die Antwort auf Trumps Forderung nach mehr europäischen Öl- und Gasimporten aus den USA könne nur lauten, mehr Energie in Europa selbst zu erzeugen, sprich: die erneuerbaren Energien auszubauen, betonte Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender des österreichischen Stromerzeugers Verbund. „Das ist keine Frage der Ideologie, sondern der Ökonomie“, so Strugl. Denn je mehr Europa von Energieimporten abhängig sei, desto mehr sei es Preisschwankungen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten ausgesetzt.
Strugl brach – wie auch Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des BDEW, Michael Lewis, CEO von Uniper, und Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur – eine Lanze für den weiteren Ausbau des europäischen Strom- und Energieverbundes. Damit könnten auch Erzeugungs- und Lastspitzen des fluktuierenden Wind- und Solarstroms besser abgefedert werden.
Noch kracht es bei der Umstellung auf einen Strommarkt, der die Energiewende berücksichtigt
Wobei gerade verbrauchsstarke Länder wie Deutschland in der Pflicht stünden, genug steuerbare Kraftwerkskapazitäten insbesondere für Dunkelflauten vorzuhalten, um negative Auswirkungen auf die Strommärkte benachbarter Länder wie Österreich oder Dänemark zu vermeiden. Notwendig seien aber auch stärkere finanzielle Anreize für einen flexibleren – an die Erzeugung angepassten – Stromverbrauch, so der Verbund-Chef.
Einhellig sprachen sich die Teilnehmer des Panels „Gemeinsam Europas Energie sichern“ gegen eine weitere Aufsplitterung der bestehenden Strompreiszonen aus, wie sie teilweise politisch diskutiert wird. Dies würde die derzeit hohe Liquidität des deutschen Strommarktes schwächen und zu Konflikten zwischen den Bundesländern führen, weil Strom im verbrauchsstarken Südwesten teurer würde, warnten Müller und Andreae.
Andreae plädierte zudem dafür, die heftig diskutierten Strompreisschwankungen richtig einzuordnen. Diese seien auch eine marktwirtschaftliche Folge des europäischen Energiebinnenmarktes. Wenn Strom in Spitzenzeiten im Überfluss vorhanden ist, ist er günstig oder sogar zu negativen Preisen zu haben, in Zeiten der Knappheit ist er teuer. Dennoch seien mehr Investitionen in flexible Spitzenlastkraftwerke, Speicher und Netze notwendig, betonte sie. Die energiepolitische Diskussion in Deutschland habe sich lange zu einseitig auf die – erneuerbare – Stromerzeugung konzentriert. „Wir haben zu wenig darüber gesprochen, wie der Strom zum Verbraucher kommt, wir haben viel zu wenig über Infrastruktur und Netze gesprochen“, so Andreae.
Solidarbeitrag zur Infrastrukturfinanzierung bleibt weiter nötig
In diesem Zusammenhang verteidigte Müller die zum Teil heftig kritisierten Baukostenzuschüsse für den Netzanschluss von Energiespeichern und Ökostromanlagen. Diese seien ein notwendiger Solidarbeitrag zur Infrastrukturfinanzierung und zur notwendigen Senkung der Netzentgelte.
Ein großes Potenzial zur Kostensenkung beim Netzausbau sieht Müller in der netzdienlichen Steuerung von Batterien, Wärmepumpen, Klimageräten und privaten Ladepunkten für Elektroautos. Die entsprechende Regelung des § 14a EnWG (Energiewirtschaftsgesetz) tritt nun schrittweise in Kraft. Im Gegenzug profitieren die Verbraucher von reduzierten Netzentgelten. Müller sieht darin auch eine große Chance, das bidirektionale Laden von E-Autos weiter voranzutreiben.
Ein Beitrag von: